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für sich haben daß über die deutsche Kunst wichtige Enthüllungen bevor-
stehen, mit denen sich in prüfender, bestätigender und berichtigender Weise
an der Hand der Denkmäler Materialien zu beschäftigen eine verlockende
Aufgabe und Aussicht für künftige Congreffe wäre.
Doch bleiben wir einstweilen bei der Gegenwart, und zwar für dieß»
mal bei dem innerlichen Verlauf der eigentlichen Congreßtage. Was zw
nächst die Betheiligung betrifft, so übertraf dieselbe wohl die Erwartungen
bei weitem. Gleichwohl läßt sich eine feste Zahl der Genoffen nicht an
geben, da kein Merkzeichen der Zugehörigkeit, aber auch keine Liste der
„Mitglieder" existirte, und daher eine Entscheidung unmöglich ist wie
weit Künstler, Kunsthändler, Sammler und sonstigeKunstfreunde, nament
lich auch zufällig vorübergehende, in den Kreis hineinzureihen sind. Auch
ein festes Programm war für die drei Tage nicht entworfen worden, was
in vielfacher Hinsicht zu bedauern ist, doch dießmal in den Verhältnissen
lag. Jedenfalls aber ist so das quasi Ofsicielle von dem Privaten in den
Erlebniffen jener Tage nicht zu sondern. Deßhalb sckll nur von dem un
zweifelhaft Gemeinsamen berichtet werden.
Der wesentlichste Theil des Corrgresses spielte sich in den Morgen
stunden von 6 Uhr an innerhalb des Zwinger-Pavillons vor den Bildern,
Zeichnungen und Photographien der Holbein-Ausstellung ab. (Das Publi
cum hat von 10 Uhr ab Zutritt und wird immer erst in der zwölften Stunde
zahlreich). Dort werden die Gläser der Hauptbilder geöffnet, genaue
Untersuchungen an den einzelnen Kunstwerken vorgenommen, die zusam-
mengehörigen gegen einander gehalten und die streitigen Meinungen
discutirt.
Der lebhafteste Kampf entbrannte selbstredend über dis beiden Ma-
donnen-Exemplare (von Darmstadt und von Dresden), und es gäbe für
einen berufenen Humoristen keinen köstlicheren Stoff zu einer modernen
Batrachomyomachie, als die Helden und die Phasen dieses Kampfes zu
verherrlichen. Schon arbeitet die stoffbildends Hand an dieser Schöpfung,
und neseio quill majus nas?itur Iliade. Doch dieß sub rosa, so weit die
Sache ein ernstes Interesse hat, wird sie demnächst ausführlich geschildert
werden.
Den übrigen Theil der Tage füllten, abgesehen von mehr oder minder
gemeinsamen Mahlzeiten und deßgleichen Ausflügen, Besuche der über
reichen Dresdener Kunstsammlungen, die durch die aufopfernde und all
bereite Fürsorge des Hrn. Hofralhr A. v. Zahn -den Kongreßmitgliedern zu
bequemer Zeit, und unter Gewährung aller nur möglichen Erleichterungen
und Unterstützungen, zu fruchtbarer Besichtigung offen standen.
Am Mittage des .2 September, dem ersten Jahrestage der Capitula-
tion von Sedan, gestaltete sich in ungezwungenster Weise die gemeinsame
Mahlzeit inHrlbigs Restaurant an der Elbe zum unvermeidlichen Fest
mahl, das aus der improvisirten Art seiner Entstehung seinen anmuthig-
sten Glanz, die Abwesenheit jedes Zwanges und die glückliche Herrschaft
eines heiter und geistreich geselligen Verkehrs entlehnte. Das Kreuz aller
osficiellen Zweckeffen, die programmmäßigen und effectoofl gedrechselten
Toaste, fehlte, dafür aber wurde dasMahldurch eine Reihe kurzer, in freiester
und unmittelbarer Gedankenentwicklung einander folgender Tischreden
gewürzt, die in der erfreulichsten und handgreiflichste^ Weise Zeugniß da
von ablegten daß die Beschäftigung mit den höchsten Ideen der Mensch
heit in den schönsten Formen der Darstellung auch ihren Adepten einen
höheren Schwung gibt. Von dem ersten Glase, welches Profeffor Alfred
Woltmann aus Karlsruhe den Manen des deutschen Meisters Hans Hol-
beins deS jüngeren weihte^ bis zum letzten Trinkspruch, der, vom Profeffor
C. v. Lützow aus Wien bereits mit sprudelnder Champagner-Laune aus
gebracht, demVaterHolbein, in höchst humoristischer Verwerthung des zwi
schen ihm und seinem Sohn ausgebrochenen Autorenstreites, galt, wußte
jeder Redner den Stoff und den Ton zu treffen welcher der herrschenden Stim
mung im Moment entsprach und einen lebhasten Wiederhall in den Ge
müthern fand. Auch der Stadt Dresden, die leider zufällig durch keinen
einzigen „Eingebornen" vertreten war, wurde der Dank für die gastliche
Beherbergung der Holbein-AuSstellung und des Holbein-Congreffcs in Ge
stalt des Wunsches ausgesprochen: daß sie fortfahren möge zu blühen als
ein Mittelpunkt des Kunstlebens und des geistigen Lebens in Deutschland
überhaupt.
