Nummer 16 Aus: Frankenberger Zeitung Lokales Donnerstag, 20. Januar 20
Zum 95. Geburtstag von Verleger Dr. Hermann Bing:
Mit wachem Blick für die Welt, in der Heimat verwurzel
Korbach (-st-). "ich bin dankbar da- vielen Kontakten in die Künstlerszene
für, dass ich dieses Leben leben durfte", seine interessanteste Zeit erlebte. Dann
sagt Dr. Hermann Bing. Heute währt es kehrte er in das seit nach dem Tod
95 Jahre über eine Jahrhundert- und des nur 54 Jahre alt gewordenen Vaters
Jahrtausendwende hinweg, verwurzelt von seiner Mutter geführte Familienun-
in einer großen Familie, geprägt durch ternehmen zurück. Gemeinsam mit sei-
tiefe persönliche Erfahrungen und Be- nem Bruder Ludwig übernahm er die
gegnungen mit Menschen aus allen Tei- Leitung der Waldeckischen Landeszei-
len der Welt, gewidmet der Heimatzei- tung, zu der die Korbacher, Wildunger
tung des Waldecker und Frankenber- und Arolser Zeitung inzwischen vereint
ger Landes, begleitet von Respekt, An- waren.
erkennung und Bewunderung zahlrei-
cher Freunde und Weggefährten. Bundesverband aufgebaut
Das Zeitungsmachen ist für Dr. Her- Im festen Willen, dem Waldecker
mann Bing bis ins hohe Alter eine He- Land seine eigenständige Heimatzei-
rausforderung geblieben. Er war das tung zu erhalten, wurden zahlreiche
fünfte von sechs Kindern des Verleger- Hürden, Demütigungen und Anfein-
Ehepaares Wilhelm und Hermine Bing, dungen im Gleichschaltungsbestreben
geb. Fennel aus Bad Wildungen. Sein der NS-Zeit und in den schweren Jah-
Vater hatte 1887 den Verlag in Korbach ren nach dem Zweiten Weltkrieg ge-
gegründet, um neben den damals ver- meistert. Mit äußerster Sparsamkeit
breiteten örtlichen Zeitungen eine Zei- und unermüdlichem persönlichen Ein-
tung für das gesamte damalige Fürsten- satz, der keinen normalen Arbeitstag Der Herausgeber
tum zwischen Eder und Diemel heraus- kannte, unternehmerischer Weitsicht, und jahrzehnte-
zugeben. Geboren wurde er am 20, Ja- Standfestigkeit und Durchhaltevermö- lange Chef-
nuar 1905 in dem für die Familie zwei gen wurde auch der Konzentrationspro- redakteur der
Jahre zuvor an der Oberstraße erbauten zess im deutschen Pressewesen in den Waldeckischen
Haus, das Wohnung und Betrieb unter 50er und 60er Jahren überstanden, in Landeszeitung/
einem Dach vereinte. dem fast die Hälfte der kleineren und Frankenberger
mittleren selbständigen Zeitungen zwi- Zeitung,
Seit 1932 an der Spitze schen Nordsee und Alpen in Groß- Dr. Hermann
verlagen aufging. Bing, feiert
Eingebunden in die Jugendbewe- Neben seinem verlegerischen und heute seinen
gung, die eine kulturelle Erneuerung in journalistischen Engagement war es Dr. 95. Geburstag.
