Breslau den 22 Januar 1853
Mein hochverehrter Freund und Gönner!
Nach einer langen Frist von vier Monaten, die
mir sehr schnell verflossen, richte ich wieder ein
Schreiben an Sie, in der Hoffnung mich recht bald
einiger Nachrichten von Ihnen erfreuen zu dürfen.
Ich muß die meinigen mit dem Tode meiner
lieben Mutter beginnen, der bereits schon am
26ten September v. J. an der Wassersucht erfolgte.
Ihr Ende war nach vielen Leiden doch sanft und leicht;
mein Schmerz war und ist heut noch groß. Je später
man die Eltern verliert, desto weher thut es. Ich
hatte nun, da mir die Verwaltung unseres Hauses
obliegt, so mancherlei damit zu thun. Da die Jahres-
zeit noch schön war, benützte ich sie und ließ eine
nothwendige Renovation des ersten Stockes, den ich
nun allein bewohne, sogleich vornehmen. Ich ließ
alles tapezieren, ein Zimmer ganz neu meubliren, und
richtete mich hauptsächlich darum so ein, um nicht
durch die früheren Gegenstände in dem Zimmer
meiner seligen Mutter auf zu herbe Art an den
Verlust derselben fortwährend erinnert zu werden.
Besuchten Sie Breslau noch einmal, so könnte ich
Sie jetzt mit Ihrer Frau Gemahlin bequem bei
mir aufnehmen, was mir vor 2 Jahren nicht zu
können, sehr leid that. — Gegenwärtig schreibe ich