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den Lucrez ingenio maximum, arte rüdem genannt hat, nur mufs bei der V, Ltcßyo
kunst man nicht sowol seinen strengen und gebildeten yersbau, als den ein-
klang des ganzen gedichts im äuge haben, der bei Virgil, Horaz, ja bei den
elegikern vorhanden ist und anzieht, ihm aber abgeht. Es war doch kein
guter plan Epikurs System der physik, wenn auch geistig erfafst, und stellen
anderer griechischer Schriftsteller schritt vor schritt in verse überzuführen,
so dafs die einzelnen materiell, zwar warm überdacht und wiedergegeben,
nur an einander gereiht erscheinen, nicht zu einem gewaltigen ziele führen.
Wie viel lebendiger und geschickter hat Virgils gedieht vom landbau lebhafte
gegenstände behandelt, ich habe w r ol mit Lachmann darum gestritten und
ihm mein geständnis abgelegt, dafs einzelne zeilen bei Lucrez mich gemah
nen wie verse lateinischer dichter des mittelalters, abgesehn von ihrer grö-
fseren metrischen Vollendung, das sei Stil der alten kunst, meinte er. gut
denn, dafs Virgil und Horaz, in deren keinem ich doch ein höchstes ideal
der poesie anerkenne, dieser kunst ein ende gemacht haben. Lachmanns
verdienst um die herstellung der lucrezischen schreib und ausdrucksweise
kann nicht genug gepriesen w r erden, der lateinischen grammatik ist damit
nach allen seiten Vorschub geschehn; auf den gewinn, der für die philoso
phische betrachtung aus dieser rerum natura zu ziehen ist, liefs er seinerseits
sich nicht ein. Völlig aber, scheint mir doch, gehn des Lucrez archaismen
nicht auf in dem alten kunststil, da der ältere Ennius sich schon freier be
wegte, Plautus überall dichterischer, dem auch unmittelbar die Griechen
Vorlagen und der doch nicht so über die patrii sermonis egestas klagte, im
ganzen Lucrez wüste ich nichts so poetisches, wie zum beispiel der einzige
prolog des plautinischen rudens ist.
Ich redete zu lange über Lucretius und darf nicht von seinem her-
ausgeber ablenken. Wie es bilder gibt, in die sich die maler getheilt haben,
so dafs einer die landschaft, der andere die figuren lieferte; so liebte Lach
mann es gemeinschaftlich mit andern arbeiten zu unternehmen, denn es ge
lang ihm dadurch sich streng auf die herstellung des textes zu wenden, dem
freunde das übrige zu lassen. Wer sonst über einem geliebten, langerwog-
nen autor waltet, den würde fremder antheil an der ausarbeitung eher stö
ren : ihm war höchst willkommen, was er für sich schon bei seite gelegt hätte,
nun von andern händen ausgerichtet zu sehn, oder auch bei einem von an
dern angelegten werk daraus vorweg was ihm behagte an sich zu ziehen. So
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