Full text: Rotkäppchen

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3. Akt 
In der Wohnküche der Grossmutter. An der 
linken Seitenwand ein Herd mit überhängen- 
den Kamin. An der Rückwand links die Türe, 
in der rechten Ecke ein grosses Bauernbett 
mit Himmel. Das Bett ist mit Vorhängen zu- 
zogen. Eine grosse Truhe. Teller und be- 
malte Steinkrüge an den Wänden. Eine bunt- 
bemalte Uhr. Ein Tisch. Ein Spind. Ein 
Waschtisch. Die Grossmutter mit Haube und 
Brille ist beschäftigt, die Würste über 
den Herd zu hängen, dabei rührt sie in der 
Brühe. Wenn der Vorhang aufgeht, hängen 




acht Würste über den Herd. 
GROSSMUTTER: Das ist eine Brühe ! Mein Leb- 
tag habe ich noch keine so fetten Wür- 
ste gekocht. Und wie sie riechen! Würzig 
und doch mild. (Sie fischt eine Wurst 
aus dem Topf) Ich kann nicht mehr warten 
bis das Kind kommt. (Sie geht zum Spind, 
schneidet sich eine Scheibe Brot ab und 
beisst in die Wurst) Ein Stückchen Brot 
muss ich dazu essen, dann kann ich das 
Fett besser vertragend. Jetzt ist es bald 
ein Uhr, und das Kind ist noch nicht da. 
Dabei steigt einem den ganzen Morgen der 
Duft von den Würsten in die Nase, das 
Wasser läuft einen im Mund zusammen und 
das Kind kommt nicht. Ich kann garnicht 
verstehen, wo es bleibt, wo ich ihm die 
Würste versprochen habe. Ich muss sie 
aus der Brühe fischen, sonst platzen 

sie. (Sie fischt sechs Würste aus dem 
Topf und hängt sie an die Vorderwand 
des Kamins oder an eine Holzstange) Wie 


prall und prächtig hängen sie da! (Sie 
zählt die Würste) Eins, zwei, drei... 
sieben, acht. Acht Stück. Da müssen noch 
zwei dazu, dann sind es zehn. (Zählt)
	        
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