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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 211
um dreihundert jahre den allsten irischen handschriften vorangehend, bei
nahe an die zeit der unsterblichen reste unsers ülfilas reichend, deren edle
fassung freilich unvergleichbar höheren werth besitzt, ganz wie die alte
luxationsformel bei Cato keinen unsinn enthält, keine ary/ixa oder joculari-
ter composita, sondern etwa in der sabinischen spräche gegründet war,
sind auch viele der unverständlich scheinenden marcellischen Sprüche aus gal
lischer zunge verstehbar.
Wenn man erwägt, dasz der fund der schrift, einmal gemacht, nicht
leicht wieder vergehen konnte und in der alten weit tiefer vorgedrungen
war, als die gewöhnliche annahme ist; so bleibt zu bedauern, dasz auch be
gabtere Stämme, zumal der keltische und deutsche, es unterlieszen dauernde
denkmäler auf stein und erz einzugraben und der nachweit dadurch sichere
künde von sich und ihrer spräche zu verleihen, zwar gehört zu solchen
denkmälern auch die gunst des griechischen und italischen himmels, unter
welchem die schrift kaum verwittert; doch hatten ja eben die Gallier lange
vor beginn unsrer Zeitrechnung einen groszen theil des obern Italiens inne,
o und nachbarn etruskischer, umbrischer, römischer Völker konnten sie die-
sen en brauch und die anwendung der schrift auf stein und erz absehen.
)£TlArntA r es ist aber keine spur einer gallischen inschrift aus so frühen Zeiten vorhan-
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gallischen spräche gewähren und eine unzweifelhaft höhere formvollkom-
menheit derselben darlegen müste. die oskischen inschriften verstehen wir
jetzt beinahe ganz, die umbrischen zur hälfte oder zu zwei dritteln, das
rätsel der verhüllten etruskischen wird sich wol noch einmal lösen, gallische
aber würden wir aus den späteren keltischen sprachen eben so leicht oder
leichter erklären können, als die oskische und umbrische spräche mit hülfe
des lateins und des verwandten sanskrits zu ergründen war. denn alle diese
sprachen fallen unter das gesetz der indoeuropäischen, möglicherweise selbst
die etruskische.
Bei so bewandten dingen schien es ein unverächtlicher gewinn kelti
sche sprachproben mindestens aus dem vierten Jahrhundert nach Chr. zu er
langen, deren ständige formein sogar auf weit frühere zeit zurück weisen
dürfen, nächstdem bestätigt zu finden, dasz die aquitanische mundart,
glaublich die gallische spräche überhaupt der irischen näher müsse gelegen
haben, als der welschen oder cambrischen. meiner frisch in die weit ge-
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