über das verbrennen der leichen.
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 203
Ungleich wichtigeres ergibt sich über die heidnischen Russen. Nestor,
der seine chronik nach dem j. 1110 zu Kijev vollendete, berichtet (Schlözer
s. 12. Jos. Müller s. 76) uns das brennen der leichen bei den noch unbe-
kehrten Radimitschen, Wjatitschen und Sjeveriern; es mufs unbedenklich
für alle altrussischen stamme gelten. Starb ein mann, so wurde trjsna über
ihn veranstaltet, dann eine grofse klada geschichtet und darauf die leiche
verbrannt, die nach dem brand gesammelten knochen legten sie in einen
krug (sosud 33 ) und stellten ihn auf eine seule am weg; so thun namentlich
die Wjatitschen, aber auch die Kriwitschen und andere Heiden mehr, klada
stammt von klast 3 schichten, legen und entspricht genau dem ags. hladan,
altn. hlada. Vom begang dieser trysna ist oft die rede (Jos. Müller s. 117.
118. 120. 185), sie mufs leichenmal und leichenspiel gewesen sein, weil
das wort lucta, certamen ausdrückt, und die brauche der ags., estischen und
littauischen leichenfeier gleichen, das stellen der todtenseule an die heer-
strafse kommt meiner deutung des salischen haristato, cheristado, der her-
men und irmenseulen zu statten, begegnet auch dem böhmischen gebrauch
an den kreuzwegen.
Es gibt aber eine fast zweihundert jahre ältere, höchst anschauliche
und lebendige Schilderung des russischen leichenbrands von dem Araber
Ibn Foszlan, der im j. 921 und 922 nach Chr. auf seiner gesandtschaftsreise
von Bagdad zum könig der Slaven, d. i. der Wolgabulgaren die sitten und
gebrauche der heidnischen Russen erkundigte, wir besitzen seine Schrift
gleichwol nur in dem auszug, welchen ein späterer Schriftsteller namens
Jakut, der von 1178 bis 1229 lebte, einem umfassenden geographischen
lexicon unter dem worte Rus einfügte; danach ist sie durch Frähn zu Pe
tersburg 1823 herausgegeben und verdeutscht worden.
Ibn Foszlan sah diese Russen am Itil (an der Wolga) wohin sie mit
ihren schiffen aus dem innern land gekommen w r aren. man hatte ihm vom
verbrennen ihrer todten erzählt, er war neugierig die gebräuche kennen zu
lernen, als man gerade den tod eines ihrer grofsen meldete.
Sie legten den todten in ein grab und schlugen ein dach darüber für
zehn tage, bis sie mit dem zuschneiden und nähen seiner kleider fertig waren.
Ist ihnen ein armer mann gestorben, so bauen sie für ihn ein kleines schif,
legen ihn hinein und verbrennen es. beim tode eines reichen aber sammeln
sie seine habe und theilen sie in drei theile. das eine drittel ist für seine
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