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Eberhard (geht auf und ab): Es ist schon spät. Doch kann
ich jetzt nit schlafen. Der Antichrist hat soviel Freunde in
den Landen, wie Fledermaus die Mainacht hat. Doch
fangen muß ich ihn, den reißenden Höllenhund. Und hat
er erst den Maulkorb an, soll er das Beißen und Bellen
schon lassen. — Wer kann da schlafen? Durch frommen
Zuspruch will ich für mein Tagewerk mich stärken. Beten
ist not in dieser glaubensarmen Zeit. (Er zieht ein Gebet
büchlein aus dem Koller, blättert darin und liest halblaut
einzelne Gebetsüberschriften.) Vor'm Schlafengehen. Für
Gottesknechte, so in Gefahren sind. — Das hier wär
etwas: Gebet, sich selbsten zu frommem Tun zu stärken. (Er
plappert einige unverständliche Gebetsworte, die in einem
matten Gemurmel ersterben.) Ach Gott, ich kann nit beten.
Mein Sinn steht nit darnach. Fluchen kann ich Hält' und
Teufel und mit der Faust dreinschlagen — aber beten nit.
Wie arm und elend ist ein Herze, das nit beten kann!
Mein Herz ist leer, und die Gedanken vertrocknen mir im
Haupte wie der Quell im Wüstensand. (Er sinkt mit ge
falteten Händen wie verzweifelt in die Kniee.) Wer
lehret mich recht beten?
8. Auftritt.
Stimme (nebenan singt machtvoll und feierlich, wobei der Rit
ter auf der Bühne die lebendige Verkörperung aller Gedanken
und Gefühlswerte darstellt, die der unsichtbare Sänger im Ge
sang hinströmen läßt.)
Ein feste Burg ist unser Gott,
(Der Ritter erhebt das gesenkte Haupt und wendet es lau
schend nach links.)
Ein gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Rot,
(Er reckt die Brust und schaut nach oben.)
Die uns jetzt hat betroffen.
Der alt böse Feind,
(Eberhard springt erregt auf.)