auszustellenden Arbeitsmaschinen. Auf beiden durchbrochenen
Längsseiten wird die Halle von zwei vcrhältnißmäßig
niedrigen Nebenhallen begleitet, in denen ein oberes Stockwerk
den Besuchern einen Ueberblick über die große ääalle erurög-
lichen wird.
Wir befinden uns an der vollen Seite des von den Ans-
stellungsbautcn bedeckten Hufeisens. Sie wird an der Grenze
des Feldes von der Maschinenhalle und nach dem Innern zu
von der gleichgerichteten großen „Halle für verschiedene Aus
stellungen" eingenommen. Diese und die Maschinenhalle sind
durch einen hohen Mittelgang verbunden, der an der Parkseite
in einem Portal endigt, also die Halle für verschiedene Aus
stellungen durchkreuzt. Das Portal ist von einer mächtigen
Kuppel gekrönt. Diese betont den Haupteingang in die Aus-
stellungsbauten und nach der Maschinenhalle hin. Im Innern
der letztgenannten Halle sind die Arbeiten am weitesten vor
geschritten, da schon die Fußböden ziemlich fertig liegen.
An den langen Seiten des Hufeisens erblicken wir zunächst
zwei Seitenflügel der Halle für verschiedene Ausstellungen und
daran anschließend die beiden Paläste für die schönen Künste
und für die freien Künste, letztere zweigeschossig erbaut mit
buntfarbigen Kuppeln über den Eingängen. Beide Kuppeln
sind etwas kleiner gehalten als die vorgenannte Hauptkuppel.
Die eisernen Hauptbögen der Kunstpaläste zeigen eine ähnliche
Einrichtung wie die Hauptbögen der Maschinenhalle, denn hier
wie dort besteht jeder Bogen aus zwei Theilen, welche im
Scheitel in einem Stahlbolzen'zusammentreffen und welche unten
beiderseits auf einem Stahlbolzen ruhen. Durch diese drei Bolzen
eines Hauptbogens werden drei feste Punkte bestimmt, welche
einerseits für die Berechnung der Kräfte die größte Zuverlässig
keit ermöglichen und andererseits eine gewisse Dehnbarkeit bei
Wärmeunterschieden zulassen. Der Abstand der beiden unteren
Bolzen beträgt 52 Meter, die Höhe bis zum oberen Bolzen 29
Meter. Das find sehr ansehnliche Ausdehnungen. Ihrer Be
stimmung entsprechend erhalten diese Paläste im Aeußern reiche
architektonische Verzierungen mit allegorischen Figurengruppen.
Die innere Ausstattung ist noch im Rückstände, wird aber ohne
Zweifel rechtzeitig fertig gestellt werden können.
Eingeschlossen von der Halle für verschiedene Ausstellungen,
von den beiden Seitenflügeln derselben, sowie den daran an
schließenden Knttstpalästen, und auf der offenen Hufeisenseite
von dem Eiffelthurm, liegt der geräumige Park mit seinen
Gartenanlagen. Die dazu nöthige Gartenerde scheint vollständig
angefahren zu sein, denn überall erblickt man schon Baum- und
Strauch-Pflanzungen. Im Innern des Parks erheben sich zwei
kleinere Ausstcllungsgebäude, ebenfalls Eisenbauten, für die
Sonderansstellnngen der Stadt Paris. Um den Park herum
und in demselben werden alle die für leibliche und geistige Er
holung nothwendigen kleineren Bananlagen Platz finden.
Die Bauten für Verwaltungszwecke, die Zollgcschäfte und
die Presse sind beiderseits vom Eiffelthurm angeordnet. Der
Thurm hat jetzt eine Höhe von 240 Meter erreicht. Da er
durch unzählige Zeichnungen überall bekannt geworden, so
mögen einige kurze Andeutungen genügen. Er besteht im
Wesentlichen aus vier Ständern, welche sich nach oben hin ver
einigen. Vor ihrer Vereinigung sind diese Ständer zwei Mal
durch Platsormcn verbunden, die erste in 58 Meter-, die zweite
in 116 Meter-Höhe. Die untere dieser Platformen ist in der
Mitte offen zu denken und wird nur ringsherum Raum bieten
für Einrichtung zahlreicher Erfrifchungsränmlichkeitcn. Die
obere, erheblich kleinere Platform durfte' voll hergestellt werden.
Sie bildet immer noch in ihrem äußern Umfang ein Quadrat
von 32 Meter Seite. Jeder der vier Ständer, welche das
Hanptgerippe des Thurms bilden, hat 15 Meter Seite und
bietet daher einen großen Jnnenranm zur Aufnahme von
Treppen und dem Personenanszuge. Der Wagen dieses Auf
zugs wird fünfzig bis hundert Personen fassen können. Er
soll nicht hochgezogen, sondern, der schrägen Richtung der
Thurmständer folgend, durch eine Art Gliederkette in fester
Umhüllung mit Dampfkraft in die Höhe geschoben werden. Er
wird an sich selbst schon ein neues, interessantes Ausstellungs
stück sein. Von der zweiten Platform ab soll ein anderer Auf
zug in senkrechter Richtung bis nach oben hin führen.
