Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 46
denn auch die von Benda feine Treibhauspflanzen für die
Zimmercultur enthielten.
Die Abtheilung Nutz- und Ziervögel darf wohl als die
schwächste der Ausstellung gelten, es ist dies auch leicht erklär
lich. A'vwartung und Fütterung macht den Ausstellern zu viel
Umstände. Doch waren seltene Exemplare von Tauben —
schwarze Perrücken — weißflüglige Möven mit gelben Schwän
zen — gelbe Pfauen — alrstümmige Schwanztiger-Lauben —
isabellfarbige Storchkröpfer mit weißen Bändern rc. — und
von Hühnern — namentlich sehr schöne Sllder-Bantams —
von Hrn. Klempnermeister und Züchter Petzold ausgestellt.
Aon den ausgestopften Vögeln war besonders von Interesse
der Bastard eines Fasans und eines Hofhuhne, ausgestellt von
Hrn. Hvfmarschall v. Meverrnck, dem Vertteter Sr. K. Höh.
des Prinzen Friedrich Carl im Verein. Das Exemplar ist 4
Jahre alt geworden und gehörte einer Brut von 9 Kücken
au. welche alle in Gestalt und Form sich glichen, mit den
Fasanen in einer Fasanerie gemeinschaftlich wild lebten, sich
jedoch nicht fortpflanzten. Hr. Kettel halte prächtige Gold-
und Silberfasanen ausgestellt, und, wie wir beiläufig er
wähnen wollen, ein 7 Monate altes und ein drei Tage
altes hier geworfenes Rennthier. Sehr viel reicher aus
gestattet war die Abtheilung für Jnsecten, Seiden
Bienenzucht. Von ersteren waren besonders beachtens
wert h die lebenden Cochenillenschtldläuse (Coccus cac.i) aus
Algier, zweijährige Zucht des Vereins auf Kaktuspflanzen,
Opnutia tomentosa aus Algier und Opuntia cöccinellisera
aus Mexiko. Die hiermit gefärbten Stoffe: Seide, Wolle,
Baumwolle, feden sehr gut ans. In Bezug aus Bienenzucht
verdient Herr Seidenzüchter Palhe wohl zuerst genannt zu
werden; er gab eine Darstellung der gelammten Seidenzucht.
Man sab die Maulbeerblätter zur Fütterung, die Seidenrau
peneier (Grains), Seidenraupen in allen Stadien der Ent-
Wicklung. Seidenschmetterlinge in ihren verschiedenen Verrich
tungen, .halbangefangene uub vollendete Gespinnste, Spinn -
Hütten, Reinigungsbogen rc. endlich weiße und gelbe rode
Seide von mailändifchen und sapanesischen Cocons. Herr
Julius Heese batte ebenfalls verschiedene Cocons, d'Avril'sche
Spinnhüttm mit Steigleitern, und Sptmthüttert mit Rapsstroh
ausgestellt, auch war eine Locatellsische Haspelmaschine in Thä
tigkeit gesem, ferner war gehuspcttc weiße und gelbe Seide,
als Grezze, TramenndOrgomzin ausgestellt, aber esfehltendieschö-
nen Seidenstoffe, die sonst die Ausstellung desHrn. Heese besonders
zierten, und dies wird gewiß von Vielen bedauert, Erwähnens-
werth sind auch d:e 42 Partien Seide, welche in dem Bereiche
des landwirthschaftlichen Vereins für Rheinpreußen p oducirt,
in desien Central Haspelanstalt zu Bendorf abgehaspelt und von
dieser ausgestellt sind; Qualität wie Quantität geben ein gün
stiges Zeugniß von dem Fortschritt der Seibenzucht in der Rhein-
vmz. Endlich haben wir hier noch zu erwähnen einer Sammlung
der vom Verein eingeführten und gezüchteten Seidenspinner
nebst Cocons und Fabrikaten; es sind dies der Riciilusfeiden-
spinncr (Bombyx Arrindia), der Ailanthnsseidenspinner (B
Oynthia). ein Mischling von beiden vorstehenden, der japanische
E'ichensvmner (6. Tarna-Mai), von Hrn. Dr. Buvry von seiner
letzten Reise mitgebracht, und dann noch der chinesische Eichew
seidenspmncr (B. Pemyi), dessen Einführung vorbereitet, ist
Lebende Cocons von Saturnia Pyri, welche Hr. Dr. Poselger