Die Befriedigung der Theilnehmer durch den Holbein-Congreß war
allgemein, und erweckte den Wunsch, der wohl Folgen haben wird, ähnliche
Zusammenkünfte in regelmäßiger Wiederkehr in den verschiedenen Kunst
hauptorlen Deutschlands zu veranstalten
Bevor die Versammelten sich trennten , haben die noch Anwesenden
heute (5 September), auf Anregung aus Dresdener Kunftkreisen selber
heraus, den Beschluß gefaßt: die in der vorher angedeuteten Hauptfrage ge
wonnenen festen Ergebniffe in gedrängter und unzweideutiger Form zusam
menzufassen, und durch Unterschrift der Consentirenden gewiffermaßen als
Urkunde über das Resultat der Besprechungen und der Fonftontirung dev
beiden'Madonnen zu bestätigen. Das Gutachten lautet:
Die Unterzeichneten sind übereingekommen zu erklären:
1) das Darmstädter Exemplar der Holbein'schen Madonna ist das
unzweifelhaft echte Originalbild von Hans Holbeins des jüngeren Hand;
2) im Kopf der Madonna, des Kindes und des Bürgermeisters Meyer
auf diesem Bilde sind nicht unerhebliche spätere Retouchen wahrzunehmen^
durch welche der ursprüngliche Zustand in den genannten Stellen ge
trübt ist;
3) dagegen ist das Dresdener Exemplar der Holbein'schen Madonna
eine freie Copie deS Darmstädter Bildes, welche nirgends die Hand HanS
HolbeinS des jüngeren erkennen läßt.
Diese Erklärung ist bereits von einer beträchtlichen Anzahl der nam
haftesten Kunstforscher, Künstler und Kunstfreunde Deutschlands unter
zeichnet toorden, und wird, nachdem die zustimmenden Unterschriften der
bereits abgereisten Congreßrmtglieder noch durch Circulare eingeholt sein
werden, mit den Namen der zu ihr sich Vekcnnendeuin C. o. Lützows „Zeit»
schrift für bildende Kunst" zur Veröffentlichung gelangen.
Details, streitige und unklare Punkte, Gründe und weiter gehende
Vermuthungen, sind mit Recht ausgelassen; nur das einfache Factum wird
csnstatirt daß die berühmte und berüchtigte sogenannte „Madonnenfrage"
nicht mehr existirt.
Wie es zu dieser Lösung gekommen, das und noch manches andere
Interessante und Wichtige von der Holbein Ausstellung wird der Inhalt
unseres nachfolgendes Berichtes sein.
AuS den Kriegsgericht-Verhandlungen von Versailles.
* Viertes Kriegsgericht. Sitzung vom 5 Sept. Da die Ver
theidiger Marchand und Augll wiederum ohne Entschuldigung ausgeblieben
sind, beschließt der Gerichtshof sich bei dem Barreau von Versailles zu be
schweren und für die Angeklagten Suetens und Bocquin den Lieutenant Guinea
und den Wachtmeister Bordelais als Vertheidiger von Amtswegen zu bestellen.
Zeuge Noel Fleury, Weinwirth in der Rue de Solferino, erkennt die Rötiffe,
Suetens und Papavoine als solche wieder die am Montag und Dienstag die
Verwundeten in der Straße pflegten; sie trugen alle drei Gewehre auf der
Schulter. Ich habe, sagt er, sie verhaften lassen, weil sie dem 135. Bataillow
angehörten, welches in dem Viertel geplündert hatte; ob sie aber selbst an den
Plünderungen unt> Brandstiftungen theilnahmen, ist mir nicht bekannt. Präs..
