Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 204
© c 111 tt«
Smtncrftag, 14.Stovember
Jffcomtetnent: für Berlin üierteljaörlicfc ßJClo&,
für ba§ beutfcf>e S^eid^ unb ganj Oefterreid^ 9 JC
incl. öer$ofibefcrberung§gebitf)ren. S3efteIIungen
nehmen an bte <Kfl)ebtiion, W. (8), äflo&mts
ftrafte 59, unb fämmtlitbe Sßoftanftalten.
M
1889. — 42. Saljrgaug.
$nf erate nad) ®djriftarten IautSarif. SHeSßetitgcilcs
Morgenausgabe 4*gefpalten 40 (Kolumne
refp. beren £beile 300 JC u. f. m.
$lbenb*2lu£gabe 3*gejpalten 60^ — Geflaute
3*gejpatteu 1 JC 50 — (Kolumne 450 u.f.n?.
^ibomtemmt auf Siet* Mottai &e$emfiet?*
SSir TabenJjtertmt ginn SIBonnemeht auf bte „9JatiourtI*3eitiing" für ben SRottat ©egemBer ein. S3eftellitngen auf bte „Sflattoua’UBettuitg" eiitfcljtiejjltcl)
ber f/ BeKetriftt{^'te^iüf^cn Sonntagsbeilage" unb ber „SSerloofmigSlifte" für ben Sftonat SDegember werben cmSiuärtS bet alten 0teic^§poftanftatten guut greife ooit
3 S)iarf (incl. fßoftBeförbmtngögeBüljr) aitgettotmtten, — tu Berlin aitfierbent Bet fäntuitlifien BettungS «©pebiteuren unb in ber (Sjcpebition ber „National*
Bettung", W. (8) 3Mjrenffraj)e 59, juut greife non 2 »}f. 50 % ejccUtfiue iöotenfotjn.
©gjjjcfcütoit &etr „ National *3ettmtg."
$cutf<f)l<utb« ^Berlin: ber MabbiStmtS unb bte eitropKifdjen
50Räd)te; 33itnbe3ratfj; 8leid)Stag§ft^ung; bürgerli(t)e§ ©efefcbudj;
Unfallverhütung; Steviflon ber ©ampffcffel; bte ^anbelSvertrage
unb bte neue fvan$öfifd)e Kammer; att§ Belgien.
Sfvattfreidj. SßatiS: jur Äammererüffnung.
3lu8 beut 8letd) unb ben Ißrovtngen.
?Im tlidje 8lad)rid)ten.
berliner üKadjricfyteu.
^arlamentarifcheS.
§anbel8blatt, äöaarcu- u. ®robuftenmdrfte.
* SBeifm, 13. SRobemBer.
Ser 93ictl)bisuut§ itttb bic euvopäifdjett 9)t«djte.
fiorb SaliSburtj in feinet - 9tebe Beim SorbmatjorSbaitfct,
cljite ©labftone ju nennen, an beffen ficitiuig bei - engiifdjen
Angelegenheiten big gum Sabre 1885 eine jdjeufe Äritif geübt,
inbent et unter £>tnweiS auf baS Sdjidjal ber ehemaligen
ägppttfdjen Aeqitatorialproving tjervorheb, baß bie ©lacht fceS
©Ijalifalj, b. h- beS ©taljbi, immer ttodj eine fehr große nnb
gefährliche fei. Sr hat bamit eine ber größten Sitnbett ©lab»
ftone’S, bie fPreiSgabe beS Subatt, wieber in Srinuerung ge*
bracht, freilich nidjt oT)itc aud) zugleich auf bie englijdje ©e*
fammtpolitif im norböftlidjeit Afrifa, alfo auf feine eigene
Settung ber bortigeit Angelegenheiten ein nicht aifgu glätt3eiibeS
Sidjt zu werfen.