ausgestellt hatte, lasten die Einführung auch dieses Insekts er
warten. Prächtig in der Zeichnung matt en sich die fremden
Schmetterlinge, sie überragen auch in der Größe den hier nun
heimischen Mailänder Seidenspinner um das vier- bis fünf
fache, ob ihre Fabrikate sich denselben Ruf wie die jenes er
werben werden, muß erst abgewartet werben. Die Bienen
zucht war vertreten durch Bieuen-Wohnungen, Bienen, Honig,
Geräthfchaflen rc. Hr. Lehrer Vogel in Lehmannshöfel haue
eine Berlep'iche Bienen-Wohnung ausgestellt, die mit ächt
italienischen Bienen eigener Zucht bevölkert war. Da zu dieser
immer nur die besten Exemplare benutzt waren, so war das
Volk besonders schön und erwies sich auch beim Schwärmen
als sehr gutartig; von ihrem Fleiß gab eine von Hrn. Lehrer
Simon in Buch ausgestellte vollständig ausgebaute große
Berlepsch-Dzierzonsche Bieuenwohnung ein sehr günstiges Zeug
niß. E-n Onginal-HymettuS-Bienenkorb vom Kloster Cäsarea
bei Athm fiel seiner Größe wegen in die Äugen; die Bienen
kamen leider hier todt an den Verein. Auch ein Originalste-
nenkasten aus Nordamerika war beachtenswert!). Derselbe
war dem Hrn. Pfarrer Dzierzon in Anerkennung seiner Ver
dienste um die Bienenzucht zugesandt und von Hrn. Baurath
Gebhardt in Potsdam ausgestellt worden. Derselbe unter
scheidet sich dadurch von eineni Lagerstock, daß' über dem mtte-
ren Raum für das Hauptvolk sechs Glaskästen ln zwei Reihen
getrennt nebeneinander befindlich sind, welche man nach Gefal-
fen einzeln ausbauen lasten und dann abnehmen kann. .Ferner
war ein Lagerstock, wie solche im Württembergischen Verein uu
Gebrauch sind, ausgestellt Ganz besondere Anerkennung ver
dient ein Gliwer-Qbjervatwns-Bienenkasten eigener Erfindung
von dem Oberstlieutenant a. D. Hrn. v. Wedelt in Potsdam.
Derselbe wiro von. vier mit Glasscheiben versehenen Doppel*
wänden gebildet, die wie ein Buch zusammengeklappt werden
oder auch in Kreuzessorm aufgestellt werden können. Zwischen
den Glastafeln befinden sich die Waben und kann man nun,
da die Kommunikauon der Bienen von einem zu dem anderen
Theile bequem vermutelt ist, die genauesten Beobachtungen an
stellen. Es eignet sich diksec Kasten ater nicht allein dazu und
zurBenutzungbeiVorträgen,sondernauchzumpraktischenGedrauch
bei der italienischen Biene,.zuchk. Ein Bien er.-Taschenmesser
von demselben Aussteller macht so ziemlich die übrigen Werk
zeuge eurbehrlich. Nicht unbeachtet hasten dürfen wir endlich
die von dem Magistrats-Secretair Hrn. Bornitz ausgestellten
künstlichen von den Bunen ausgebauten Mittelwände in ihrer
ftufenwetsen Entwickelung, sie fanden volle Anerkennung der
Fachmänner. Von dem Hrn. Hoflieferanten Eduard Nickel
in Berlin, bekannt wegen seirteS vorzüglichen Honigs, waren
Lriginalkörbe mit in denselben gebanrom Scheibenhonig und
eben solche Glasglocken ausgestellt, die sehr zierlich aussahen
und viel Beifall fanden; in Gläsern befand sich außerdem
und I ftrsch geläuterter und auch ttyftallisirter Honig, alles von ita
lienischen Bienen, endlich auch diverse Tafeln von weißem und
gelbem Wachs. Auserlesenen Alaz-.enhonig hatten die Herren
v. Wedelt u. Gebhardt ausgestellt, Letzterer auch'Lindenblü-
therchp'nig, während von Hrn. Apotheker Blume hier Nar
bonner Honig vothanden war. Derselbe hatte auch Meth
ausgestellt, welches als ganz vorzüglich gepriesen wurde; die
vielfachen Bestellungen sprechen auch dafür; auch für Se K. H.
