3 7* Horazisches Sendschreiben
dich zu so was entschließen, und es auch thun soll
test. Falls du jedoch dereinst einmal was schrei
ben wolltest, so wirst du nicht übel handeln, wenn
du solche Ausarbeitung dem klugen Urtheile * des
Sp. Mecius Tarpa **, wie auch deines Herrn-
Vaters, und dem meinigen unterwerfen wirst.
Ja behalte es, sollte es auch bis ins neunte Jahr
seyn, an dich ***. So lange dein erster Ent
wurf in deinem Schreibpulte verwahrt liegt, kannst
du noch immer ein und anderes darinn austhun
und verbessern, was du den Leuten nicht gerne zu
Gesichte kommen lassen willst: sobald es aber aus
deiner Gewahrsam entwischet, und in der Leute
Hände ist, bist du hernach eben so wenig mehr
Herr drüber, als über ein Wort, wenn es einmal
herausgefahren ist.
Orpheus, der Weißager und Ausleger der O-
rakel, hat durch Kraft seiner Verse, die damals
noch rohen Menschen vom Morden und dem vie
hischen Leben abgeschrecket f; darüber hat man von
ihm gedichtet, er könne die grimmigsten Tiger
bändigen, und die wildesten Löwen zähmen. Ebe
nermaßen hat ff Amphion fff die Stadt Theben
mit Mauren versehen, und die Citadelle dabey
angelegt. Da, sagt man, habe er durch den
ange-
* des großen Kunstrichters bey
der Academie der Wissen
schaften ,
** L, I. Sät. io. v.
*** wie der große Poet Hek-
vills Cinna mit seiner Smyr
na, und Isocrates mit seiner
Lobrede es gemacht
f er hat uns die göttlichen
Geheimnisse offenbaret, so
wie Musaus Mittel vor
Krankheiten, Hesiodus den
Ackerbau, das Pflügen und
die Zeitigung der Früchte,
und der treffliche Monier an
dere Künste entdecket,
ff etwa 5o. Jahr, nachdem
Cadmus Theben erbauet,
fff Jupiters und der Antio-
pe Sohn,