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aufträgt, mag dieser Vorwurf allerdings berechtigt sein,
derselbe verringert sich jedoch auf ein viel bescheideneres
Maass gegenüber dem modificirten Verfahren, nach welchem
die Glasplatten vor dem Ueberziehen collodionirt werden.
Wir wollen dieses verbesserte Verfahren an der Hand einer
Abhandlung in den „Photographie Times“ und unter Ein
flechtung eigener Erfahrungen so ausführlich als thunlich
beschreiben. *)
Man hat zunächst für ein geeignetes poröses Collo-
dion Sorge zu tragen. Es ist dies von Wichtigkeit, weil
durch die Collodion-Grundschicht, wie bemerkt, die Schwierig
keiten des ganzen Verfahrens bedeutend vermindert werden.
Ist das Collodion von der richtigen Beschaffenheit, so dringt
das darüber ausgebreitete flüssige, jodirte Albumin leicht in
dasselbe ein und etwa auf die Platte gelangender Staub
sinkt in die Collodionschicht ein und richtet hier sehr ge
ringen Schaden an. Gutes, gewöhnliches Negativ-Collodion,
welches etwa acht Wochen vor dem Gebrauche jodirt
worden ist, das aber natürlich noch nicht zersetzt (roth ge
worden) sein darf, dient dem Zwecke vollkommen. Auf
eine Glasplatte aufgetragen, muss dasselbe eine klare,
glatte Schicht liefern, die weder opalescirend noch körnig
sein darf und gut an der Platte haften muss.
Zur Bereitung der Albuminlösung nimmt man zehn
bis zwölf frische (etwa einen Tag alte) Eier, zerschlägt
dieselben, trennt das Ei weiss sorgfältig vom Gelben und
entfernt aus ersterem die Keime. Man wird danach an
nähernd 300 ccm Ei weiss haben. Hierzu gibt man eine
Mischung von 1,5 ccm Eisessig mit 15 ccm destillirtem
Wasser, indem man mit einem Glasstabe vorsichtig um
rührt. Die Mischung muss zwar eine innige werden, aber
man darf auf keinen Fall so heftig umrühren, dass Schaum
entsteht. Das Gefäss mit der Mischung wird dann ungefähr
zwei Stunden lang an einen mässig warmen Ort gestellt.
Nach Verlauf dieser Zeit wird man an der Oberfläche der
*) Die Modification an sich ist nicht neu, schon Prof. J. Towler be
schrieb dieselbe in seinem 1864 erschienenem Buche „The Silver
Sunbeam“; der Verfasser des oben erwähnten Artikels hat jedoch
das Verfahren neuerdings practisch so gründlich durchgearbeitet, dass
die Wiedergabe seiner Erfahrungen von Interesse sein dürfte. — Red.
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Lösung einen halbfesten, ziemlich undurchsichtigen Klumpen
finden, während die Lösung selbst ganz hell und klar sein
wird. Man entfernt den Klumpen und alle etwa zurück
bleibenden Theile desselben und filtrirt die klare Lösung
durch ein Batisttaschentuch oder durch etwas rauhes Filtrir-
papier. In etwa einer halben Stunde wird der Filtrirprocess
beendet sein.
Es werden dann noch 210 bis 240 ccm reines Eiweiss
zurückgeblieben sein; diesen setzt man dann 2,5 ccm
stärkster Ammoniakflüssigkeit, sowie eine Lösung von
Z g Jodammonium in 15 ccm Wasser zu. Es empfiehlt
sich ferner, noch 0,5 g Bromammonium zuzusetzen. Die
Mischung wird hierauf gut filtrirt und ist dann zum Ge
brauche fertig. Man achte darauf, dass dieselbe immer
nach Ammoniak rieche, andernfalls setze man weitere kleine
Mengen ' von Ammoniakflüssigkeit zu. Bisweilen wird
man nudelförmige Klumpen in der Lösung finden; dieselben
schaden nicht, müssen aber natürlich vor dem Gebrauche
■der Lösung abfiltrirt werden. Um Luftblasen in der Lösung
zu vermeiden, die sehr lästig sind, versehe man den Trichter
des Filtrirapparates mit einem Gummischlauch, der bis aut
den Boden der Flasche reicht.
Die Sensitirungsfltissrgkeit wird wie folgt be
reitet. Man löst 30 g Silbernitrat in 300 ccm dest. Wasser
und setzt 30 ccm Eisessig, sowie einen kleinen Crystall
(etwa Vs g) Jodkalium zu. Die Lösung wird in eine flache
■Schale oder in eine Stehcüvette filtrirt.
Die eigentliche Plattenpräp arat ion ist nun fol
gende. Am besten nimmt man zum Ueberziehen grosse
Platten und schneidet sie nach der Präparation auf das
erforderliche Format. Das Glas muss, namentlich für Pro-
jectionsphotogramme, vollkommen blasen- und fehlerfrei
sein. Man reinigt dasselbe sehr gründlich mit Plattenputz
pulver, legt es auf einen pneumatischen Plattenhalter und
überzieht es in der bekannten Weise mit oben beschriebenem
Uoilodion. Nach dem Erstarren der Schicht legt man die
Platte in ein Wasserbad, bis das im Collodion enthaltene,
das Wasser gelb färbende Jodsalz ausgewaschen ist oder,
falls man nicht-jodirtes Collodion verwendet hat, bis die
‘Collodionschicht das Wasser nicht mehr fettig abstösst.