den Prinzen Friedrich Carl wurde eine Quantität bestelln
Der Geschmack eines achtjährigen Meth ergab sich als sehr lieblich
bei vielem Feuer, er ähnelte dem Geschmack der süßen Cap
weine. während jüngerer Meth mit Blaubeeren gemischt an
Geschmack dem herben Ungarwein gleichkam. — Der Amphibien
und Fische haben wir zum Theil schon bei den Aquarien ge
dacht, besondere Aufmerksamkeit verdient ein Olm (Proteus au-
guis) aus der Adelöberger Grotte zwischen Laibach und Wien»
ven Herr Kettel nun schon im sechsten Jahre lebend erhalten
Fortsetzung nt bei Zweiten Beilage.
Wvlff's telegraphische Depeschen.
Frankfurt a. M. 26. September, Nachmittags. Der
biet versammelte Handwerkertag berieth heute über die
Grundzügc einer allgemeinen deutschen Gewerbeordnung,
und adoptirle nach stürmischer Debatte, unter Ablehnung
des Prinzipes der freien Genossenschaften, daö Prinzip der
Zwangsinnnug'en.
London, 26. September. Der Dampfer „Astica" mit
150,000 Dollars an Contanten hat New Yorker Nach
richten vom 17. d. in Cork abgegeben. Nach denselben ist
dem Genera! Gilmore die Instruktion ertheilt worden,
Charlestou bis zur Nebergabe zu bombardiren. Der Prä
sident Lincoln hat in allen Vereinigten Staaten die Ha
beas-Corpus-Acte sut'pendttt. Lee's Streitmacht verthei
digt noch immer die Linie des Rapidan; die Nnionisten
machten am 16. den Versuch, den Fluß au drei Orten zu
überschreiten, wurden aber zurückgeworfen. Die Gemeinde
behörden von Newyork haben den Offizieren einer russi
schen Fregatte, die im Hasen liegl> eine Gesellschaft gege
ben. Die Nachrichten aus Charleston gehen bis zum 15. d.;
die Belagerer haben auf der Morrisinsel Batterien errich
tet. Goldagio 32.1, Wechselcours auf London 145, Baum
wolle steigend, 70. — Nach Berichten aus Veracruz
vom 5. treffen die Franzosen Vorbereitungen zu einem
anderen Feldzüge. Aus Jamaica ist die Nachricht einge
laufen, daß die Spanier Port au Platte bombardirt ha
ben; die ganze Stadt sei zerstört und viele Einwohner
getödtet.
Sieben Beilagen.
Der heutigen Z.riuug
kohlen rc. von
I L- Stolzen bürg,
zur geneigten Beachtung bei.
liegt eni Preis-Courant'über (Steht*
Monbijouplatz 10.,
Der heutigen Zeitung liegt eine Extra-Beilage, den
Berliner B e v b a ch t e r
belreffend, zur geneigten Beachtung bei.
Der heutigen No. liegt bei: eine Abannementö-Emladun^
auf das „Berliner Fremden- und Anzeigeblatt" mitdep
amtlichen Post-Circular.
Berllm Lessingsche Buchdruckern. (L. Müller.)