Sorb SaliSbttrtj’S AttSbrttdS weife War nämlich nicht ganz
jutreffenb, wenn er fagte, bie ©tadjt beS ©taljbi fei heute „nodj"
groß; biefelbe hat ficf> vielmehr feit bem elften Auftreten ber
Veweguttg unter beut Araberthum Afrifa’S, wenn and) unter
Ääntpfen unb zeitweiligem Dlüdgaitge, fortwäijrenb verftärft unb
auSgebeljnt. Sie erfte unb haup'tiädjlidjc Sdjulb baran trifft
aUerbingS ©labftone, weldjev bie Vefcßttttg AegljptenS nur
unter bem atterbefdjränftefteit ©efidjtSpuufte unternahm. 3h 1 »
war e§ bei berfelben nur barunt zu thuit, bie fiirgefte «Straße
nadj Snbiett in ©ttglattbS £>äitbe zu bringen uub baS englifche
©elbinteveffe in Aegppten z u ftdjern; fobnlb biefe 3wede
erfüllt waren, mad)te er §alt, oljne fich weiter um
ben gorlgntig ber in Aegijpteit fclbft burch Avafei
fpafch« geleiteten arabifdjett ^Bewegung in ben an ba§ cigeittlid)e
Aegppten angreuzeitben, bemfelben unterworfenen ©ebicteu ju
flimmern. Sa, er ging nod) weiter. Um nicht in größere
Unternehmungen bafelhft verftridt zu werben, lehnte er nidjt
nur für Snglanb felbft febeö Sinfdjreiten gegen bie von ber
rabifalen englifdjett treffe ntandhutal faft verherrlichte auf*
ftänbijdje ^Bewegung wiber bie ägpptifdje iperrfchaft im ©ubatt
ab, fonbent er verbot bem Äebive fchled)tweg feben eruftlidjeu
Serfitd) and) nur zunt Snlfaiee ber in ben weiten ©ebieten bei
Ießterwät)uteu Sanbed gerftrenten ägijptifdjen ^Beamten unb
©arnifonen. ?iur ©orbon perfönlid) geftattete er bie
abenteiievlid)e fjahrt nach Shartum, burd) weldje biefer
iibrigenö einen viel weiteren S3lid verrietl), a!S il)it
©labftone bamalö bewiefen hat. Sie ägijptifdjen ©arnifonen,
fPafdja§ unb ffieamte — leßtere von ben Subanefen
ZUtneift mit IRcdjt geljaßt — würben im Saufe bei - nädjften
Saljre von ben Aufftänbifdjen allmählich htugefdjiadjtet. Sind;
©orbon fiel zu Anfang bcö Sahvcb 1885, von ©labftone im
Stiche gelaffen, benn bie unter bem Srude beä öffentlichen Un*
witfenö in ©nglaitb enblidj, aber zu fpät unternommene itnb lahm
ausgeführte Sypebition zu feinem Sntfaße fonnte nur nod) ben
galt SljartumS, an welken ftth bie Söbtung ©orbonS unmittel*
Slachbrucf verboten.
bar anjdjloß, feftftetlen. 9cod) hielt fich baS nach ber Slorbgrenze
AbljffiitienS gelegene Äaffala, aber bie Bemühungen ber Sag*
Iciitber, wenigftenS biefe Stabt gegen bie SJMjbiften bm - <h —
bie Abijfrtnier entfeßen zu laffeit, waren ebenfalls erfolglos;
Äaffala fiel nach längerem SBiberftanb and) in bie ©ewalt beS
Söinljbi. SSöKig abgefchuitten von allen Serbinhungen mit
Aegppten unb Suropa, hielt fidj nur noch Smin fPafdja in ber
ägijptifdjen Acguatortalprovinz. Sr entfdjloß ftdj, biefelbe, wenn
irgettb möglich, für bie Sivilijatton zu erhalten nnb vor bem
Sinbruche beS fubanefifcben SarbarentbumS zu bewahren; er
felbft mit wenig zahlreichem ©efolge hätte fidj wohl beit Soitgo
hinab ober nadj ber Sftfüfte hin einen SSeg bahnen Tonnen,
aber er hätte in biefem Satte bie ÜJlaffe feiner ägijptifdjen unb
fdjwarzen Solbaten, bie er famntt SBeibent unb Äinbcrn nidjt
hätte mit fidj führen fönnen, ihrem Sdjidfal iiberlaffen müffen,
itnb biefer Umftaub Ijat wohl and) zu bem vorhin erwähnten
Sntfdjluß ntitgewirft. S3iS tief ins vorige Saßr hinein hat er
fidj benn auch auf feinem fPoften behauptet, aber ähnlich wie
©orbon ift bann and; er faft angefidjt» ber zu feiner Dtettung
bis zu ihm bmdjgebrungenen Suropäer erlegen, wenn amh in
weniger tragiftfjec SBcife wie jener.
