Aus Feldpostbriefen
Man fühlt sich in einer großen Gemeinschaft
Erst heute erlaubt es mir meine Verwundung, Ihnen für ^
das nette Päckchen zu danken. Groß war die Freude über die
Zigaretten und die „scharfen Sachen". Ein erhebendes Gefühl
ist es für uns verwundete Soldaten, wenn die Heimat in so
lieber Weise an ihre Soldaten denkt. Auch danke ich für die
Zusendung von „Unser ist der Sieg". Man fühlt sich in einer
großen Gemeinschaft. — Gemeinschaft gibt Kraft. Wehe dem,
der allein steht, lautet ein alter römischer Leitspruch. Jeder
Mensch und jedes Volk kann es immer wieder erleben, wie
schwach Isolierung und wie st a r k Gemeinschaft macht. Wo
eine feste, natürliche Gemeinschaft steht, da sind die Menschen
unbesiegbar. — In diesem Sinne grüßt Sie mit „Sieg Herb!"
Wachtmeister W. K.
Mir ist um den Endsieg nicht bange.
Durch Vermittlung meiner Schwägerin erhalte ich seit Mo
naten schon die tzeimatbriefe „Unser ist der Sieg". Leider fand
ich bislang noch keine Gelegenheit Ihnen für die Zusendungen
meinen Dank auszusprechen. Gerade in den letzten Monaten bin
ich viel unterwegs gewesen. Im August 42 würde ich nach einem
vorübergehenden Aufenthalt beim Ersatztruppenteil wieder an
die Kanalküste beordert: dort war ich gerade 10 Wochen, als
ich Befehl bekam mich bei einer Luftflotte in O. zu melden. Von
D. kam ich nach Nordfinnland, dort erreichte mich die Dezember
nummer der Heimatbriefe. Beim flackernden Kerzenlicht habe
ich Seite für Seite gelesen und mich gefreut. Ich war ja lange
Jahre im Kreis Melsungen, und ich kenne nicht nur Span-
g e n b e r g, den Ort meiner einstigen Wirksamkeit, sondern den
ganzen Kreis, insbesondere die alten Nationalsozialisten. Mit
vielen von ihnen verbindet mich irgend ein Erlebnis älteren oder
neueren Datums, und wenn ich die Berichte der Ortsgruppen
lese, oder die Bilder der gefallenen Helden betrachte, dann fühle
und empfinde ich wie stark ich im Kreis Melsungen verwurzelt
bin. Kameraden, ich fühle mich nach wie vor zu Euch gehörig:
dieses Gefühl macht mich glücklich und stolz zugleich. Ich gebe
mich der angenehmen .Hoffnung hin, daß sich mancher von Euch
auch an mich erinnert.
Hier bei uns geht alles in Ordnung: weder Schnee, noch
Eis oder Kälte hindern uns im Kl mpf gegen Sowjetrußland.
Gegen die Kälte find wir durch die Sonderbekleädung bestens
geschützt, und gegen die Sowjets schützt uns unsere Wachsam
keit. Wie gesagt, es fehlt an nichts, insbesondere nicht an
Waffen und Munition, obgleich der Nachschub nicht ganz einfach
ist. Ganz besonders auf Draht sind unsere fliegenden Besatzun
gen, Hafen' und Stadt Murmansk und die Murmanskbahn
stehen unter ihrer ständigen Kontrolle. Hoffentlich schicken die
Engländer noch manches Geleit für die Sowjets herüber, an
einem warmen Empfang wird es nicht fehlen: unsere Zerstörer
machen jeweils ganze Arbeit. Mir ist es um den Endsieg nicht
bange: ich habe den Weltkrieg 1914—1918 miterlebt und ich
stehe diesmal seit Kriegsbeginn an der Front..
Jeder Soldat weiß worauf es ankommt, tut feine
Pflicht, und er hat eine Gewißheit, nämlich die, daß für seine
Angehörigen zu Hause gesorgt wird. Er weiß, daß sich die
Partei bemüht und mit Rat und Tat helfend der Familie zur
Seite steht. Dieser Glaube ist mir wiederholt in Gesprächen
mit unseren Landsern entgegengetreten. Von der Partei und
ihren Gliederungen fließt ein nicht zu unterschätzender Kräfte-
ström heraus an die Front: für mich ist es u. a. auch die
Heimatschrift der Kteisleitung Melsungen. Herzlichen Dank da
rum für die Uebersendung des Heimatbrieses: bitte nehmen Sie
meine Anschrift in die Liste derer auf, die in den Genuß des
Briefes zu kommen wünschen. Hauptmann G. G.
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Die unerwartete Antwort
Soldatische Anekdoten.
General von Bredow. der es liebte, unvermutet bei.seinen
Truppen aufzutauchen und zu inspizieren, stieß eines Tages in
einer Battenestellung auf einen mit Signalhorn ausgerüsteten
Wachtposten. Was sind Sie denn, mein Sohn? fragte er.
Beobachtungsposten, Herr General.
Gegen was wollen Sie denn beobachten?
Gegen Flieger und Vorgesetzte, lautete die in strammer
Haltung gegebene Antwort.
*
Eine ähnliche Antwort bekam der Generalquartiermeister
von Stein einmal, als er bei einer Besichtigung einen Rekruten
fragte, aus wieviel Teilen fein Gewehr bestehe.
Da dicser ihm darauf die Antwort schuldig blieb, versuchte er
ihm die Zunge zu lösen, indem er zu ihm sagte: Also nun be
wahren Sie mal vollkommen Ihre Ruhe. Und sagen Sie mir:
Was würden Sie antworten, wenn Ihr Nebenmann die gleiche
Frage an Sie stellte?
Da huschte ein Grinsen über die Züge des Rekruten und
ohne Zögern antwortete er: Halt die Fresse, du Rindvieh,
was geht dich meine Latte an?
*
Zu den Gewohnheiten des Generalquariiermeisters von Slein
gehörte es auch, sich bei jeder Gelegenheit von der Güte des
Essens, das für die Mannschaften gekocht wurde, zu über
zeugen. Eines Tages traf er zwei Soldaten, die eben dabei
waren, einen dampfenden Kessel aus der Küche zu tragen.
Halt, Löffel holen, rief der General die beiden an.
Einer der beiden Soldaten wollte Einwände machen, aber der
General duldete keinen Widerspruch. So wurde ein Löffel geholt
und der General nahm eine Kostprobe, die er jedoch sogleich
wieder ausspuckte.
Pfui, Teufel, sagte er dann. Das Zeug schmeckt ja wie
Spülwasser. Was soll das denn sein?
Spülwasser, Herr General!
Ein Garten
nördlich des Polarkreises
nach Belseförther Vorbild
Uffz. Otto Wieget aus Beiseförth liegt
seit über drei Jahren in Norwegen und
hat dort einen Garten nach heisischer Art
eingerichtet. Nachdem das Heidekraut.
Torf und Moor umgepflügt waren, wurde
der Boden kultiviert und das Grundstück
mit einem Zaun aus Birkenholz umgeben.
Die nötigen Gartenmöbel sind in den
langen Winterabenden gearbeitet morden.
Der Same aus Deutschland hatte gute
Frucht gebracht. Bereits im vorigen
Jahr konnten über 5000 Portioneir Salat
geerntet werden. Auch die heimischen
Blumen gedeihen dort oben recht gut.
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