4 Horaz
von ihm selbst hin und wieder bemerkten Umstän-
de, al6 worin er des LucilS Beyspiel gefolget * ,
oft Dinge herauskommen, die solchen für ihn gar
zu günstigen Gedanken nicht geringen Eintrag thun.
Was für vortheilhafte Begriffe fol man sich
auch wohl von einem Manne machen, oder wie wil
man den so gänzlich von der Unart eines bösen
Willens frey sprechen, der von sich selbst nicht in
Abrede ist , wie weder die stachelichte Zunge **
seiner Feinde, noch Schmach und Hohn der Welt,
weder guter Freunde wohlgemeynter Rath, noch
seine eigene Vernunft, von den ihm *** zur Natur
gewordenen bösen Trieben ihn abwendig zu ma
chen, fähig gewesen? Solte man wol unrecht
haben, wenn man diesen alten Schriftsteller auf
einer nicht so gar gewöhnlichen Seite ansähe, und
ihn von derjenigen übermässig hochgetriebenen Be
wunderung, wozu ihn die abergläubische Hochach«
tung vieler, und die recht knechtische Ehrfurcht für
die Alten, erhoben, wieder zu einer menschlichen
Grösse, die niemals ohne Fehler ist, zu verhelfen
suchte?
Wann ich nun von diesem schwer zu verstehen
den Dichter eine ungebundene Übersetzung zu lie
fern mir vorgenommen, so kann nicht umhin, be-
vor denselben in seinen Schönheiten zu rechtferti
gen trachte, vorläufig eines und deö andern, war
in Ansehung seiner Schreib- und Gemüthsart
von manchen ihm zur Last geleget wird, Erwähn
nung
* L. a.Sar. i.v. 29-54#
** t. f. Carre. Od.ii. v» Z7»
*** l.U Sät. }#v. J5-J7*