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Autoren gehört, daß die Fettlösung gut vertragen wird und daß man sehr gute
Erfolge damit beobachtet hat. Der große Vorteil, und das möchte ich hier
nochmals wiederholen, liegt eben darin, daß man beispielsweise mit
1000 ml Fettlösung, 500 ml Steramin und 500 ml Traubenzuckerlösung einen
bettlägerigen Patienten ausreichend ernähren kann, ohne irgendwelche Neben
wirkungen zu befürchten und ohne vor allem befürchten zu müssen, daß durch
Venenwandreizung Thrombophlebitiden entstehen und zur Unterbrechung der
Infusion führen. Man kann natürlich noch einen anderen Weg beschreiten,
indem man beispielsweise eine 20 °/oige Invertzuckerlösung gibt, die den
großen Vorteil hat, daß sie nicht so sehr als hypertonische Lösung vom Körper
aufgenommen wird, da ja, wie bekannt ist, der 20 °/oige Invertzucker als
10 °/o Glukose und 10 “/o Laevulose metabolisiert wird, so daß man also mit
1000 ml einer 20 °/oigen Invertzuckerlösung 800 Kalorien zuführen kann und
nun durch die Zugabe von 50 oder 100 ml 96 “/eigen Aethylalkohol die Kalo
rienzufuhr auf 1200—1500 Kalorien pro Liter vergrößern kann. Da man sich
jedoch über die Verträglichkeit des Alkohols im Organismus noch nicht ganz
im klaren ist, vor allem auch nicht weiß, inwieweit der Alkohol überhaupt
verbrannt wird, empfiehlt sich doch die Methode, die zuerst beschrieben wurde,
nämlich mit Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten eine vollwertige parenterale
Ernährung durchzuführen. Soviel über die parenterale Ernährung.
Da nun in diesem Zusammenhang das Kaseinhydrolysat Steramin bespro
chen wurde, möchte ich nicht versäumen, auch darauf hinzuweisen, daß wir
auf verschiedenen Colloquien das Thema auch auf die Eiweißsubstitution ge
bracht haben, und es wurde zur Diskussion gestellt, ob man ein Kasein
hydrolysat oder aber ein synthetisches Aminosäurengemisch verwenden soll.
Der größte Teil der Teilnehmer entschied sich für das Kaseinhydrolysat, und
zwar aus dem einfachen Grund, weil in diesem Hydrolysat alle notwendigen
Aminosäuren in physiologischer Form vorliegen, während in den synthetischen
Aminosäurengemisthen der Gehalt an Aminosäuren erstens einmal sehr gering
ist, weil die Aminosäuren sehr schwer löslich sind, und auf der anderen Seite
ein großer Teil der synthetischen Aminosäuren vom Körper doch scheinbar
nicht metabolisiert wird. Es werden demnächst über dieses Thema zwei größere
Arbeiten erscheinen, und wir werden uns erlauben, sie Ihnen zur gegebenen
Zeit zur Verfügung zu stellen. Es ist selbstverständlich, daß ein Kaseinhydro
lysat, also ein organisches Eiweißgemisch, in vereinzelten Fällen zu Reaktionen
Anlaß geben kann. Meist ist dies der Fall, wenn man die Infusion zu schnell
beginnt oder das Hydrolysat zu schnell einlaufen läßt. Wenn man aber be
denkt, daß man auch bei einer Bluttransfusion bzw. einer Plasmaübertragung
auch bis zu 2 °/o Reaktionen beobachtet, dann muß es durchaus verständlich
sein, daß auch ein so hochwertiges Präparat, wie es ein Hydrolysat von Eiweiß
darstellt, Reaktionen verursachen kann. In jedem Falle wird das Steramin
genau getestet, genau eingestellt und wird mit Sicherheit steril und pyrogen
frei geliefert. Nach Aussagen verschiedener Autoren wird Steramin auch in den