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selbstsüchtigen Aristokratie geistlicher und weltlicher Fürsten.
Schon damals machte sich der Gegensatz zwischen dem Norden
und Süden, vor allem zwischen Wellen und Hohenstaufen, stark
bemerkbar. Nur bei einem friedlichen Zusammenleben beider
großer Hausmächte konnte das Reich bestehen und bitter mußte
der Kaiser Friedrich Barbarossa dies empfinden, als er seinen
Römerzug angetreten hatte und ihm ganz plötzlich im März
1176 der Welfe Heinrich der Löwe den Gehorsam und die
Heeresfolge verweigerte und so seine schwere Niederlage bei
Legnago verschuldete.
Die Politik, die Friedrich Barbarossa trieb und wodurch
er dem deutschen Namen hohe Achtnng schuf, war durchaus
universell, und diese Politik setzte in der künsten und weitaus
greifendsten Form sein Nachfolger Heinrich VI. fort, so daß, als
dieser am 28. September 1197 zu Messina starb, sein Chronist
Otto v. St. Blasien von ihm sagen konnte: er hat das deutsche
Volk herrlich gemacht vor allen Nationen.
Als „Schiedsrichter der Nationen“ wurden damals die Deut
schen bezeichnet; so groß war das Ansehen, das die hohen-
staufischen Weltmachtplänc ihnen verschafft hatte.
Auch unter Heinrichs Nachfolger, Friedrich II., dauerte
diese große Wertschätzung an, er war der letzte machtvolle
Vertreter des alten Kaisertums, und je unerfreulicher nach seinem
.Ableben die Verhältnisse wurden, umsomehr verklärte sich in
der Erinnerung des Volkes sein Bild. Das Volk wollte einfach
nicht glauben, daß er fern der Heimat — er endete am 13. De
zember 1250 in Apulien und wurde im Dom zu Palermo
beigesetzt — verstorben sei und die Sage verschmolz seine Ge
stalt mit der Karls des Großen und dichtete, daß er in den
Kyffhäuser bei der hohenstaufischen Pfalz Tilleda versetzt sei
und dermaleinst wiederkehren werde, um das in sich zerrissene
Reich zu einigen.
Bemerkenswert ist, daß, während die Hohenstaufen bedacht
waren, ihre Macht am Mittelmeer, insbesondere durch den Er
werb von Sizilien, zu stärken, die deutschen Fürsten und Städte
denkwürdige Kolonisationserfolge im Norden und Osten des Reichs
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