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6 Eine ausführlichere, mit dem Feuer jugendlicher Begeisterung ent- 1
@ worfene Schilderung entnehmen wir den Briefen Kajrl Schomburgs, des 1
nachmals so hochverdienten und verehrten Oberbürgermeisters unserer Stadt, 0
a eines jüngeren Zeitgenossen der Brüder Grimm. „Tlun führe ich Dich noch a
0 einen Augenblick,“ schreibt er an seinen Jugendfreund Ferd. Bleibtreu, „nach 0
@ Cassel, wo unser Landesherr am vorigen Sonntag ankam. Unter dem Jubel a
einer Volksmenge von mehr als 40000 aus der Stadt und ihrer Tlähe stieg 0
@ er eine Stunde von Cassel in einen wagen über mit sechs schwarzen Rossen be- a
spannt, welche ihm zwei Pächter zum Geschenk brachten. Am Tore wurden 0
0 diese ausgespannt und die Chaise, worin der Kurfürst in seiner alten Garde- a
g uniform zwischen dem Kurprinzen und einem russischen Generale (dem Stadt- 0
@ kommandanten von Ratzen) offen faß, von Untertanenhänden schwebend a
in seinen Palast getragen, wo seiner ein Zimmer wartete, ganz so mit allen 0
Einzelheiten wie das, welches er sonst zu bewohnen pflegte. Hier — es war a
0 das kleine Bellevueschlofj auf der Oberneuftadt (Bellevuestraße 2) — erschien 0
@ er vor der zuströmenden, drängenden, jauchzenden Menge auf einem Balkon, a
wo er nach langer und trauriger Trennung seine Gattin im Angesicht des 0
@ Volkes umarmte und diesem mit heißen Tränen und mit tiefgerührter Stimme a
öfters zurief: ,0 meine Kinder, meine Kinder!* Bald nachher näherte sich 0
@ die Kurprinzessin mit ihren Kindern und der Herzogin von Gotha (ihrer A
Schwägerin). Sie erfuhren eine ähnliche Aufnahme. 0
@ „Am vorigen Dienstag vereinigte sich alles in der Hauptkirche zum Danke a
des Ewigen, der in Gesängen von 80 Jungfrauen und in Begleitung herrlicher
0 Musik emporwallte. Überall auf allen Gesichtern las man Rührung, Freude a
und Dank... Augenzeugen — ich selbst konnte nicht bei diesen Auftritten 0
0 zugegen fein — versichern, sie möchten diese um alles in der Welt nicht ver-
O säumt haben. 0
@ „Am dritten Abend gab das Casselsche Ciebhaber-Theater die .Versöhnung* a
von Kotzebue mit extemporierten Anspielungen, der auch die fürstlichen Per- 0
0 fönen beiwohnten. Die Vorstellung brachte über 400 Gulden ein, welche zur K
o Equipierung Freiwilliger verwandt wurden.“ 0
Trotz der Rückkehr des alten, rechtmäßigen Landesherrn kennzeichnet a
sich die Zeit der russischen Okkupation als eine Zeit des Jnterregnums. König 0
0 Jerome hatte es bei seiner fluchtartigen Abreise wohl absichtlich unterlassen, a
eine stellvertretende Zentralgewalt zu ernennen, und die Untertanen waren 0
keineswegs im Unrecht, wenn sie den Staatsverband als aufgelöst betrachteten. a
0 Sie verstanden es also um so weniger, wenn die als Befreier aufgenommenen 0
A Verbündeten durch Proklamationen, ja sogar durch Drohungen den Fort-
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