Full text: Friedrich Wilhelm August Murhard

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trotzig hemmend in den Weg tritt oder sie mit Gewalt zurückzuwäl- 
zen wähnt, weihet sein #aupt und seine Werke den Güttern der Un- 
terwelt"(ebd.311). Rechtsverletzung und Nichtachtung von Verträ= 
gen konnte der Vertrauensmann der westfälischen Domänenkäufer 
ebenso sehr dem Reaktionsleuten vorwerfen, wie im Hinblick gerade 
auf die Verhältnisse seiner enzeren kurhessischen Heimat schreiben 
denn leichter ertragen, wie die Zrfahrung lehrt, die in der AivdE 
Lisation und in der RA fortschreitenden Völker die Beibehal- 
tung und schonende Behandlung selbst längst veralteter Formen und 
Einrichtungen, in welchen nicht selten im stillen unmerklich be= . 
deutende Veränderungen im Läufe der Zeit erfolgt sind,wodurckh sie‘ 
mehr. oder weniger sich den Bedirfnissen der Gegenwart angepasst 
haben, als eine planmässige und gewöhnlich nicht ohne Leidenschaft 
durchgeführte Wiederabschaffung und He EEaeTUnG der ins _ Öffentliche 
Leben übergegangenen Verbesserungen" (ebd.311). a 
Und mit den RBeaktiohsmännern auf eine Stufe zu stellen 
sind ihm die „Deutschtümler", deren Unwesen besonders Görres mit 
Seinem „Rheinischen Nerkur” Er QS7E070R0n, (908-312). Diese „Ritter 
einer entseelten Verzangenheit" #Staatslex. Reformen” Ba.11/423), 
die in der Vergangenheit schwärmen und Rücke nach dem Schnitt. 
früherer Zeiten tragen und für fAuinen und zerfallenes Gemäuer ei= 
nen eigenartigen Geschmack aufbringen (Staatslex. „Reaktion"Bd.11/ 
325), verfolgt Murhard mit beissendem Spott. Ihnen hält er vor, 
dass wie der Mammut ausgestorben, ObuCh} man seine Reste noch Tin- 
det, auch die Institutionen des Mittelalters dahin sind, und dass’ 
gie„in ihrer Verirrung nichts anderes wollen,&l1s dass die Flegel- 
jahre dır Völker ihr ewiger Normalzustand seien, dem sich alle 
weitere Bildung xn&®isch unterwerfen sohl"(eba. 212) und dass sie, 
die das auch die Änsichten der Besten verwirrende Märchen vom 
3chreckgespenst der Revolution aufgebracht, in Wahrheit Bevolu=- 
tionäre seien einer Revolution nach rückwärts (ebd.325=26). S 
a. Im Grunde triumphiert in Murhard immer wieder der Glau« 
be an einen Fortschritt, und „das Ende allen Kempfes mit der 2eak- 
tionären Partei wie heftig or vielleicht auch noch entbrennen mag, 
wird auch in Deutschland sein, dass der Valksgeist aus ihm gerei=- 
nigt, geläutert und weiter befreit hervorgeht, und. dass zuletzt | 
eine höhere politische Organisation sich. aufbauen wird als bisher 
sich hat bilden können" (e0bd,3%3 331). nn 
a "Wenn so Murhards Stellungnahme zu den konservierenden 
Parteien, „der Adelsaristokratie im Bunde mit der Hterarchie" 
(eb0.318) naturgemäss bedingt wird durch seine Auffassung vom 
Wert des Historischen und der Geschichte, und vom höheren Recht - 
der absoluten Moral gegenüber gewordenen und bestehenden Zuständen 
so ist darin enthalten, dass er selbstverständlich auch alle. 
staatlichen und sozialen Organisationsformen mit geschichtlicher _ 
Untergründung ablehnt. Aber auch innerhalb der liberalen Auffas- | 
sung gewinnt er in der Auseinandersetzung mit dem historischen | 
Problem, sofern es sich um Reformationen handelt,einen besonderen 
Standpunkt. In der Bewertung von Geschichte und Philosophie sieht 
Murhard ganz deutlich das Trennende zwischen seiner Richtung des 
Liberalismus und der einem Pölitz, Angillon, Jordan u.a, (Staats. 
lex.„Ref."34.11/428). Diese Richtung charakterisiert er:„Manche 
Überreste der verflossenen Zeitperiode der Germanentümler zeigen 
sich noch in unserem Tagen bei jenen halbäilheralen Justemilieu-. 
männern, die so gern das Neue mit dem Alten möchten und dem Deut- 
schen predigen,dass das, was in England und Amerika für Freiheit 
gilt, für sie keine passende Freiheit sein würde, dass vielmehr 
ür sie nur im Abwarten Freiheit und Heil zu finden. Das ist eine 
bequeme Manier, es weddr mit den Reaktionsmännern noch mit den: 
Liberalen zu verderben und den Schein der Parteilosigkeit zu be= 
haupten"(Staatslex. .Keaktion" 34.11/313), Murhard weiss oebr mh) 
dass die Schwierigkeit einer Auge inands SSR LM dem historisch 
Gegebenen nicht unbeträchtlich ist,weil sich a les bisher nach 
historischem Rechte orientierte (Staatslex. Reformen" Ba.11/423), 
wirkte doch selbst auf der. tabula rase der Pransösischen Bevolus 
tion ungeheuer viel Mittelalterliches nach. (ebd. ).Allein „was 
in dem Bestehenden wirklich veraltet oder ;noüch haltbar sei,was 
mit dem Geist der jüngeren Zeit vereinigt werden kann oder demsel- 
ben erade widerstreitet, vermag uns wen? -#r die Geschichte zu
	        
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