Breslau den 2. Dezember 47.
Hochgeehrter Freund und Gönner!
Es ist wiederum eine geraume Zeit verflossen,
seit wir uns zuletzt geschrieben, so manches hat
sich wieder begeben, und zwar manches Unerfreuliche.
Daß wir im vorigen Sommer unsern Köhler ver-
loren, wird Ihnen wohl bekannt geworden sein, er
litt an einem gastrischen Fieber, wurde hergestellt,
ging zu früh aus und bekam dann eine Lungen-
entzündung, welche mit Lungenlähmung endete;
wir verloren in ihm einen lieben Freund und wackeren
Künstler; - - und nun Mendelssohn, welcher Verlust
für die Kunst! Wenn in dieser verflachten Kunst-
periode noch solche Stützen verloren gehen, dann wird
es immer schlimmer, wir hoffen indeß mit Freudig-
keit Sie, den Grundpfeiler unseres Kunstgebäudes noch
recht lange zu besitzen; wenn Sie nicht noch Alles
in Respect erhielten, dann hörte Alles auf!
Sie haben in England neue Lorbeeren geerntet, und
auf dem Wege dahin die Frankfurter durch Ihr
Spiel und Ihre Kompositionen entzückt; ich bin hier
geblieben und rechne den Sommer zu den verlorenen,