®lan Tann angefidjtS biefer Sljatfadjen bie SBermutTjnng
faurn unterbrüden, baß and) ber gegenwärtigen englijajen Sie*
gievuug baS bisherige fjortfdjwelen beS SlahbiSuutS im Sitban
gar nidjt fo ganz unermünfdjt war. Auch fie befdjränfte fidj
in Sualin unb an ber Sübgrenze AcgljptcnS, bei Sßabi §alfa,
gänzlich auf paffive SSertfjeibigung, unb bieS in foldjem Um*
fange, baß felbft bie bei einzelne« größeren Aftionen gegen bie
lölnfjbiften verljältnißmäßig leidjt errungenen Srfolge 'nidjt im
miubefien Weiter auSgebentet würben. SDHan fd)affte fidj, wenn bie
feinblidje 23ebrängung allzu unbequem ober gefäfjrtidj würbe,
ßuft, itnb bamit hatte bie Aftioit wicber ein Sitte. Saß barunt
ber itt bem Sitban etttgefdjloffene UJiabbiSimtS nicht in fidj
felbft erftiden würbe, hat fidj inbeffeit fcljoit feit gerannter Seit
ijerauSgeftcttt, _ unb weint citglifdjerfeitS troßbeut nidjt tuehi -
wiber ihn gejdjah, fo ertlärt fidj bieS hoch woljl zunt Sljeil
auch barattS, baß baS fjortbefteljen beffelben mit eines ber
Argumente für bte fjcvtbauer ber englifdjett JBefeßttng AegijpteitS
liefert, wie bie Ifisbe Sorb C iliSburh’S aufs Sleue bargetban bat.
Sie fyidgeit btefeS Verhaltens ber eiiglifdjen Siegievitttgeit,
Zuerft berjenigett ©labfiotte’S uub bmttt bei - jeßtgett, fiitb nidjt
aitSgeblieben. Sit Sljartmn befaitbcit ftdj bie 9)!aljbiften im
SBefiße eines vorzüglichen ftrategifchen ij}nucteS zur Unterwerfung
beS ganzen SiiltljalS. Sh re Verfttcije, fidj beS unteren SljalS biefcS
StvotneS zu bemächtigen, feheiterten aUerbingS an ber itbcrlegcueit
^Bewaffnung unb SaltiE ber englifdj=ägijptifdjen Sruppett. Um fo
erfolgreicher waren fie ftroutaufwärtS. SaS ganze Stromthal bis
Zunt Albert Sljanza, alfo bis verljältnißmäßig ttalje zu beit
«Quellen beS Stil, ift jeßt in ihrem Veftß, itnb baß fie bie guten
AttitäbevuitgSmege, weldje iljiten ber blaue Stil unb verfdjiebene
Stcbenfttiffe biefeS unb beS großen Stil nadj Abijffiniett bieten,
Zu witrbigen Wiffett, haben bie jitngfteit Stachridjten ans bem
eben erwähnten erwiefeit, bemzufolge fie biefeS nidjt mehr bloS
vom Sterben, von Äaffala, l;er, fonbern attclj von Sßcften Ijcr
mit wedjfelnbeut Srfolge bebrättgeit.
