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Photographisches Archiv.
[Nr. 677.]
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Eine neue Verstärkungsmethoste.
Es sind in letzter Zeit wiederholt Verstärkungsmethoden
-empfohlen worden, welche darauf beruhen, dass die zu stark
druckenden Stellen des Negativs durch Zuführung von
Farbstoff (Tusche, Anilinfarben und dgl.) gekräftigt werden
(Phot. Archiv 1890, S. 197, 309). Eine ähnliche Methode,
die sich besonders zur Verstärkung grösserer Flächen auf
dem Negative eignet, wird von Leon Vidal (Monit. de la
Phot 1891, p. 87.) wie folgt beschrieben:
Man bereitet einen dickflüssigen Firniss durch Auflösen
von gepulvertem Asphalt in Benzol und bestreicht damit
recht reichlich die Schichtseite des betreffenden Negativs,
mit Ausnahme derjenigen Stellen, welche verstärkt werden
sollen. Nachdem die Firnissschicht getrocknet ist (man kann
dies durch Wärme beschleunigen), legt man die Platte in
eine wässerige Auflösung von Anilingelb, Fuchsin, Anilin
grün oder Chrysoidin von vorher ausprobirter Stärke und
Farbe. In diesem Bade saugen die nicnt mit Firniss ge
deckten Stellen der Negativschicht Farblösung auf und
werden dadurch dichter. Sollte die Verstärkung nach
diesem Bade noch nicht genügend sein, wendet man dasselbe
wiederholt an, bis das gewünschte Resultat erreicht ist.
Man wäscht dann die Platte schnell in Wasser aus, lässt
sie trocknen und wäscht dann den Asphaltfirniss von den
gedeckten Stellen mit Benzol ab.
Projectionsphotogramme können mit Hülfe dieses Ver
fahrens colorirt werden, indem man nacheinander ver
schiedene Farbstofflösungen der Gelatineschicht zuführt.
Will man das Verfahren auf Collodionnegative anwenden,
so muss man dieselben voller mit einer Gelatinelösung be
giessen, etwa so dick, dass es eine Schicht wie diejenige
der Gelatine-Trockenplatten gibt.
Diese Methode ist dem Hintergiessen der Platten mit
gefärbtem Collodion vorzuziehen, da es nicht, wie letzteres,
die hässlichen Licht streifen an den Rändern der verstärkten
Stellen liefert.
Wenn nur kleine Stellen des Negativs verstärkt werden
sollen, so kann man sie mit Asphaltfirniss umgeben und die
Farbstoff lösung mit einem Pinsel auf die umschlossene Stelle
.auftragen. Sobald dann die gewünschte Wirkung erreicht
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ist, wird der Farbstoff weggenommen, die Platte in Wasser
ausgewaschen und getrocknet.
Weshalb sind die Pflanzen grün?
Von R. Ed. Liesegang.
Man wird antworten: Die Blätter enthalten Chlorophyll,
dessen chemische und molekulare Constitution bedingt die
Absorption dieser, die Reflexion jener Strahlen; es muss
grün sein.
Seit Darwin hat man jedoch auch in der Färbung des
Organisirten irgend eine Zweckmässigkeit gesucht. Sehr viele
Thiere haben die Farbe ihrer Umgebung. Das verfolgende,
wie das verfolgte Thier will wie der Jäger, der den grünen
Rock anlegt, nicht bemerkt werden. (Pro- und antikryp
tische Färbung —. Mimikry.) Contrastfarben zur Umgebung
entstehen, um als Warnung oder als Signal zu dienen.
(Sematische Färbung.) Deshalb auch die auffallende Farbe
der Blüthen, welche durch Insecten befruchtet werden
müssen. Das Grün der Blätter ist weder durch das eine
noch durch das andere bedingt. Aber es war früher noth
wendig, als die Existenzbedingungen andere waren.
Bei Anwendung des Häckel’schen biogenetischen Grund
gesetzes auf die Pflanze findet man zwar in der Ontogenese eine
Recapitulation der Phylogenese. Aber das ist nur von
Interesse für die Phytotomie. Wir erkennen daraus nicht,
weshalb die Organe sich in einer bestimmten Richtung mo-
dificirten. Die Formen bei der Ontogenese sind nicht durch
die äusseren Umstände bedingt, wie bei der Phylogenese.
Um die Nothwendigkeit jeder einzelnen Phase in der letzeren
zu verstehen, müssen wir das von aussen Wirkende
studiren.
Die Existenzbedingungen für die Pflanze waren nicht
immer dieselben wie jetzt, die Eigenwärme unseres Planeten
war zu jener Zeit, als das erste Organisirte, die Urzelle, auf
die Erde gelangte, sich bildete oder — erschaffen wurde,
höher als jetzt. Noch für die Eocänzeit haben wir ein
tropisches Klima für unsere Gegenden anzunehmen. Das
hatte ganz andere meteorologische Zustände zur Folge. Die
Atmosphäre war dichter; Kohlensäure- und Wassergehalt
bedeutend grösser. Das bedingte eine viele stärkere Ab
sorption des Sonnenlichtes. Bei unserer jetzigen Atmosphäre
werden die kurzwelligen Strahlen am stärksten absorbirt;
die rothen am wenigsten. Nach Langley lässt sie durch:
Ultraviolett Violett Blau Grünblau Gelb, Roth
39 42 48 54 63 70 o/ Q