Full text: Über den Ursprung der Sprache

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Jacob Grimm 
abhängig scheint, das sanskrit kennt keine allein von kurzem a gebildete 
Wurzel, wogegen kurzes i als Wurzel für den begrif gehn (die auch im latei 
nischen i 9 welches aber lang ist, blos läge) und kurzes u als wurzel für tö 
nen angenommen wird; ihnen beiden könnten aber consonanten abgefallen 
sein. Unter den mit consonant und vocal gebildeten scheinen die consonan- 
tisch anlautenden den consonantisch auslautenden im alter voranzugehn, weil 
auch den vocalisch auslautenden ein zweiter consonant allmälieh zuzutreten 
pflegt, nicht den vocalisch anlautenden vorzutreten, z. b. neben der wurzel 
mä ergibt sich eine zweite wurzel mad, welche dem lat. metiri, unserm 
messen entspricht, etwas anders ist, dafs die wehenden anlaute v h und s 
vor liquiden bald vorzutreten bald abzufallen pflegen, was man nun für das 
ältere halte: das vortreten, denke ich. 
Welchen vocal und welchen consonant der erfinder für ein verbum 
nehmen wollte, lag abgesehn von der natürlich vorbrechenden und sich 
geltend machenden organischen gewalt des lautes meist in seiner willkür, 
die gar nicht statt gefunden hätte, wäre sie von jenem einflufs immer und 
völlig abhängend, selbst aber mit feinerem oder gröberem gefühl geübt wer 
den konnte, in diesen einfachsten bildungsgesetzen sehn wir also auch hier 
nothwendigkeit und freiheit einander durchdringen. Wenn z. b. im sanskrit 
die wurzel pä, gr. ttiziv, sl. piti ausdrückt, so hindert nichts, dafs ein andrer 
spracherfinder dafür auch kä oder tä ergriffen hätte, ein grofser theil der 
indogermanischen wurzeln hat blofs sein historisches urrecht, dem nur or 
ganische bestimmungen zutreten können. Doch instinctmäfsig ist vorgesehn, 
dafs in der einzelnen spräche wenig oder keine gleichlautige wurzeln für ver- 
verschiedene Vorstellungen statt haben, d. h. von den erfindern nicht mehr 
mals dieselben laute für grundverschiedne Vorstellungen gewählt wurden, 
was unabsehbar verwirren müste. zu unterscheiden hiervon ist aber sorg 
sam die uns oft noch unerkannte und dunkle Verwandtschaft mehrfacher 
sinnlicher und abgezogner begriffe, die aus den buchstaben einer und der 
selben wurzel erwachsen. 
Ob und wie viel wurzeln, die auf doppelten stummen consonant an 
und auslauten, man im ersten Zeitraum gestatten dürfe, lassen die bisherigen 
Untersuchungen noch unentschieden. 
An jedem verbum können im zweiten Zeitraum personen, numerus, 
tempus, modus und genus bezeichnet werden, die personen durch angefügte
	        
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