Verfttche, biefer Ausbreitung beS SJtaTjbtSmuS aftiv zu bc=
gegneit, wären aber eijer angezeigt gewefen, als eS bemfelben
nicht ganz att inneren Kämpfen unb an SBiterftanb audj von
arabifdjer Seite gefeljlt hat. Stad) SBeftcn ift es bem SJtaljbiS*
lttttS nidjt gelungen, fich über 'Äorbofatt hinaus itt Sarfttr feft*
Zttfeßett. Sin Sdjeidj beS Icßtcren SanbcS l;at fiel; vielmehr in
©ic ttttlicnifchc Sitertttiir ber Stcuaiffttncegcit.
Abolf ©aSpartj hat bem feiner 3eit an biefer Stelle
befprochetten elften fBattbe ber ©efcßidjte ber italienifdjen
Siteratitr (IBerlitt, Stöbert Oppenheim) einen zweiten
folgen laffeit, welcher, bie Stenaiffancezeit utttfaffenb, für bie
©ebiegenheit unb bie Univerfalität ber Äenutuifje beS Autors
auf biefem ©ebiete vollgültiges S^ugniß ablegt. SBettiger be*
freitnbeit föttnen wir unS mit bem glatte beS SSudjeS, zumal
ba ©aSparp felbft in ber Vorrebe in gewiffent Sinne ein
aitbcreS Programm, wie baS fpäter von iljrn auSgefüljrte, auf*
geftettt hat. „3wei vcrfchiebeue Sutereffen", Ijeifjt eS in biefer
Vorrebe, „fönnen in ber ©efdjidjte ber Siteratitr in 3wiefpalt
mit eittaitber geratljeit, baSjentge an ber ^erfönlidjfeit unb baS*
jentge an ber Sntwidelung, unb um fo mehr itt einer Spodje
großer fgrudjtbarfett mtb Vielfeitigfeit, wie eS in Stalien befonberS
baS 16. Saljrljunbert war. Vetbett geredjt zu werben, iftfdjwer; ich
habe eS verfudjt, foweit ich verutodjte. SaS Sutereffe an bev
fperföttlidjfeit fteljt für ntidj im Aflgenteinen höher» and) beS*
ijalb, weil fich hier ber ^Betrachter, bei bem gegenwärtigen
Staube ber fjorfdjuttg, meift auf fefterem Vobett befinbet.
Saljer War idj bemüht, bie bebeutenbett ©eftalten zufatniitenzu*
halten, iljre gefammte Sljatigfeit in einem S3ilbe zu vereinigen;
bagegen bie Venterfungen über biejettigen, in welchen fidj feine
ftarfe Subivibnalität zeigt, habe iCh ohne Scheu an ben »er*
fdjiebenen Stetten verzettelt, wo bie von ihnen angebaitten
©attungen behaitbelt werben; baS nothwenbigfte Viograpljifdje
von biejett ©eriitgeren ift bann eingeftreut, wo Von ihrer
hauptjädjlidien Sljätigfeit bie Siebe ift, ober berjeitigen, weldje
mit ihren ßebenöitmftänbett am meiften zufainmenljängt. Saljer
muß ntan eS freilich für einige wenige, fdjon in biefem SJanbe
erfcheitteitbe erft im folgettben fliehen."
Sieße fictj z«näcfjft einwenben, baß bte gefammte Snt*
Widlititg eines SidjterS in vielen ^Beziehungen aus bem SOiilieit
erflärt werben muß, fo baß baS „Viographifdje" nicht »ott
feinen Sßerfeit getrennt werben fann, fo ift ©aSpartj audj
feinem Programm untreu geworben, ittbein er felbft bei „ftnrfen
Snbivibualitäten" ohne zwingettbett ©ntnb barauf verzidjtete,
ein eiitheitli^eS, gefdjloffetteS Vilb zu entwerfen. Stdjerlidj
wirb ber Verfaffer Siiccolö Vladjinvetti, ben Seljrmeifter ber
dürften, ober ipietro Arctino, bie „©eißel ber dürften", nicht
Z« ben ©eriitgeren gezählt wiffett wollen. Sßie f'omite eS baljer
gefdjcljett, baß er ben fPolitifer unb poiitifdjen Sdjtiftfidler
fDJadjiaVetti, ben Autor bei - epocljemacljenben Schrift „II Principo“,
Ziuiädjft in bemfelben Abfdjnitte mit ©litcciarbiiii beljantelt,
um bann beinahe zweifjuitbcrt Seiten fpäter, nachbeui er in»
zwifcljcn SBenibo unb Ariofto, Saftiglioue unb fPictro Arctino,
ferner bie Sijrif unb baS ^elcengcbidjt im 16. SahA’unbert,
jowie bie Sragöbie zum ©egeuftanbe auSrührlidjer Vetradjtungen
gemacht hat, ben Äomöbienbidjter SJtacljiavelü vcrgitfüfjven!
