©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 208
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Man kann weiter gehn, und wenn die oben aufgestellte behauptung
ihren grund hat, dafs kein Fortschritt zu einer höheren stufe der entwickelung
ohne einbufse einzelner Vorzüge der vorausgehenden stufe erfolge, darf man
sogar annehmen, dafs in der freien, ungebundnen liebe eine poesie des le-
bens und der leidenschaft geborgen war, die sich später schmälerte und vor
den höheren edleren zwecken der ehe schw’and. ist doch heute noch einge
räumt, dafs die anmut des brautstandes mit einer prosa der ehe und nach
den flitterwochen aufhöre, und um einen schlagenden beweis aus der ge-
schichte unsrer heimischen dichtkunst zu führen, wir wissen, dafs die zarte
sten mit tiefer Wahrheit in den minneliedern ausgesprochenen gefühle der
liebe immer aufsereheliche Verhältnisse voraussetzen, und dadurch be
dingt waren.
Alle und jede frauennamen nach blnmen wurden ursprünglich aus
dem munde liebender ihren geliebten kosend gegeben und sollen die innigste
Vorstellung glänzender, duftender Schönheit darlegen, nicht ertheilte beim
feierlichen opfer am zehnten tage nach der gebürt einen solchen namen der
vater seiner tochter, sondern einen ganz andern prosaischen, welchem her
nach einmal jener kosende als beinarne hinzutreten konnte, auch die hetären-
namen, sovvol die von blnmen als von andern gegenständen (und solcher
ist eine menge) entnommnen, waren keine den mädchen bei der gebürt gegebne,
vielmehr erst von den liebhabern zugelegte namen. man mag freilich einräu
men, dafs einzelne derselben allgemeinen eingang fanden und dann auch den
töchtern schon von den eitern verliehen wurden; nicht selten aber ist aufser
dem überlieferten hetärischen beinamen zugleich der echte geburtsname an
geführt. auch die namen indischer apsarasen, die als himmlische hetären und
bajaderen erscheinen, werden bei näherer betrachtung gleiche beschaffenheit
kund geben.
Theokrit in seinen idyllen nennt nur ein paar hirtinnen, unter welchen
Mvqtüo 7, 97, die blume nicht verleugnet, viele hetären heifsen Mvqtiov und
noch häufiger Mv^ivy\, woraus bei Aristophanes Lysistr. 872 die verklei
nernde koseform yAvxorarov Mvqqiv$iov wird. Schwieriger ist der bekannte,
auch nachher von Virgil übernommene name s AfJUxgvXKig in der dritten idylle
und 4, 38, den ich weder als blume aufweisen kann, noch von einer hetäre.
doch in die botanik hat ihn Linne schon längst tactvoll, und selbst die for-
mosissima Amaryllis zurückgeführt, was dürfen wir noch zweifeln? daszwie-
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