Full text: Über die Marcellischen Formeln

52 
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 211 
um dreihundert jahre den allsten irischen handschriften vorangehend, bei 
nahe an die zeit der unsterblichen reste unsers ülfilas reichend, deren edle 
fassung freilich unvergleichbar höheren werth besitzt, ganz wie die alte 
luxationsformel bei Cato keinen unsinn enthält, keine ary/ixa oder joculari- 
ter composita, sondern etwa in der sabinischen spräche gegründet war, 
sind auch viele der unverständlich scheinenden marcellischen Sprüche aus gal 
lischer zunge verstehbar. 
Wenn man erwägt, dasz der fund der schrift, einmal gemacht, nicht 
leicht wieder vergehen konnte und in der alten weit tiefer vorgedrungen 
war, als die gewöhnliche annahme ist; so bleibt zu bedauern, dasz auch be 
gabtere Stämme, zumal der keltische und deutsche, es unterlieszen dauernde 
denkmäler auf stein und erz einzugraben und der nachweit dadurch sichere 
künde von sich und ihrer spräche zu verleihen, zwar gehört zu solchen 
denkmälern auch die gunst des griechischen und italischen himmels, unter 
welchem die schrift kaum verwittert; doch hatten ja eben die Gallier lange 
vor beginn unsrer Zeitrechnung einen groszen theil des obern Italiens inne, 
o und nachbarn etruskischer, umbrischer, römischer Völker konnten sie die- 
sen en brauch und die anwendung der schrift auf stein und erz absehen. 
)£TlArntA r es ist aber keine spur einer gallischen inschrift aus so frühen Zeiten vorhan- 
I i i• . -j D , ... 
lft\ OIVÇ fo tTètojh . A ?> \ ^ 
KeßV. 
TY) 
\r 
i Vu'cu) . Cßtt■ \ 
' den, die uns den kostbarsten aufschlusz über den damaligen zustand der 
5tn l^> r )/'»ax nvM ße 
y j ÙlA 
ir,4wxft^ / 'iTxuyu^. avrv» .4at vf- 
A. c^xia.r^ r ocir»■ c^.'xax'y y 
L-i. CoxT. 
J^euAt. lrf\ cW 
So 0 u-VÄ^ (■ 
-i fitrt 
(m 
ebenso irv^tinn 
gallischen spräche gewähren und eine unzweifelhaft höhere formvollkom- 
menheit derselben darlegen müste. die oskischen inschriften verstehen wir 
jetzt beinahe ganz, die umbrischen zur hälfte oder zu zwei dritteln, das 
rätsel der verhüllten etruskischen wird sich wol noch einmal lösen, gallische 
aber würden wir aus den späteren keltischen sprachen eben so leicht oder 
leichter erklären können, als die oskische und umbrische spräche mit hülfe 
des lateins und des verwandten sanskrits zu ergründen war. denn alle diese 
sprachen fallen unter das gesetz der indoeuropäischen, möglicherweise selbst 
die etruskische. 
Bei so bewandten dingen schien es ein unverächtlicher gewinn kelti 
sche sprachproben mindestens aus dem vierten Jahrhundert nach Chr. zu er 
langen, deren ständige formein sogar auf weit frühere zeit zurück weisen 
dürfen, nächstdem bestätigt zu finden, dasz die aquitanische mundart, 
glaublich die gallische spräche überhaupt der irischen näher müsse gelegen 
haben, als der welschen oder cambrischen. meiner frisch in die weit ge- 
CLAJÜi’^ o o) fjju—^ 
i iw® ru&fäc- ^OuVtV
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.