Siefer ift nun aber eine fo eigenartige, ja einzige Srjdjeinuitg
in ber italienifdjen Siteratitr, baß eS ftdj fidjerlidj empfohlen
haben würbe, tiefen Sljaraftcrlopf in einem ©ttffe IjcrauSäit*
arbeiten. VJerbcit uttS bodj auch bie im „Principe“ entwidelten
©rmibfaße flarer, wenn wir zugletdj bie ©efellfdjaft feitncn
lernen, bie SDiacbiaVelli in ber Äotttöbie „Mandragola“ in Voller
ScbeitSwahrheit fchilbert.
AUerbingS trifft ©aSpanj nadj meinem ©efüöle baS Siidj*
tige, wenn er bett Sichter ber „Mandragola“ bagegen Verwahrt,
baß tiefem Stüde eine tiefere Abficht zu ©rnnbe gelegen habe.
Sie Scitgenoffeit empfattben hier in ber Sljat feinen veruid)*
tenben Angriff gegen baS Vefteljenbe; vielmehr ftimmten fie alle
gern itt beit Spott über bie äUöudje ein, befonberS aber Spapft
Seo X., vor lveldjeut bte Äotnöbte int Saljve 1520 z« Siout ge*
fpielt werben fottte. ©erabe bieS ift jebodj für bte bantnlige
©efellfdjaft, für baS Vliliett djarafteriftifdj, unb man Vcrfteljt
auch bte Schrift „II Principe“ befjer, fo baß bem attSgezeidj*
ueteit italienifdjen Siteradjiftcrifer be SanctiS nttr beige*
pflidjtet werben fann, wenn er mit Slüdfidjt auf bie farfnftifdje
Sdjilberung ber SJtöndje in bei - „Mandragola“ bemerft: „Siefe
Singe erwedten in Seutfdjlanb Unwillen unb riefen bie Sie*
formation fjeefevr. Sn Stätten erregten fte ©elächter. Unb
berjciiige, Weldjer zuerft barü6cr ladjte, war ber §)apft. SBenn
ein Uebel aber fo aflgemein verbreitet unb gewöhn*
lieh ift, baß man bavitber ladjt, fo ift eö beut falten
V raube vergleichbar, infofern eS nidjt mehr geheilt
werben fann." ©aSpartj wibmet bem Äomöbienbidjter
Vladjiavelli nur einige Seiten. <5S ift jeboch bezeidjitenb, baß
uuläitgft nod) ber erfolgreidje Verfuch gemadjt würbe, bie „Man
dragola“, biefeS Florentiner Stttengemälbe aitS ber 3eit Cölachia*
velli’S, auf ber italieniichen Sdjaubüljne vorzufüßren. Sm
erfolgreicher Seife gegen benfelben erhoben, bie SJiaTjbiften felbft
aitS Äorbofan IjinunSgeworfen unb ftd) in bebrotjlidjei:
Seife ©Ijnrtum genähert. Sie Sladjridjten bavoit liefen in
ber elften Hälfte biefeS Suhrcö ein. Seitbem ift eS von biefer
antimahbiftlfd)=arabi}d)en Vcwegmtg wieber ganz fiitt geworben,
unb ba bie Streitfräfte beS SDlaljbi fo Weit nilaufwärtS vor*
gebrungen fiitb, waS iljnen, wenn von Äorbofait hm - noch
©efahr bvoljte, unmöglidj gewefen wäre, fo muß man annehmen,
baß bieidbe fdjließlidj bod) gefdjeitert ift. Db eS einer
aftiven s l)olitif nidjt möglich gewefen wäre, an fie angu*
fniipfen, ift eine tvoljl aufsuWerfenbe Frage. S 11 Vetradjt
fommeti fonnte bafüt - nur baS im Vefiße beS unteren Stil _bc»
ßublidje ©itglanb, Welchem bie von iljm refonftruirte ägijptifche
Armee zur Verfügung fteljt. Sitten ift erft feit kurzem in
freunbltdje Vezidjungen zu Slbijfftnien getreten, wddjcS bis
baljiu eine Variiere gegen beffen Vorbringen in’S Sunere bar*
ftettte. Audj feßt StalienS finanzielle Sage weitaus fdjenben
afrifanifdjen Unternehmungen ganz anbere epiuberniffe entgegen,
als bieS bei ©nglaitb ber Fuß ift.
