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Carol. Wie Schade, daß ich dort nicht zugegen
gewesen bin, ich hätte gern meine ganze Sparbüchse her
gegeben, um dem armen Bruder zu helfen.
Fritz. Ich möchte gern auch jemandem helfen.
Nette!deck. Dazu ist wohl Gelegenheit. Kennt
ihr den vor dem Thore wohnenden alten Nachtwächter?
Mehrere. Ja! den mit einem hölzernen Bein.
Nettelbeck. Denselben. Nun, dessen Tochter hat
den Fuß gebrochen, sie befindet sich in der äußersten Dürf
tigkeit.
Ferdinand. Dem will ich morgen mein Taschen
geld von dieser Woche bringen.
Alle. Ich auch, tch auch.
Julius. Ich werde die Mutter bitten, daß sie ihr
alle Tage etwas zu Essen schickt.
Nettelbeck. Das ist brav, lieben Kinder. ,
Damals war meine Angst unbeschreiblich. Ich weinte
mit meinem Bruder um die Wette; ich tröstete, ich ver
sprach ihm goldene Berge, wenn er nur aufstehen und es
versuchen wollte, mit mir fort zu humpeln. Nur bis an'»
nächste Dorf noch sollt' er sich fortschleppen, bevor es
Abend würde. Morgen wollten wir ein Fuhrwerk neh
men, und Alles sollte besser werden. Unter solchem kräf
tigen Zureden nahm ich ihn endlich unter die Arme,
hinkte mit ihm weiter, und trug ihn mehr, als er ging,
bis wir unser heutiges abgekürztes Reiseziel erreichten.
Ich hielt ihm indeß Wort, und wir fuhren von Dorf zu
Dorf, bis wir in's Oldenburgische kamen. Hier aber
nahmen wir die halbe Post, und erreichten Lübeck; doch
griff dies schnellere und bequemere Fortkommen auch so
gewaltig in unsere Reisekasse, daß uns, wie knapp wir's