Es wurden verschiedene Apparate gebaut, bei welchen ebenso wie beim
elektrischen Glühlichtbad einilache Glühlampen als Wärmequellen gebraucht
wurden. Alle diese Apparate haben den Nachteil, dass sie zur Erzeugung von
aktiver Hyperämie im Sinne Professor Biers nicht gut verwendbar sind, da
die Wärmestrahlung eine zu grosse ist und die Patienten Temperaturen über
60—65° C. kaum vertragen. Es kommt dabei zu einer starken Rötung der
Haut, auch zur Transpiration, aber nicht zu einer aktiven Hyperämie, für
welche höhere Temperaturen erforderlich sind.
Dr. Lindemann‘) hat einen, Elektrotherm genannten Apparat gebaut, bei
welchem zum ersten Male elektrische Drahtwiderstände zur Erzeugung von
heisser Luit verwendet wurden. Dieser Apparat ist aber leider nur für einzelne
Gliedmassen und auch hier nicht einmal für Hüfte und Schulter zu verwenden.
Ich habe in meinem Karlsbader Institut mehrere Jahre hindurch zuerst
Spiritus-, dann Gasapparate verwendet, immer wieder neue „Systeme“ und
Modelle versucht und da ich mit keinem derselben zufrieden war, habe ich
unter ständiger Kontrolle der praktischen Verwendbarkeit, nach vielen Ver-
suchen und Aenderungen eine Serie von Apparaten mit elektrischer Heizung
konstruiert, welche, wie ich glaube, allen Anforderungen der bequemen und
dabei absolut sicheren Handhabung, der Gleichmässigkeit der Innentemperatur
und präzisen Kontrolle beim Auf- und Absteigen derselben nach jeder Richtung
entsprechen.
Dr. Max Immelmann hat diese Apparate im Balneologenkongress in Berlin
demonstriert und in seinem Vortrage die praktische einfache und sichere Ver-
wendbarkeit, nach einjährigem Gebrauch derselben in seiner vielbesuchten
Anstalt, so sehr gelobt, dass durch diese Apparate die Anwendung der Heissluft-
behandlung jedenfalls bedeutend erleichtert und infolgedessen auch erweitert
werden dürite.
Das London-Hospital in London-Whitechapel hat Ende 1908 eine eigene
Heissluftabteilung eingerichtet und daselbst 8 von mir konstruierte Apparate
aufgestellt. Nach der mir zugekommenen offiziellen Mitteilung wurden daselbst
im ersten Betriebsjahre 10859 Heissluftbehandlungen verabiolgt.
Jeder Arzt, der sich mit Heissluftbehandlung beschäitigt hat, muss zu-
gestehen, dass er bei Verwendung von Gas- oder Spiritusheizung gegen
mannigfache Uebelstände anzukämpifen hat und dass dies die Ursache ist,
weshalb diese Therapie, trotz ihrer ganz eklatanten und in manchen Fällen
überraschend schnellen Heilerfolge bisher nicht die allgemeine Anwendung ge-
funden hat, welche ihr mit Recht gebührt.
Indikationen für Heissluftbehandlung
Die Literatur über diese Therapie und deren Resultate ist mit Rücksicht
darauf, dass seit der ersten Publikation Prof. Biers über diese Methode nicht
mehr als zwei Dezennien verflossen sind, eine überaus zahlreiche, und wir
können die Indikationen der Anwendung ziemlich genau präzisieren.
!') Dr. Lindemann, Münchener med. Wochenschrift 1898, Nr. 46.