,\u der Untersuchung waren Ihre Aussagen viel positiver. Zeuge: Ich kann
höchstens behaupten daß die Angeklagten an der Plünderung der Ehrenlegion
theilnahmen, weil dasBataillon dort sein Hauptquartier hatte, und daß sie auch
von dem Plan das Palais in Brand zu stecken Kenntniß hatten. Die Retisse
blieb ant Dienstag Abends in meinem Local während der ganzen Zeit da die
Marinesoldaten die Barrieadc der Nue de Solferino stürmten, d. i. bis halb
8 Uhr Abends, und der Brand begcmngegen 6 Uhr. Die Retisse, welche zuerst ein
rothes Unterkleid trug, zog des Abends einen schwarzen Rock darüber, vermuth
lich um nicht als Marketenderin wieder erkannt zu werden. Ein Mitglied
des Gerichtshofs ($um Zeugen): Als Ihnen die Rötiffe ein Gewehr über
gab, sagte sie da: Hier haben Sie ein Gewehr, oder: Hier haben Sie mein Ge
wehr? Zeuge: Sie sagte: Hier haben Sie mein Gewehr! Die Nähterin
Rochaix aus der Rue de Lille hat allen Vorgängen in der Straße zugesehen.
Sie erkennt die drei ersten Angeklagten ebenfalls wieder; im Laufe des Montags-
seien auch die andern beiden hinzugekommen. Sie giengen von Haus zuHaus,
holten Schnaps für die Föderirten u. s. w.; eine andere, die nicht aus der An-
tlagebank sitzt, nahm auch an den Barricadentämpfeu selbst theil. Ich hörte wie
die Enfants Perdus zu den Weibern sagten: „Man wird überall Feuer an
legen," und jedermann erhielt 65 Fr. Ob auch die Weiber etwas empfangen
haben, ist mir nicht bekannt. Präs, (zu den Angeklagten): Ihr habt jede 10 Fr.
erhalten? DieMarchais: Aber nicht um Feuer anzulegen. DiePapavoine:
Ich habe keine 10 Fr. erhalten. Präs.: Man hat sie Ihnen aufgehoben. Aus wei-
teresBesragen erklärt dieZeugin: sie habe Petroleumfässer heranrollen sehen; dabei,
halten aber die Weiber nicht mitgewirkt. Zeugin wird mit dem Zeugen Fleury
confrontirt, und sie können sich über die Kleidung welche die Rötisse an jenen»
Tage getragen hätte nicht recht einigen; die Rochaix sah sie in einer weißen
Jacke, Fleury dagegen in einem schwarzen Caraco. Einige Entlastungszeuge»
bringen nur unerhebliche und nicht immer für die Angeklagten günstige That--
fachen bei: so wird bekundet daß die Marchais nach der Belagerung zu dem.
Äam der Preußen gegangen sei und sich erst als Concubine des. Guy den,
Föderirten angeschlossen habe. Verschiedene Weinwirthe der Vorstädte geben der»
Angeklagten das Zeugniß daß sie — stets pünktlich gezahlt haben. Einer v«rr>
ihneir, Berry, will die Rötisfe noch am Montag, Vormittags um 11 Uhr» in.
seinem Hause gesehen haben, während die Zeugin Rochaix dieselbeAngellagtc
an jenem Tage schon früh um 3 Uhr in der Rue de Lille wahrgenommen, haben
will. Damit wird die Beweisaufnahme geschlossen, und der Ankläger Hc^ptmann
Joueune erhält das Wort. Er beklagt den schmachvollen Antheil welchen das
weibliche Geschlecht an den Verbrechen der Commune genommen habe, geißelt
die abenteuerlichen Ideen der Frauen-Emancipation und nennt dtze Angeklagten
die würdigen Töchter der Megären von 1793. Es würden, fügt tzr hinzu, ihnen
noch andere Vertreterinnen des schöner»Geschlechts aus der Anklagebank folgen,
so die Schulvorsteherin Michel welch- die Kirche St. Svlpice in emen Club ver»
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-wandelte und in ihrer Anstalt statt geistlicher Lieder die Marseillaise und den
Chant du d6part studieren ließ. Er beantragt die Anwendung des Gesetzes in
seiner ganzen Strenge. Advocat Thiroux sucht die Retisse als eine durch die
Genfer Convention geschützte Ambulanzenwärterin darzustellen. Der Anwalt
Haußmann plaidirt für die Papavoine und Bocquin; der Wachtmeister Bor-
delais verläßt sich ohne weitere Ausführungen auf die Gerechtigkeit der Richter,
und der Lieutenant Guin ez endlich sucht mildernde Umstände aus dem niedern
Bildungsgrad und der verdorbenen Umgebung seiner Clientinnen herzuleiten.
