Full text: Europäischer Frieden

32 
Bismarck wollte, wie wir aus Wertheimers großangclegtem 
und auf genaue archivalische Studien hin gezeichnetem Lebens 
bild Andrassys erfahren (Bd. I S. 209), die Frage der österreichisch 
preußischen Rivalität auf dem Schlachtfelde entscheiden, weil 
sie in anderer Weise nicht lösbar sei. In geschickter Weise 
wußte er den Zündstoff zu häufen, wozu ihm Schleswig-Holstein 
reichlichen Anlaß bot. Schleswig-Holstein bildete nur den Probe 
stein des Kräfteverhältnisses zwischen den Höfen von Wien und 
Berlin. Bismarck war bemüht, den großen Interessenstreit zum 
endgültigen Abschluß zu bringen, den schon Kaunitz vergeblich 
auszufechten versuchte und den dann Fürst Felix von Schwarzen 
berg im Jahre 1850, allerdings nur mit einem Scheinerfolg, 
ausgetragen zu haben schien. Dem preußischen Ministerpräsiden 
ten brannte es auf der Seele, daß einst Fürst Schwarzenberg 
gesagt haben sollte: Man muß Preußen demütigen (il laut avilir 
les Prussiens). Keinem österreichischen Staatsmann wollte er 
künftig eine solche Sprache gestatten, die mehr von Uebermut 
als von Klugheit zeugte, und er verstand cs, Oesterreich vor 
der ganzen Welt in der holsteinischen Frage ins Unrecht zu 
setzen, die Dinge sich so sehr zuspitzen zu lassen, daß nur der 
Appell ans Schwert übrig blieb. Es kam zum Schlagen und 
wie 1859 in Italien, so wurde die kaiserliche Armee am 3. Juli 
1866 auf dem Schlachtfeld von Königgrätz zertrümmert. 
Bismarck selbst erzählt dem bekannten Deutschamerikaner 
Schurz in einer am 27. Januar 1868 stattgefundenen Unter 
redung, wie dieser in seinen Lebenserinnerungen berichtet, von 
den großen Schwierigkeiten, die er überwinden mußte, um den 
Konflikt mit Oesterreich zustandezubringen. „Eine der größten 
dieser Schwierigkeiten war die peinliche Gewissenhaftigkeit und 
das Zaudern des alten Königs Wilhelm, der nie in etwas cin- 
willigen wollte, was im Geringsten verfassungswidrig zu sein 
schien oder was nicht ganz und gar mit den strengsten An 
sichten von Rechtschaffenheit und Treu und Glauben übercin- 
stimmte.“ 
Auch General Stosch schreibt in einem Brief vom 26. Mai 
1866 an seine Frau:
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.