Breslau d. 11 Mai 1849.
Hochverehrtester Freund und Gönner!
Da ich bis heut noch keine Nachricht von Ihnen habe,
möchte ich beinahe glauben, daß die zu Ihnen
gedrungene Nachricht von dem am 7. Mai
stattgefundenen Straßenkrawall Sie unschlüssig
machen könnte. Wir leben indeß jetzt hier nach
der Proklamation des Belagerungsszustandes
wie im Himmel, und sind dadurch von vielen
lästigen Dingen befreit. Die Clubs sind verboten
wo die Herren der äußersten Linken: Elsner,
Stein, Pflücker etc. stets Aufruhr predigten,
die Berichte davon las man täglich in den
Zeitungen, desgleichen sind alle die Schandblätter
verboten, in denen von Hungerleidern ihnen
mißliebige Persönlichkeiten stets mit Koth
beworfen wurden, alles dies hat aufgehört.
Das letzte Werk der Wühler war eine Volks-
versammlung, vorigen Sonntag d. 6. Mai im
Gartensaale zum Deutschen Kaiser, worauf gleich
ein Pöbelhaufen mit blutrother Fahne die Stadt
durchzog und Abends die Stadt beunruhigte; das
Militair war indeß auf dem Platze und es
kam zu nichts Erheblichem. Montags aber fing man