Seßt allerbingS bilbet ber SHaljbiSmttS ttidit nteljr bloS eine
Itnbcqitemlidifeit für ©ttglanb, fonbern eine ©cfaljr für alle iit
Dftafrifa intereffirten Vtädjte, ©ttglanb mit einbegriffen, unb
fogar für ben Äougoftaat, an beffen Storboftgrenze bie Äricgcr
teS SDtahbi attgclangt fiitb. 3«» matt barf fagen, baS ganze
enropäifdje ©ivilifatiouSwerf im mittleren Afrifa ift
burch iljr Vorbringen, wo nidjt gefäljrbet, fo bodj
erljeblid) erfchwert. Ser SltaljbtSmuS [teilt ben groß*
artig organifirteit Siberftanb beS ArabertljumS gegen
bie auf Afrifa bezüglidjett europäifchett Steformpläne bar, bettelt
gegenüber namentlich ber Sflaüenljanbel unb bie Sflauenjagbru
aufredjt erhalten werben folten. Sen ©reuelit berfelben fitib
jeßt fäuuntlidje an baS obere Siiltljal angreuzetibe Sänber wieber
meljr beim je auSgefeßt, unb auf baS Araberthum am oberen
Äongo wie an ber Dftfiifte muß biefe Shatfadje ermutfjtgcnb
unb aufreizenb wirfen; in eine Sadgaffe barf natürlidj baS
Sagb» unb £anbdSgebiet nidjt auSlmtfen, waren bodj bie Surfei,
fowie Reiften btS zur Abiperrung bei - Äiifte bie beftett Vtärfte
für fdjwarzeS Vieiifdjenfleiidj.
©S ergiebt fidj aus allebent, baß für bie bemnädjft iit
Vrüffel zufummeutretenbe Konferenz bie gemeinfame Vcfämpfung
unb 3uvüdbämnutng beS SahbiSmuS einen fjanptfädjlidien ©c*
genftanb ber Veratbung bilbett muß. 3unädjft in Vetradjt
fommen allerbingS nur ©nglanb, Sitten unb bet Äonaoftaat,
aber wenn bie Frage Von'©egenmaßrcgeln nidjt ernftlidj in
Fluß gebradjt wirb, fo ift eine Ausbreitung ber ©efaljr nicht
unwafjrfcheinlidj. SeutfdjlanbS Sutereffeit erjdjeiueit aller*
bingS nod) am wenigften berührt, ja, eS läßt fidj aniteljmen, baß
ein $eranbriitgcit ber ©efaljr, weldje bte legalen arabijdjen
SStadjthaber nidjt weniger bebroljeit würbe als bie ©uropäer,
ben Sultan von 3unjibar noch gefügiger gegen bie leßtercu
ntadjeit würbe, aber ber Siberftanb gegen bie ©efaljr würbe
bann boclj ganz anbere Aitfwenbimgen erforbern, als fie jeßt
notfjwenbig ftnb. ©S wirb foitaclj zunt SJUnbeften eilte Auf*
bidmtg aller ber itt Afrifa felbft vorhaitbeuett Ära fte beS
SibcrftaubeS, minbeftenS alfo beS mit Selten i» ctigcut Ver*
hältniß fteljcitben Abljjfinieu unb ber großen Vegerreiclje
ZWijdjeu betn Albert Sljattza unb Victoria Stjanza, fowie eine
Unterftüßung berfelben burch Äantpfmittel fdjott jeßt in Fwg'e
fommen mitffett. Sie weit man bamit reichen wirb, läßt fidj
jeßt freilich uodj nicht »orherfefjen.
