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wollte ja zum Ausdruck bringen, daß auch für die Jugend
heute schon die Tugenden gelten, welche in erhöhtem Maße von
den Soldaten geforvert werden.
Der Vormittag sah noch einen Vortrag und Unterricht vor.
Alsdann Spähtruppausbildung, die Krönung unserer vormili
tärischen Wehrertüchligung. Als am Mittag der Lehrgang schlamm
bespritzt zur Schule zurückkehrte, war Oberleutnant Henz bereits
eingetroffen. Bei dem Rundgang durch die Gebäude unterhielt
er fick mit den Kameraden. Manche lustige Unterhaltung gab
es hier. Da war der kleinste Pimpf des Lehrganges, 128 Zenti
meter groß, der bereits einen Iungzug führte, und voller Stolz
Oberleutnant Henz berichtete, daß ihm seine 40 Lungen genau
so folgen würden wie die Kompanie ihrem Oberleutnant Henz.
Oberleutnant Henz war immer wieder erfreut über die frische
Aufgeschlossenheit und Lebendigkeit der Lehrgangsteilnehmer. Am
Nachmittag lag Oberleutnant Henz neben den Hitler-Iugend-
Führern auf der Pritsche und es galt hier zu beweisen, daß die
Schießausbildung der Hitler-Jugend einen gebührenden Raum
einnimmt. Der Höhepunkt war für die Lehrgangsteilnehmer
ein anschließender Bortrag von Oberleutnant Henz über seine
Erlebnisse in Stalingrad und Dinge, die Ihr täglich an Euch
Wirklichkeit werden laßt und selbst erlebt, wurden hier ge
schildert und es wäre Anmaßung, Euch davon zu berichten.
Lieder und Worte gaben dieser schönen Stunde einen guten
Rahmen. Nun sollte aber in den nächsten Tagen jeder ein
zelne Lehrgangsteilnehmer einmal selbst im kleinen Maß spüren,
was es heißt, auf Bequemlichkeiten und gewisse Selbstverständ
lichkeiten des Alltags zu verzichten. „Der Tag der Härte" gibt
jedem Lehrgang ein besonderes Gepräge. Da beginnt der Tag
zur frühen Stunde. Da wird im Innendienst ein doppelt strenger
Maßstab angelegt. Da ist morgens kein Kaffeetisch gedeckt, da
heißt es alarmmäßig abrücken und lediglich ganze Brote kön
nen mitgenommen werden, um in einem Augenblick der Ruhe
kameravschait.ich verteilt zu werden. Nach einer gewissen Mar,ch-
strecke gab es Findigkeitsausgaben zu lösen. In Spähtrupps
mit Kompaß, mit Planzeiger, mit Wegeskizzen, mit Marschricht
zielen und auch mit Karte werden Kontrollpunkte angelaufen.
Ja, ein jeder Spähtrupp hat auf der Karte in der Kürze der
Zeit nicht entdeckt, daß da ein Steg über die Pfieffe läuft und
kurz, der ganze Spähtrupp machte mit dem Wasser Bekannt
schaft. Bei dem nächsten Punkt stimmt die Karte nicht mehr. Am
Fuß der Karte ist die Jahreszahl 1912 verzeichnet, da hat sich
allerhand geändert. Bis gegen 13 Uhr sind die Kontrollpunkte
durchlaufen und ein Zeltlager ist zu errichten und Kochstellen
anzulegen und der Spatengebrauch zu üben. Bei dem Bau
dieser Kochstelle machen sich vielleicht erstmalig „gewisse Ge
fühle" von Kohldampf bemerkbar, aber der Tag ist noch nicht
zu Ende. Nach einigen Kilometern Marsch von der Straße geht
es in die Wälder nach Süden, Osten und Norden, hin und her,
kreuz und quer, bis jede Orientierung, insbesondere eben im
Tannendickicht, verlorengegangen ist. Zu allem Unglück ist es
so trübe, daß keine Sonne festzustellen ist. Der Kompaß ist
beim Anlaufen des letzten Kontrollpunktes eingezogen worden.