enger Gemeinschaft mit der Natur an- Hermann Bing ein besonderes Anlie- (Foto:pr)
strebte, und sportlich erfolgreich in der gen, in Bonn einen Berufsverband mit
Leichtathletik, verlebte Hermann Bing aufzubauen, der auf Bundesebene Ge- seine Jugendzeit bis zum Abitur an gewicht hat. Mit Nachdruck und Überzeu-
Alten Landesschule in seiner Heimat- gungskraft setzte er sich für eine freie
stadt. Anschließend studierte er in Gie- und unanhängige Presse ein. Viele Jah-
ßen und München, wo er 1927 das Exa- re war er Vorsitzender der 1967 von ihm
men als Diplom-Volkswirt ablegte. mitbegründeten Vereinigung der Hei-
1929 folgte in Marburg die Promotion mat- und Standortzeitungen, die seit
zum Dr. phil. mit der "Finanzgeschichte 1974 als "pro lokalzeitung" firmiert. Die
Waldeck-Pyrmonts von der Wende des hessischen Verlage vertrat er zwei Jahr-
18. Jahrhunderts bis 1929". Die als Buch zehnte lang als Delegrierter im Bundes-
erschiene Arbeit fand wegen des im verband Deutscher Zeitungsverleger.
gleichen Jahr vollzogenen Anschlusses Inder sich unaufhaltsam wandelnden
des Freistaates an Preußen weit über Medienlandschaft gab er in Vorträgen
seine Grenzen hinaus großes Interesse und Publikationen zahlreiche Anstöße
und wurde zu einem Standardwerk zu politischen Diskussionen und parla-
waldeckischer Geschichtsschreibung. mentarischen Initiativen. Im Dialog mit
Bis 1932 sammelte Hermann Bing Er- Bundes- und Landesministern war er
fahrungen für die auf ihn wartenden be- zugleich auch Botschafter und Interes-
ruflichen Ausgaben in der Finanzabtei- senvertreter seiner Heimat und ihrer
lung der Waldeckischen Landesregie- Menschen. Oft wurden in Bonn und
rung in Arolsen, beim Dresdner Anzei- Wiesbaden geführte Gespräche bei Be-
ger, in der Industrie- und Handelskam- gegnungen in Korbach vertieft.
mer Dresden und bei der Stadtverwal- Mitvollzogen hat Dr. Hermann Bing
tung Düsseldorf, wo er im Presseamt mit in den 70er und 80er Jahren eine tech-
nische Revolution in der Zeitungsher- Betrieb der Branche in der Region. Dem
stellung, die von Gutenbergs Bleisatz Umzug von 60 der rund 180 Mitarbeiter
zur Seitenproduktion mit elektronischer aus der Innenstadt folgte die Um- und
Datenverarbeitung am Bildschrim und Neugestaltung des Verlags- und Re-
Computer führte. Um ständig auf der daktionsgebäudes im Stadtzentrum.
Höhe des rasanten technischen Fort-
schritts zu bleiben, waren kostspielige Historiker, Erzähler, Dichter
Investitionen in Gebäude und Produkti- Nachdem sein Sohn Wilhelm 1970 mit
onsanlagen in immer kürzeren Abstän- in die Verlags- und Redaktionsleitung
den erforderlich. Sie sicherten der eingestiegen war, fand der Seniorchef
Waldeckischen Landeszeitung und der endlich auch Zeit für eine publizistische
bei der Bildung des Landkreises Wal- Arbeit, die er sich bis zum Erreichen des
deck-Frankenberg im Jahre 1974 über- "normalen" Ruhestandsalters nie neh-
nommenen Frankenberger Zeitung ihre
führende Marktposition. Mit rund
30 000 Exemplaren erreichen sie nahe-
zu jede Familie in ihrem Verbreitungs-
gebiet.
