Geschichte und Landeskunde
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Hörerkreis umlaufenden Witzwort: „Äve Caesar dormituri te salu-
tant“ kein fesselnder Dozent, machte sich um die Universitätsgeschichte
verdient, wie sein Vorgänger Weber um die Casseler Schulgeschichte.
Das auf den meisten Universitäten noch stark vernadilässigte Fach der
deutschen Philologie wurde von den Theologen Dilmar und Dietrid)
und von dem ebenfalls von der Theologie ausgehenden Anglisten
Grein gepflegt.
So war die Universität trotz ihrer bescheidenen Mittel mit guten,
teilweise hervorragenden Lehrkräfteit ausgestattet, und in der stlma
mater Philippina, in der das unvergängliche Lied von der alten
Burschenherrlichkeit entstand, herrschte neben der herkömmlichen akademi-
schen Fröhlichkeit ein reges geistiges Leben und Streben.
Aber and) abseits von diesem natürlichen Zentrum hessischen Geistes
lebens zeigte sich im Lande eine frische Regsamkeit nach den verschieden
sten Richtungen. Namentlich auf dem Gebiete der hessischen Geschichte
und Landeskunde wurde unter Führung des Casseler Geschichts
vereins fleißig gearbeitet. Christoph v. Rommel, einer der Begründer
des Vereins, brachte seine große Materialiensammlung der „Geschichte
von Hessen" nid)t zum Abschluß. Als er bis zur Regierung des Land
grafen Carl gekommen war, nahm ihm der Tod 1859 die Feder aus
der Hand. Das kürzere Handbuch Reh ms (1842—46) hatte schon
beim Westfälischen Frieden abgebrochen. Für einen großem Leserkreis
schrieb der Casseler Schulinspektor Roth eine brauchbare populäre
Darstellung der hessen-casselschen Geschichte, die bis zu dem Zeitpunkt
reichte, wo Wippermanns Bud) „Kurhessen seit dem Freiheitskriege"
einsetzte. Der ehemalige Märzminister benutzte nebenher seine Muße
stunden zur Sammlung der Urkunden seiner Schaumburger Heimat.
Von den übrigen Landesteilen erhielt die Herrschaft Schmalkalden in
dem Landrid)ter Wagner (1849) ihren Historiographen. Der Land
baumeister Arnd schrieb 1858 die Geschichte der Provinz Hanau und
1862 des Hochstifts Fulda, die schon 1849 der Landgerichtsrat Göß-
mann vor ihm behandelt hatte. Eine große Anzahl rein lokalgeschicht-
licher Arbeiten bewies das in weilen Kreisen erwachte Interesse für die
Kunde der Vorzeit. So entstanden P i d e r i t s Ortsgeschichten von Hers-
feld, Cassel und Rinteln, die von FalckenHeiner über Fritzlar und
Hofgeismar, von Landau über Waldkappel, von Lynker über Wolf
hagen, von Schminke über Eschwege, von Collmann über Sontra,
von Wagner über Allendorf u. a. m. Der unermüdliche Landau gab
historische Beschreibung«! des Hessengaues und der Wetterau heraus