dicht auf
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gegangen war und sich die Schleier der ^acht langsam und
die Fuldalandschaft herabgesenkt hatten , da schritt das
seinem Höhepunkt entgegen . J etsterat begann der eigentliche Ziesel
rauber . Von der Fuldabrücke aus tritt nun die ganze Fuldaflotilie,
geführt von dem Admiralschiffe Chassalla , das die Behörden und die I
sonstigen prominenten Persönlichleiten an Bord hatte , zu dem gross- , !
artig organisierten und phantastisch ausgestatteten Wsaerfeetzuge an.
Alle Boote ^haben sich plötzlich durch originelle und phant&sievolle
Aufbauten in ein neues Gewand geworfen .Die Maskerade hat begonnen. \
Nun erblickt man auf einmal an Stelle der unscheinbaren Kanus »Pad
del-und Ruderboote' ,hier ein altes Wikingerschiff , dort die Prunk
galeere eines Negerfürsten , da kommt Lohengrin auf seinemSchwan dahe
der *ahrt , schwimmende Autos ,venetianische Gondeln , Wassertiere *
wie Ak rokodile erscheinen auf dem Wasser , kurz alles,, was eine fro^' rc *-
mute Phantasie nur ersinnen kann. So geistert in allen Farben une
Lichtern dieser ^estzug durch die dunkle N?cht über das Wasser , bald'
aher steht die ganze Szenerie in Flammeri , Raketen schiessen auf ,mit
herabfeilenden buntfarbigen Leuchtkugeln , Rotfeuer brennen überall,
prächtige FeuerwerksKörper werden in allen Vercianen abgebrannt. Wo
hin auch das Auge blickt , wird es gefesselt durch die Wunder der py
rotechnischen Künste ^Plötzlich flammt auch die in die Gerhardt ’ sehe ■’
Badeanstalt führende Brücke in buntem Lichterglanze auf , während die
Badeanstalt selbst ihre Konturen durch prächtige Illumination in wirk
samer Weise herausgearbeitet hat . Vom Wasser her tönt Musik und Ge^a
sang . Wer zum ersten ^ale de^ berühmten Heidelberger Schlossbeleuch-
+1,n g ,die aus allen ^egenden Menschen herbeilockt »beiwohnt, wird si-
oherlUbtti überwältigt sein von"dem herrlichen Schauspiele , das insbe
sondere dem grossartigen landschaftlichen Hintergründe , den Natur
und Kunst geschaffen hat , seine Wirkung verdankt . Auch das auf der
alten Ipeckarbrücke abgebrannte Feuerwerk und die mit Lampions ge
schmückten Boote und Dampfer auf dem Neckar bieten ein prachtvolles
Bild , das zu geniessen Freude und Entzücken auslöst . In Kassel fehll
diese landschaftliche Staffage fast gänzlich und doch stelle ich den
"Zissel " so wie ich ihn schon im Jahre 1926 erlebte »weit über den
Heidelberger Schlossbeleuchtungsrummel . Dieser ist und bleibt ein
ven der Stadtbehörde organisierter Fremdenbluff. Gewiss bietet er zum
ersten ^ale ein unvergleichlich schönes Bild , verliert aber später
in seiner sich stets gle ch!bleib©ü4§fi Aufmachung an Wirkung . Auf der
" Fullezissel " gibt sich das Volk selbst das Fest , nicht mit dem f
Hintergedanken , Fremde heranzulocken . Diesgerade verleiht dem Feste -
ein individuelleres Gepräge. Dem Srfindungsreichtum der interessierter 1
Vereine wird der grösste Spielraum gelassenund so mag es kommen , dass
jeder neue Zissel den alten an neuen Überraschungen noch überbietet .
Die Zeitungsberichterstatter stellen dgs Fest in Parallele mit den
venezianischen Gondelfesten auf dem " Canale Grande "mit dem Karnevals
treiben auf dem Lido . Der ; ergleich iSt nicht übel . d ö n stelle sieb
nur auf dem einen Fuldaufer mit einiger Einbildungskraft säulen.und
bogengeschmückte Dogenpaläste vor , an denen die Gondeln anlegen ,um
die schwarzäugigen Schöner abzuholen und höre dann im Geiste ^esang
und ^autenschlag durch die Stille der Nacht erklingen und die Illusion
ist vollständig . Aber wer weise , ob bei dem Unternehmungsgeist der
Kassftianer diese Dogenpaläste in Filpistadtmanier zur nächsten Zissel
nicht errichtet werden und dann dem ^este der jetzt fehlerde phantasti
schere Hintergrund gegebenwird .Aber so lange diese Dogenpaläste feh-'
len , muss das in seiner Art auch romantisch wirkende W a"l d a u
mit seinem alten Kirchturm in die Bresche springen und diesen fehlen
den Hintergrund bilden . In der uät war es ein reizvoller Augenblick t
als plötzlich das alte Dorf in Filmmen stand und im Rotfeuer
tisch herüberleuchtete 0
gespens-
An diesen einzigartig schönen Wssserkirrmes wurde ich wieder erinnert ,
als mir ein guter "ekannter ausführlich über den ^erlauf des Zisaels