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Bismarck wollte, wie wir aus Wertheimers großangclegtem
und auf genaue archivalische Studien hin gezeichnetem Lebens
bild Andrassys erfahren (Bd. I S. 209), die Frage der österreichisch
preußischen Rivalität auf dem Schlachtfelde entscheiden, weil
sie in anderer Weise nicht lösbar sei. In geschickter Weise
wußte er den Zündstoff zu häufen, wozu ihm Schleswig-Holstein
reichlichen Anlaß bot. Schleswig-Holstein bildete nur den Probe
stein des Kräfteverhältnisses zwischen den Höfen von Wien und
Berlin. Bismarck war bemüht, den großen Interessenstreit zum
endgültigen Abschluß zu bringen, den schon Kaunitz vergeblich
auszufechten versuchte und den dann Fürst Felix von Schwarzen
berg im Jahre 1850, allerdings nur mit einem Scheinerfolg,
ausgetragen zu haben schien. Dem preußischen Ministerpräsiden
ten brannte es auf der Seele, daß einst Fürst Schwarzenberg
gesagt haben sollte: Man muß Preußen demütigen (il laut avilir
les Prussiens). Keinem österreichischen Staatsmann wollte er
künftig eine solche Sprache gestatten, die mehr von Uebermut
als von Klugheit zeugte, und er verstand cs, Oesterreich vor
der ganzen Welt in der holsteinischen Frage ins Unrecht zu
setzen, die Dinge sich so sehr zuspitzen zu lassen, daß nur der
Appell ans Schwert übrig blieb. Es kam zum Schlagen und
wie 1859 in Italien, so wurde die kaiserliche Armee am 3. Juli
1866 auf dem Schlachtfeld von Königgrätz zertrümmert.
Bismarck selbst erzählt dem bekannten Deutschamerikaner
Schurz in einer am 27. Januar 1868 stattgefundenen Unter
redung, wie dieser in seinen Lebenserinnerungen berichtet, von
den großen Schwierigkeiten, die er überwinden mußte, um den
Konflikt mit Oesterreich zustandezubringen. „Eine der größten
dieser Schwierigkeiten war die peinliche Gewissenhaftigkeit und
das Zaudern des alten Königs Wilhelm, der nie in etwas cin-
willigen wollte, was im Geringsten verfassungswidrig zu sein
schien oder was nicht ganz und gar mit den strengsten An
sichten von Rechtschaffenheit und Treu und Glauben übercin-
stimmte.“
Auch General Stosch schreibt in einem Brief vom 26. Mai
1866 an seine Frau: