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Freilich einzelnen, obgleich wenigen, wurzeln scheint vocalischer
schlufs und dennoch ablaut oder reduplication zuständig, wie meist den goth.
faian saian (ags. sävan) vaian bauan bnauan fijan kijan snivan diyan, und aus
der analogie der übrigen sprachen läfst sich diese zahl noch mehren, z. b.
nach ags. mävan metere ein goth. maian maimo folgern, meine künste wä
ren aber verloren, wenn ich nicht für die meisten dieser formen, und für an
dere verba und nomina, die sich nicht mehr auf ablautende form zurückfüh
ren lassen, erbracht hätte, dafs ihre diphthonge eben aus wegfallender con-
sonanz entsprungen sind.
Jenes gemutmafste maian würde entsprungen sein aus madjan und
dazu ein subst. madus pratum, eigentlich pratum demessum stimmen, wel
ches im ags. mäd und mädve, engl, meadow, ahd. mato, mhd. mate, nhd.
matte vorhanden ist. maitan maimait kqtttslv schiene gar nicht verwandt,
wol aber das lat. metere messui, dessen tenuis die im latein mangelnde aspi-
rata vertritt, und dann wäre die laut Verschiebung geordnet; mit diesem meu
tere hat metiri, goth. mitan, ahd. mezan wieder nichts gemein, gr. ä/uccoo
stöfst wie maia seine muta aus. Wäre aber maian aus madjan annehmbar, 1
so würde auch saian saiso auf noch älteres sadjan oder lieber sagjan leiten, 6ßia Smcj&J
wobei lat. seges in anschlag käme. lat. sero steht für seso = goth. saiso (wie %
ich schon gramm. 1,927 zweite ausg. folgerte), d. h. bringt die reduplication
ins praesens, während das praet. sevi jenem ags. sävan gliche.
Es ist verführerisch Wörter aus vocalischer wurzel, gleichsam die sich
entfaltenden blätter aus dem keim aufsteigen zu lassen, aus KI kijan germi-
nare und kind, aus VA vaian spirare und wind, wie aus av\\xi avsfjiog animus;
geben aber kind und wind nach dem N eine muta an, warum soll diese der (J\{\[{Q
Wurzel abgestritten werden? wie bei den zahlen dva und tri, die in höchstes ^
alter reichen, solch ein schlufs gerechtfertigt schien, so stark für unzusam- ) • '
mengezognes AI in tvai das analoge in J)ai blindai und allen männlichen nom.
pl. streitet. Goth. standan und gaggan könnten ihre wurzel treuer darstel
len, als was sich in der gedrängten form der übrigen sprachen und unserer
jüngeren dialecte zeigt.
Wer Graffs Wörterbuch aufschlagend mag sich in deutsche wurzeln
wie LA LI LU, MA MI MU oder gar SA SÄ zurechtfinden!
Dobrowsky, der die slavischen wurzeln in drei classen sondert, je-
nachdem ihnen vocalischer schlufs, zweifache oder dreifache consonanz zu-
Mi'om 0
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