Liegnitz d. 2 Juni 1848
Hochgeehrtester Freund und Gönner!
Ich schreibe Ihnen von Liegnitz aus, wo ich mich der
Revision einer neuen, großen Orgel wegen ein
paar Tage aufhalten muß.
Zuvörderst meinen Glückwunsch zur Verleihung
des Ordens pour le merite. Wie ich über dergleichen
in Bezug auf Sie denke, wissen Sie wohl vielleicht
noch; wenn es daher nun einmal Sitte ist, große
Männer damit zu schmücken, so müßte eigentlich
bei Ihnen schon nach Ihrem d-moll-Konzert und
der 1sten Sinfonie in Es-dur angefangen werden, dann
hätten Sie freilich nicht Knopflöcher genug dazu
gehabt; also nochmals meine herzliche Gratulation,
ich habe mich sehr darüber gefreut.
Neumann hat mir erst vor einigen Tagen Ihren
lieben Brief vom 8ten Mai übergeben, daher
habe ich mich mehr, was Ihren lieben Besuch
anbelangt, an die Worte des Hr. Schloß gehalten,
die mir noch größere Hoffnung dazu machten.
Es wird ja nun wohl keinen Krieg geben, Bres-
lau ist auch besser als sein Ruf; denn außer
einer kleinen Revolte im April ist nichts von
Bedeutung vorgefallen, namentlich ist es seit
den energischen Verordnungen des Gouvernements,