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gesetzes, die am 30. Dezember dem Kurfürsten vorgelegt und, nachdem sie
auch (den 2. Januar) von den Ständen angenommen war (5. Januar 1831),
vom Kurfürsten genehmigt und unterzeichnet wurde. Jordan als den Haupt
verfasser der neuen Konstitution ehrte die hiesige Bürgerschaft durch ein an
seinem Hamenstage, dem 31. Dezember, veranstaltetes großes Bankett.
Als Tag der feierlichen Verkündigung hatte Wilhelm II. den 8. Januar,
einen Freitag, festgesetzt. Am Tage vorher war auf feine Einladung
die Kurfürstin mit ihrer Tochter, der Prinzeß Karoline, von Fulda hier ein
getroffen, auch der Kurprinz war anwesend. Die Verkündigung sollte im
gelben Saale des Bellevueschlosses vorgenommen werden, vor welchem dies
mal neben einem Bataillon Leibgarde auch ein Bataillon der Bürgergarde
Aufstellung genommen hatte, während der übrige Teil derselben auf dem
Königsplatze angetreten war. Wir dürfen die Zeremonie der Übergabe des
Dokumentes durch den Kurfürsten an den Präsidenten der hessischen Stände,
den Erbmarschall Freiherrn Kiedesel, und die Beschwörung durch die Minister
und die Vertreter des Landes hier übergehen. 101 Kanonenschüsse aus den
auf dem Bowlinggreen in der Aue aufgestellten Beschützen gaben der Stadt
und dem Lande das Ereignis kund. Die Ständeversammlung aber beschloß
noch in selbiger Sitzung die Errichtung eines Denkmals des Kurfürsten. Unter
dem Jubel des Volkes kehrte Wilhelm II. in das Palais am Friedrichsplatze
zurück. Abends war die ganze Stadt festlich erleuchtet, und in zahllosen trans
parenten Sinnsprüchen ward die Vollendung des Werkes, von dem man
eine ganz neue Ara und den Anbruch einer glücklicheren Zeit für Hessen er
wartete, gepriesen. Als die kurfürstliche Familie abends vom Palais in lange
vermißter Eintracht zum Theater fuhr, wurde sie von Tausenden froher Men
schen begrüßt.
Am Morgen des nächstfolgenden Sonntages empfing Wilhelm II. eine
Abordnung des Magistrats unter Führung des Bürgermeisters Schomburg,
die ihm den Dank der Stadt Cassel abstatten sollte. Dann war großer Fest-
gottesdienst in der Garnisonskirche, und auch in allen übrigen Kirchen der
Stadt wurde von den Kanzeln herab das glückliche Zustandekommen des Ver
fassungswerkes verkündet und dem Höchsten dafür gedankt. TTach dem Gottes
dienst nahm der Kurfürst auf dem Königsplatze die Parade über die Bürger
garde ab. Es war dies wohl der glücklichste Tag, den unsere Stadt je gesehen,
und das Schönste noch war sein Abschluß.
„Mit Beginn des Abends,“ erzählt ein Augenzeuge, Fr. Müller in feinem
bekannten Werk:„Cassel seit 70 Jahren,“ „setzte sich ein großer Zug — Bürger
meister und Magistrat voran, dann die Gilden Vorsteher und Bürgeroffiziere,
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