über den Ursprung der spräche.
darf in zweifei gezogen werden, sollte es sich lösen können, mögen solche
Zweifler einwenden, so hätten unsere sprachen und unsere geschichte viel
weiter als sie thun zurück zu reichen, denn es ist glaublich, vielmehr es ist
schon ausgemacht, dafs die ältesten denkmäler der sanskrit oder zendspra-
che, gleich den hebräischen oder was sonst man für die frühste spräche ausge
ben wolle, um lange zeit, um viel Jahrtausende von dem wirklichen Ursprung
der spräche oder der Schöpfung des menschengeschlechts auf erden abstehn.
Wie kann über eine solche kluft hinweg ein anfang der spräche ermessen
werden? fällt die gesamte frage nicht in die reihe der Unmöglichkeiten?
Dies bedenken scheint aber noch stärker einzuleuchten, wenn wir die
läge und den gegenständ der naturforschung, die, wie eben erhellte, sich zur
Sprachforschung ähnlich verhält, erwägen, jene forscher streben in die ge-
heimnisse des naturlebens zu dringen, d. h. die gesetze der zeugung und fort-
dauer der thiere, des keimes und wachsthums der pflanzen zu ergründen, nie
habe ich vernommen, dafs darüber hinaus ein seiner aufgabe sich bewuster
anatom oder botaniker auch die erschaffung der thiere und pflanzen hätte
wollen nachweisen; höchstens kann ihm klar werden, dafs einzelne thiere
oder kräuter, um ihren zweck vollständig zu erreichen, an bestimmter stelle
zuerst erscheinen und geschaffen sein musten. Wenn sodann analogie ob
waltet zwischen Schöpfung und zeugung, sind doch beide als ein erster und
zweiter act wesentlich verschieden von einander, die ewig sich erneuende
forterzeugung erfolgt vermöge einer in das erschaffene wesen gelegten kraft,
während die erste Schöpfung durch eine aufserhalb dem erschafnen waltende
macht geschah, die zeugung ruft, wie das schlagen des Stahls an den stein
schlafenden funken weckt, neues dasein hervor, dessen bedingung und ge-
setz bereits dem zeugenden anerschaffen war. Hier aber scheint für den
o
genau überlegenden in der that ein wendepunct zu liegen, wo naturforschung
und Sprachforschung wesentlich sich von einander scheiden, und alles fol
gende wird gerade davon abhängen, ob wir die spräche als ein erschafnes
oder unerschafnes anerkennen. War sie erschaffen, so bleibt ihr erster Ur
sprung unsern blicken eben so undurchdringbar als der des zuerst erschaffe
nen thiers oder baums. Falls sie aber unerschaffen, d. h. nicht unmittelbar
durch göttliche macht, sondern durch die freiheit des menschen selbst her
vorgebracht wurde und gebildet, so mag sie nach diesem gesetz ermessen,
ja von dem was uns ihre geschichte bis zum ältesten stamm hinauf ergibt,
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