Ein kurzes Halten, einzelne haben abgebaut. Einteilung in Späh
trupps, derselbe auseinandergezogen, nach Anlauf eines weiteren
Kontrollpunktes ist die Walkemühle auf schnellstem Wege zu
erreichen. Es dämmert inzwischen. Die 12- und 13jährigen be
kommen von sachkundiger Hand einen 'Fingerzeig für ihre
Marschrichtung, damit sie durch ein evtl. Nachtquartier im Freien
keinen gesundheitlichen Schaden erleiden. Es ist stockdunkel als
die Spähtrupps nach und nach schweißgebadet in der Schule
ankommen, denn jeder wollte der Erste sein. Eine kräftige
Abendmahlzeit hilft wieder auf die Beine. Anschließend Putz-
und Flickstunde, welche Beweis davon gibt, daß allerhand
Schmutz hängen geblieben ist. 20.30 Uhr Zapfenstreich und nach
wenigen Minuten ist Ruhe. Selbst die sonst zu dieser Stunde
noch in Erscheinung tretenden Erzähler sind verstummt. Eine
Stunde später, 21.30 Uhr: Alarm! Das Licht brennt nicht. Be
kanntgabe einer Lage: es soll ein Nachtgeländespiel, Angriff,
Verteidigung. Durchgeführt werden. „Verflucht" ist das eine
Dunkelheit, dauernd schlagen einem in dem Gebüsch Aeste in das
Gesicht. Hier soll man einen Weg finden, wo sich der Gegner
zur Verteidigung eingerichtet hat. Dabei sieht man noch nicht
einmal die Hand vor Augen, die müden Knochen wollen nicht
mehr, aber der Tag heißt ja: Der Tag der Härten. Die Aufgabe
wurde gelöst und im Nahkampf, einer zünftigen Schlägerei am
Schluß des Geländespieles wurde gezeigt, daß die Hitler-Iugend-
Führer auch hart sein können im Geben und Nehmen. Gegen
2 Uhr nachts war dann der Tag wirklich zu Ende. Wie bei den
Soldaten, so sind die härtesten Stunden später die schönsten, von
denen der Junge immer wieder erzählt.
Ein Lehrgang beim Flaggenhissen Foto: Obe,scharf. Schmidt, Melsungen
's-'
Die Härte wird auch an diese jungen Führer noch heran
treten, wenn sie den grauen Rock tragen und jedes will geübt
und erprobt sein, nur so können wirklich gute Leistungen er
zielt werden.
Der letzte Tag des Lehrganges kommt, wenn auch während
des Krieges im Vordergrund die Wehrertüchtigung zu stehen
hat, so wissen wir doch, daß auch der Soldat in seiner rauhen
Schale, gerade aus den Worten deutscher Dichter gewaltige
Kräfte schöpft. Es war wieder der Heimatdichter' Heinrich
R u p p e l, der in einer herrlichen Stunde in dem Festsaal der
Schule aus seinen Werken las. Der Zeit entsprechend zunächst
Vers und Prosa, die den Soldaten des Schwertes und der
Arbeit aus vergangener und jetziger Zeit gewidmet waren.
Zum Schluß brachte er uns seine lustigen Erzählungen aus
unserer Heimat, die immer freudige Zuhörer finden. Mit einem
Aufruf an das Vaterland und dem Lied „Heilig Vaterland"
ging dieser Tag und damit der letzte dieses Lehrganges zu Ende.
Als sichtbares Zeichen des Erfolges erhielten die Teilnehmer
den K.-Schein, der Zeugnis über die vormilitärische Ausbildung
gibt, das Hitler-Iugend-Leistungsabzeichen, das Schießabzeichen,
oder aber auch den besten von ihnen die Berechtigung, für die
Leistungsabzcichen Prüfungen abzunehmen. Mit neuer Kraft mö
gen in jedem Lehrgang immer wieder 100 kurhessische Hitler-
Iugend-Führer in ihre Heimatorte gehen, um mit einer Gläu
bigkeit. einem Fanatismus ohnegleichen Künder nationalsozialisti
schen Lebens zu werden. Möge in ihrem Geist, der der Geist des
politischen Soldaten ist, die Jugend immer wieder zum Kampf an
treten, in dem Ihr jetzt in vorderster Linie steht, bis der Sieg
unser ist.
Euch gebührt der Dank der Jugend, den wir in der Heimat
durch unermüdlichen Einsatz nur zum geringen Teil abstatten
können.— Nicht um einer Anerkennung wegen, sondern weil Eure
Leistungen unvergleichlich sind. Weil Ihr diejenigen seid, die
den Söhnen Eures Volkes, Euren eignen Kindern den Weg in
eine schöne und starke Zukunft öffnet.
So grüße ich Euch aus der Führerschule des Gebietes Kur
hessen/14 Walkemühle. Erich Bischofs, Bannführer.
3 Punkte, die uns die Arbeit erleichtern
muß sich jeder Empfänger des Heimatbriefes einprägen.
O Es wird gebeten, bei den Grüßen, die in dem Heimatbrief
„Unser ist der Sieg" veröffentlicht werden, neben dem
Namen auch den Heimatort des Einsenders
anzugeben, da zahlreiche Familiennamen bei der alt
eingesessenen Bevölkerung oft vorhanden sind, daß Ver
wechslungen eintreten können.
@ Um Druckfehler zu vermeiden, ist der Name recht
deutlich zu schreiben, da die oft sehr charakteristi
schen Namenszüge schwer lesbar sind.
© Aenderungen in der Anschrift (Feldpostnummer
usw.) sind sofort der zuständigen Ortsgruppe oder der
Kreisleitung zu melden.