Der Thurm steht, sozusagen, auf seinen vier weit aus
gespreizten Ständern, deren Mittelprmkte unten ein Quadrat
von 104 Meter Seite bilden. Bei dieser Anordnung können
die Gegenkräfte des gedrückten Erdbodens, sowie auch die
unteren'Theile des Thurmes dem mächtigen Winddrnck aus
reichenden Widerstand entgegensetzen. Breitbeinig steht man
fester. Die Eifemnassen des Thurms ruhen ans gemauerten
Gründnngspfeilern, welche in der Nachbarschaft der Seine bis
14 Meter unter Bodenhöhe, tief in das Grnndwasser hinein
reichen, weil dort der sichere Grund erst unter einem alten
Seinebett zu finden war. In der Mitte unter dem Thurm soll
ein kunstvoll ausgeführter Springbrunnen zur Ausführung
kommen. Man könnte der Meinung fein, daß der Riesenthnrin
die anderen Ausstellnngsbanten drücken imb in ihrer Er
scheinung beeinträchtigen'müsse. Das ist sehr bestreitbar. Auf
dem Ansstellungsfeld ' steht man dem Thurm viel zu nahe, um
feine Höhe richtig beurtheilen zu können. Der obere Theil
erscheint viel zu sehr perspektivisch verkürzt. Zur richtigen
Würdigung der Thurmhöhe muß man weit abstehen, wie man
leichr erkennt, wenn man den Thurm während einer Eisenbahn
fahrt nach Versailles betrachtet.
Der Seinequai, welcher die Verbindung des Marsfeldcs
mit der Esplanade der Invaliden herstellt, nimmt die im
Aeußern fertig gestellten Bauten für die laudwirthschaftliche Aus
stellung auf. Auch ist hier eine interessante Uebersicht mensch
licher Wohnungen aller Zeiten und aller Völker in mehr als
dreißig verschiedenen Baulichkeiten unter Leitung des Architekten
Garnier aufgestellt worden.
Die Esplanade ist für die Kolonial-Ausstellung bestimmt.
Daher zeigen auch die hier ausgeführten Bauten mehr „exotische",
aber sehr malerische Architekturen. Hier finden sich die arabischen
Pavillons für Algerien und Tunesien, der Palast für Annam,
Cambodja, Tongking, Madagaskar und Cochinchina, ferner das
unvermeidliche Panorama, Pavillons für die Post, die rück-
bliä..nde militärwissenschaftliche Ausstellung für Hygiene u. f. w.
Werfen wir noch einen Blick aus die Stätte, welche 1878
eine Hauptzicrde der Ausstellung war, und überschreiten wir,
zurückgehend» die Seine auf der Jena-Brücke. Wir betreten
den prächtigen Garten vor dem Trocadero - Palast und sehen
dort zahlreiche Gewächshäuser für Aufnahme der Gartenban-
Ansstelluug im Entstehen und verlassen das Ansstellnngsseld
mit dem Wunsche für einen so großen Opfern entsprechenden
Erfolg, einem Wunsch, der die Erhaltung von Ruhe und Frieden
in der Welt in sich begreift.
Das Grmidübel der englischen Erziehung.
„England ist dasjenige Land, in welchem Jedermann ent
weder prüft oder geprüft 'wird", sagt ein Engländer. In der
That hat im Laufe der letzten Jahrzehnte das Prüfungsunwefen
in England, Dank der Einrichtung immer neuer Examina und
der Spezialisirnng der Gegenstände, einen erschreckenden Umfang
gewonnen. Da eine unmittelbare Einwirkung des Staates nur
auf die Volksschulen stattfindet, hat in den 'höheren Schulen
für Knaben uni» für Mädchen und auf den Universitäten die
Vorbereitung zur Prüfung mit Hilfe einer Anzahl von Drefsnr-
vorrichtnnge'n einen solchen Raum eingenommen, daß für das
eigentliche Geschäft der Bildung und Erziehung nur wenig Zeit
bleibt. Das Unwesen der Preise, Diplome und Stipendien
hängt damit eng zusammen. Diese Mißstände sind allmählich
zu einer nationalen Gefahr geworden. Die wachsende Un
zufriedenheit hat endlich zu einem Protest gegen den „Prüfungs
stück)" geführt, der an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt.
Dreihundertfcchsundsiebzig hochangesehene Männer aller
Stände, unter denen hervorragende Mitglieder des Parlaments,
Gelehrte ersten Ranges sich finden, veröffentlichten in dem
Novemberheft der „Nineteenth Century" einen geharnischten
Protest gegen den Prüfungsmoloch, dem alle wahre Bildung und
Gelehrsamkeit in England zum Opfer zu fallen droht. «Drei
der Unterzeichner, Max Müller, Frederic Harrison und Edw.
A. Frccman, Professoren in Oxford, fügen dem gemeinsamen
Ausdruck der Entrüstung noch ihre reichen persönlichen Erfah
rungen und Anschauungen in selbständigen Ausführungen bei.
Schulnnternehmer und Schulmeister, so heißt es im Ein
gang, betrachten die Kinder als Mittel zum Geldverdienst.
„Knaben der besseren Stände werden für Stipendien trainirt
ohne Rücksicht ans ihre Zukunft wie junge Pferde zum Rennen;
junge Studenten werden geradezu angeleitet, zu glauben, der
—
Liuncnkittel,
iegenhainer
in der Rechten und den
im Jahre und auch dann nur für Sonntaqskinder. —