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Was vorhergellt betrachte man als einleitimg zu dem folgenden ver
suche, die iornandische ansicht, welcher Geten und Gothen ein und dasselbe
volk sind, ernstlich in schütz zu nehmen, und einer unter uns wurzelnden
angewöhnung damit entgegenzutreten, denn wo Adelung und Niebuhr (*)
Zusammentreffen, jener seinem überall unverhaltenen Widerwillen gegen ein
heimisches alterthum nachhängt, dieser das geistige äuge an unsrer geschichte,
auf welcher es ein andermal liebend weilen würde, nur vorüberschweifen
läfst, darf die forschung schon wieder von frischem ansetzen.
Es ist ein alter zug der Deutschen ihr eigenthum immer am letzten
anztierkennen und am ersten preis zu geben; so sehr schärft ihre critik den
blick auf ausländische gegenstände, dafs sie ihn für vaterländische abstumpft,
und voll Übermuts, einzelne schwächen und mängel der früheren geschicht-
schreibung aufgedeckt zu haben, samt dem bade auch das kind auszuschüt
ten geneigt wird. Um nur die deutschen götter leugnen zu können, hat man
ohne mühe celtische oder slavische hingestellt, und den Gelten uralte ge-
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(*) Adelungs Mithridates 2,357: 'es konnten nur unwissende sprach und geschichtsfor-
scher, um des schwachen gleichlauts willen, die thracischen Geten mit den germanischen
Gothen, welche sich in der folge ihres landes bemächtigten, für ein und ebendasselbe
volk halten 3 . Niebuhrs kleine hist, und phil. Schriften 1,394: 'es ist dies (das der Jazy-
gen) ein erwünschtes beispiel um die nichtigkeit der folgerungen, welche aus namens-
ähnlichkeit gezogen werden, für fälle darzuthun, wo der schein weit schwächer ist, wie
man etwa in den Geten die Gothen gefunden hat 3 . Um ihnen noch einen neueren Schrift
steller beizugesellen, Gervinus (nationallit. 1,25) von Hunibald redend drückt sich so aus:
'wer es aber gewesen sein mag, der diese hierarchischen zustände der alten Kelten an
die Franken anknüpfte, er begieng denselben fehler wie lornandes, als er die geschichte
der deutschen Gothen an jene Geten anreihte, die eben dasselbe unterscheidende merk-
mal von den Gothen trennt, wie die Kelten von den Franken, statt dafs ihn der grund-
verschiedne character seiner echt gothischen Überlieferung im lied oder in der nationalen
geschichte des Ablavius und jener getischen sagen des Dio auf die getrenntheit beider
nationen hätte aufmerksam machen sollen, statuirt er nur verschiedene sitze und mit Ver
änderung derselben veränderte cultur, und so läfst er uns denn in seinem auszug aus
Dio, den er so leichtsinnig aufnimmt, wie Annius von Yiterbo und Aventin den falschen
Berosus, dasselbe hierarchische gemälde sehen, das wir auch bei Hunibald erkennen 3 , diese
Zusammenstellung des lornandes mit Hunibald scheint mir höchst ungerecht, und ich
wollte wetten, dafs Ablavius von der Gothen und Geten einheit nicht minder als lor
nandes überzeugt war.
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