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J. Grimm über zwei entdeckte Gedichte
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des Heidenthums von Balder. Jesus kann hier sowol für Wuotan, den Gott
dem die Beschwörung gelang, als für Balder eingetreten sein, dessen Fohlen
den Schaden erlitt; ich neige mich zu der letzteren Meinung, schon weil
Christus den Nordländern Hvita Kristr der weifse Christ heifst und auch Bal
der der weifse Gott, hviti äs, von seiner leuchtenden, glänzenden Farbe; ja
es sind schon andere Ähnlichkeiten zwischen Christus und Balder, dem rein
sten, fleckenlosesten Gotte der Heiden hervorgehoben worden. Vielleicht
in noch mehr Strichen des Nordens leben Überlieferung und Formel wieder
unter andern Umständen fort. Es sollte mich nicht wundern, wenn in
Schweden sie auf Stephan, den Schutzherrn der Rosse (*) angewandt wor
den wäre, woran ganz nahe folgende lateinische Formel des 10. 11. Jh.
(Mythol. s. CXXXII) aus dem nördlichen Deutschland stöfst: Petrus, Mi
chael et Stephanus ambulabant per viam. sic dixit Michahel: Stephani
equus infusus ( 2 ), signet illum deus, signet illum Christus, et herbam co-
medat et aquam bibat.
Noch eins. Auf welchem Wege kamen dem Schreiber eines Buchs,
in dem nicht lange Zeit darauf vielleicht Dietmars von Merseburg Hände
blätterten, jene heidnischen Gesänge zur Kunde?
Thüringen war schon im achten Jh., Sachsen im Beginn des neunten
bekehrt worden. Heidnischer Glaube wucherte dort nicht mehr im zehnten,
höchstens in slavischer Nachbarschaft. Deutschheidnische Dichtungen konn
ten damals unmöglich vollständig unter dem Volke leben. Man hat die Wahl
nur zwischen zwei Annahmen. Entweder lagen dem Schreiber noch Bücher
aus heidnischer Zeit vor Äugen, aus welchen er schöpfen konnte, oder
mündliche Überlieferung hatte Stellen heidnischer Dichtung blofs als Zau
berformeln fortgepflanzt. Deutsche gröfsere Handschriften aus so früher
Zeit scheinen sehr bedenklich, und alles eben über den Gebrauch, der
wahrscheinlich von solchen Bruchstücken gemacht wurde, ausgeführte/sprieht
zu Gunsten der zweiten Erklärungsweise. Nur mufs man eingestehn, dafs
für die Bewahrung von Mund zu Munde die Texte rein und unverderbt ge
nug aussehen und dafs die spätere Zeit auf demselben Wege ihnen ärger
würde mitgespielt haben. Sie sind noch in epischem Stil gehalten und alle
(’) svenska folkvisor 3,206-217.
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