Die Krönung seines unternehmeri-
schen Wirkens war für Dr. Hermann
Bing vor fünf Jahren am 90. Geburtstag
die Einweihung einer neuen leistungs-
fähigen Druckerei am Korbacher Stadt-
rand. Sie ist der größte und modernste
schritts zu bleiben, waren kostspielige Historiker, Erzähler, Dichter
Investitionen in Gebäude und Produkti- Nachdem sein Sohn Wilhelm 1970 mit
onsanlagen in immer kürzeren Abstän- in die Verlags- und Redaktionsleitung
den erforderlich. Sie sicherten der eingestiegen war, fand der Seniorchef
Waldeckischen Landeszeitung und der endlich auch Zeit für eine publizistische
bei der Bildung des Landkreises Wal- Arbeit, die er sich bis zum Erreichen des
deck-Frankenberg im Jahre 1974 über- "normalen" Ruhestandsalters nie neh-
nommenen Frankenberger Zeitung ihre men konnte: Mit vielen Hintergrund-
führende Marktposition. Mit rund informationen bereicherte, fesselnde
30 000 Exemplaren erreichen sie nahe- Reportagen über Reisen durch die So-
zu jede Familie in ihrem Verbreitungs- wjetunion, China, Südafrika, die USA,
gebiet. Brasilien und China fanden Verbrei-
Die Krönung seines unternehmeri- tung im In- und Ausland. Daneben blieb
schen Wirkens war für Dr. Hermann er Herausgeber der heimatkundlichen
Bing vor fünf Jahren am 90. Geburtstag Beilage "Mein Waldeck", deren Gestal-
die Einweihung einer neuen leistungs- tung seine Tochter Dr. Ursula Wolkers
fähigen Druckerei am Korbacher Stadt- übernimmt.
rand. Sie ist der größte und modernste
Bei allem Einsatz für das Untern[eh-]
men war Dr. Hermann Bing das ak[tive]
Mitwirken im kulturellen Leben sei[ner]
Heimat an Jugend an ein besonde[res]
Anliegen. Als Autor von Bühnenw[er-]
ken, Erzählungen und Gedichten sc[huf]
er sich einen Ausgleich zum jahrzeh[nte-]
lang bis nach Mitternacht reich[en-]
den Tagesgeschäft. Seine "Pennäler[ge-]
schichten" sind seit langem vergriff[en.]
Eine viel beachtete Auswahl seiner [Ge-]
dichte enthält der Band "Spiegel [am]
Wege".
Der Geschichte verbunde[n]
Seine vier "Waldeckischen Lese[bü-]
cher", die einen Einblick in die Wese[n-]
art der Waldecker, ihre Gesichte u[nd]
Volkskunde geben, haben ebenf[alls]
großen Anklang gefunden. Seit Anf[ang]
der 50er Jahre unterstützt er die in[ter-]
nationale Laienspielwoche in Korba[ch.]
Gewürdigt wurde dieser Teil seines [Le-]
benswerkes 1995 mit der Verleih[ung]
des Kreiskulturpreises.
Schon in den 30er Jahren war
Hermann Bing Mitbegründer des [wal-]
deckischen Fremdenverkehrsverb[an-]
des, der ihn 1992 mit seinem Innov[ati-]
onspreis auszeichnete. Die Integra[tion]
der vielen Heimatvertriebenen in [den]
Jahren nach dem Zweiten Weltkr[ieg]
förderte er mit Beiträgen in der W
und dem jährlich erscheinen[den]
"Waldeckischen Landeskalender". [Der]
Landesverband Hessen im Bund [der]
Vertriebenen verlieh ihm dafür als [An-]
erkennung seine goldene Ehrenna
Verbindungen zu Landsleuten in [der]
Ferne pflegte er vor allem über [die]
Waldeck-Prymonter Vereine an R
und Ruhr, denen die Heimatzeit[ung]
eine Brücke ist.
Neben den heimischen Geschich[te,]
Gesang- und Sportvereinen, der [Er-]
wachsenenbildung und dem Ehem[ali-]
genverein seiner Alten Landessch
den er von 1961 bis 1972 leitete, is[t]
eng mit der Historischen Schützen[ge-]
meinschaft Waldeck und der Schütz[en-]
gilde von 1377 in Korbach verbund[en.]
Die Jahre 1964 bis 1968, in denen er
der Seite seiner ihm seit 1935 abgetr[au-]
ten Ehefrau Ingeborg ihr König war,
zeichnet Dr. Hermann Bing gerne
"die schönsten meines Lebens".
Lions-Club Bad Wildungen bot ihm
Gelegenheit zum Gedankenaustau[sch]
mit Männern, die sich dem Dienst
Nächsten verpflichtet fühlen.