Scatro Fvffati zu Viailanb woljute ich »or zwei Schreit einer
foldjett Vorftellung bei, bie in jeher £>iuftdjt als eine woljlge*
iungeue bcgeidjnet werben burfte unb bie Aufuierffamfeit beS
fPublifumS vom Anfänge bis zuttt ©nbe feffdte. ©itter ftidjljal*
tigeren fProbe für bie SebenSWabrheit ber verfdjiebenctt ©haraf*
tere beburfte eS gar nidjt, fonnte ber 3ufdjauev bodj glauben,
ben gleißiterifdjett ©tön^ Feu Sintoteo, ben geprellten ©fjc*
mann Slicia, beffen fdtöne ©attin Sucrezta, iljren Siebljabev
©allitnaco unb beffen liftigeit Freunb Stgurio, bie fämmtlid)
einen ©ßreitplaß in einer auSgelaffenett Siovctte Voccaccio’S be*
haupiett würben, burch bie Straßen von Ffotenj leibhaftig vor
(ich wanbeln zu feßen!
Vebenft man ntttt, wie verblaßt unb fdjenteuTjaft unS heute
bereits in mancher Sittenfomöbie Victorien Sarbott’S ober beS
jüngeren SuntaS Stjpctt beS zweiten ÄaijcrreidjcS erfdjeineit, fo
fann eine Vergleichung biefer mobenten Äontöbie mit berjenigett
©tadjiavetti’s nur zu ©unften beS leßterett anSfattcit, beffen
vis comicaj gerabezu erftaunenSwerth ift. Siejdbe SJlcnfdjeit*
fennhtiß, weldje bem Verfaffer beS „Principe“ eigcntljümlidj ift,
gelaugt audj in ber „Mandragola“ zum vottenbeten AuSbrude,
uub biefer ferngejuitbe IRealiSmuS ßchert betn Seife eine uitver*
gänglidje Satter, ©fadiiavetti vermochte eben nidjt bloS in ber
Seele beS ^apftfohueS ©efare Vorgia zu lefett, wie feine poli*
tijdjen Schriften befunben, vielmehr barg baS ntenfdjlidje eperj
für ihn überhaupt feine ©cheintitiffe. 3uglcid) läßt er anf bie
©efellfdjaft ber Stenaiffance grelle Streiflichter fallen. ©aSpartj
führt in foldjer $inficl)t tveffeub auS: „Siefe Verführung Per
unbewußten ©hvenljaftigfcit, bie uns fo fträftidj fdjeint, faßte
man nicht fo ernft; ber betrogene ©heutann war läitgft ber be*
liebte ©egeuftanb ber Siovctte unb warb ttitit berjeüige vieler
Äomöbien. Aber auch bie Satire gegen ben ©eiftlidjcn bat
nidjt jene ©luth ber Subigitatioit, ift nidjt ber heilige
3»vn wie bei Sante uub Petrarca ober ben beutfdjen Diefor*
utatorett. ©S ift ber leidjte Spott wie bei Voccaccio. Ser
jefuitifdje SKöndj ift feine abfehredenbe ©eftalt, vielleicht
an fich feilt fo böfer ©lenfdj, von ßigurio verführt, wie
er felver fagt, in baS Vöfe geratljeit, oljite eS recht
ZU merfeit. Aber ©ewiffenSbiffe empßitbet er nidjt,
IjödjfteitS Furcht vor ©ntbedung. S rt ber Stacht, tvo ber §)Iatt
auSgefüljvt wirb, fdjläft er nicht, aber nur in bem Verlangen,
gu wiffett, wie bie Singe gegangen ftnb. Uub djarafteriftifdj