49
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 212
zwischen geist und herz, zwischen geist und empfindung, oder wie man es
nennen wolle, aufstellt, darauf beruht das wesen des dramatischen monologs.
er kann die erste oder zweite person vorziehen und festhalten, doch nichts
scheint natürlicher, als dasz auch im Selbstgespräch beide personen hinter
einander abwechseln.
Der eigentliche Ursprung der sitte, die rede an sich selbst zu richten
musz der lebendigen art und weise des volks nahe gelegen haben, das in
solcher läge auch die zweite person der ersten vorzieht, statt was hab ich
gethan! was will ich thun? das hab ich dumm gemacht, nehm ich sie oder
nehm ich sie nicht? wird es immer lauten: Hans, was hast du gethan! was
willst du thun? das hast du dumm gemacht! nimmst du sie oder nimmst du
sie nicht? denn wie wollte der innere mensch mit sich zu rate gehn, wenn
er nicht einen theil seines selbst vor sich hin stellte, wie antwort erhalten,
wenn er nicht einen andern fragte?
Hat das griechische drama den monolog weniger gehandhabt als das
neuere, so war ihm dafür der chor eigen, der die handlung ohne unmittel
bar in sie zu greifen, dennoch fördert und erleuchtet, freilich von anderer
seite. der chor stellt eine volksstimmung dar, die verlautet über das was
unter seinen äugen geschah, er gibt ein vielstimmiges gefühl oder urtheil
kund; doch inniger als die öffentliche stimme vermöchte, schlieszt uns der
monolog die bewegung der leidenschaften auf. der chor mag eine that ent
hüllen oder den schieier über sie werfen, der monolog nimmt kein blatt vor
den mund und redet bare Wahrheit.
Keineswegs war der dramatische monolog den alten unbekannt.
Aeschvlos und Sophokles bedienen sich seiner wenig oder nicht, doch des
Prometheus herzrührende klage, bevor das chor der nymphen ihm genaht
ist, darf sie nicht als monolog gelten? und vielleicht zu eingang der Eume-
niden das gebet der Pythias, aus Sophokles besinne ich mich nur auf den
monolog der Deianeira im beginn der Trachinerinnen. alle diese monologe
sind stets in erster person.
Euripides und Aristophanes bringen sie uns öfter, meistens im ich,
einigemal im du gehalten, und es ist wol anzunehmen, dasz die letzte als
die seltnere gattung unmittelbar aus der Volkssprache gegriffen wurde und
ihr in der gewöhnung des höhern stils vielleicht ein eindruck des gemeinen
anhaftete, manchem seiner dramen hat Euripides monologe vorangestellt,
Abhandlungen der pliilos.-hist. Kl. 1856. Nr. 1. G
OOX
Kam)/ ifv» adt«~
fljuA . ßnKiiA-CA' SVj^ivv*
\&rf i 'Wfy/rn
(0^1 dir
üif \Ji^
™C)*J
t)|v
Qm axot"
KjirCdtf
djue VhH»
1* . v. ZqJ.
t)v*A
Kft
TT
r 5 **' IÖC7 * x