über das verbrennen der leichen.
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©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
oder ein dämm aufgemauert und eine fahne errichtet, den schlufs machen
lustrationen, opfer und geschenke.
Wird die leichenfeier eines in fremdem land verstorbnen oder dessen
gebein nicht aufzufinden ist begangen, so bilden sie eine gestalt aus drei
hundert und sechzig blättern des Strauches butea, oder eben so viel wolle
nen fäden, womit sie die verschiednen theile des menschlichen leibs dar
stellen nach bestimmten Zahlenverhältnissen; um die ganze gestalt mufs ein
lederner rieme von der haut einer schwarzen antelope und darüber noch
ein w r ollenfaden geknüpft werden, dann bestreichen sie diese figur mit ger-
stenmehl und wasser und verbrennen sie als ein Sinnbild des leichnams. wen
überrascht nicht die höchst bedeutsame Übereinstimmung dieses gebrauchs
mit dem uns im schwedischen märchen aufbewahrten? (*)
Vom mitverbrennen der indischen witwen hatten römische und grie
chische Schriftsteller längst künde. ( 2 ) Cicero (tusc. disp. V. 27, 78) sagt:
mulieres in India quum est cujusvis earum vir mortuus, in certamen judi-
ciumque veniunt, quam plurimum ille dilexerit: plures enim singulis solent
esse nuptae. quae est victrix, ea laeta, prosequentibus suis, una cum viro
in rogum imponitur; illa victa maesta discedit. Propertius IV. 12,15:
felix Eois lex funeris una maritis,
quos Aurora suis rubra colorat equis.
namque ubi mortifero jacta est fax ultima lecto, _
uxorum positis stat pia turba comis: ol,
et certamen habent leti, quae viva sequatur
conjugium, pudor est non licuisse mori.
ardent victrices et ilammae pectora praebent,
imponuntque suis ora perusta viris.
Herodot 3, 38 gedenkt des verbrennens der eitern, nicht der frauen, was er
nicht unangeführt gelassen haben würde, wäre es ihm zu ohren gekommen;
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(*) die indischen leicbengebräucbe schöpfe ich hauptsächlich aus H. T. Colebrooke on the
religious ceremonies of the Hindus, nach den asiatic researches, Calcutta 1795, wieder abge
druckt in seinen miscellaneous essays, London 1837 vol. 1, wo die funeral rites p. 155-186
und die Schilderung der figur aus butealaub p. 159 enthalten ist. die abhandlung on the duties
of a faithful Hindu widow findet sich p. 114-122.
( 2 ) auch in unser mittelalter war sie gedrungen, man ygl. z. b. das niederländische gedieht
die kinderen yan Limborch 8, 822.
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