Die Anklage lautet gegen die Retisse, Suvtens, Marchais und Papavoine auf:
1) Versuch die Regierung umzustürzen; 2) Versuch der Ermordung, Plünderung
und Zerstörung; 3) Diebstahl, begangen in bewohnten Gebäuden und im Verein
mit mehreren Personen; 4) Mitschuld an der Brandstiftung von öffentlichen
und Privatgebäuden: 5) Mitschuld an derErmordung des Hausmeisters Thornö.
Gegen die Bocquin richtet sich die Anklage nur auf die ersten drei Punkte. Der
Gerichtshof erklärt nach einer anderthalbstündigen Berathung die Retisse, Suö-
tens undMarchais in allen Punkten, mit Ausnahme des letzten, für schuldig, die
Papavoine in. den ersten drei Punkten und die Bocquur in dem dritten für
schuldig. Er verurtheilt demnach die Retisse, Sustens und Marchais zum Tode
(Sensation im Zuhörerraum), die Papavoine zur Deportation nach einem be
festigten Platz und die Bocquin zu zehnjähriger Einschließung. Die Angeklagten
sind bei der Verkündung des Urtheils wie vernichtet. „Ich habe sin," sagt der
Berichterstatter des „Constitutionnel," „über den Hof in das Gefängniß zurück
kehren sehen; sie konnten sich kaum auf den Beinen erhalten. Die Rötiffe war
bleich und zitterte; die Marchais strauchelte als ob sie betrunken wäre; die
Suötens weinte bitterlich, und die besser davon gekommene Papavoine hielt ihre
Gefährtin unter Lamentationen aufrecht. Der Bocquin, die zuletzt kam, schienen
ihre 10 Jahre Gefängniß nicht sehr nahe zu gehen. Im Publicum verglich mau
dieses Urtheil mit dem vom letzten Samstag, und man sagte sich daß die Mit
glieder der Commune vielleicht wohl daran thäten keine Nichtigkeitsbeschwerde
einzulegen. Wenn man sie z. B. an das vierte Kriegsgericht wiese, so könnte ihr
Leben dabei in Gefahr gerathen u. s. w.
Neueste Posten.
X München, 6 Sept. Ueber die Durchreise des Deutschen Kai
sers in München können wir nachfolgendes berichten. Der kaiserliche Train
-fuhr, von Salzburg kommend, heute Vormittags um 10 Uhr 37 Min. in
den Bahnhof ein. In der prachtvoll mit Fahnen und Gewächsen aller
Art geschmückten Einsteighalle wurde der Monarch von der Generalität,
verschiedenen Hofbeamten und dem preußischen Gesandtschaftspersonal em
pfangen; als Ehrenwache war eine Compagnie deS Infanterie- Lsibregi-
ments aufgestellt, dessen Musik bei der Ankunft des Zuges die preußische
Volkshymne spielte. Der Kaiser, der die Uniform des 6. bayerischen In
fanterieregiments, dessen Inhaber er ist, trug, begab sich sofort in Beglei
tung des Prinzen Luitpold, welcher in der Umform des 4. preußischen Feld-
Artillerieregiments war, und des Prinzen Leopold in den aufs prachtvollste
decorirten Wartsaal, wo Se. Majestät, bedient vom königl. Hospersonal,
das Frühstück einnahm. Wahrend desselben spielte die Regimentsmusik
verschiedene Piecen. Der Kaiser unterhielt sich mit den zu seinem Empfang
anwesenden und am Dvjeüncr theilnehmenden Personen auf das freund
lichste. Nach einem Aufenthalt von etwa 40 Minuten setzte der hohe Nei-
sende um 11 Uhr 20 Minuten die Fahrt per Bahn nach Peissenberg fort.
Der größere Theil des kaiscrl. HofgefolgeS blieb in München zurück, und wird
über Augsburg weiter reisen. Eine ungeheure Menschenmasse aus allen
Ständen und Classen hatte sich trotz der drückenden Sommerhitze am ganzen
Bahnkörper hinauf bis zum Hirschpark bei Nymphenburg aufgestellt, um
den Kaiser zu sehen. Bei der Ankunft und Abfahrt wurde derselbe mit den
lebhaftesten Hochrufen begrüßt.—Durch Erkenntniß des obersten Gerichts
hofes vom 4 Sept. d. I. wurde ausgesprochen daß gleichwie die Ableistung
eines falschen Zeugenmdes, ebenso die Ableistung eines falschen Haupt
eides in einer Civilsache alsdann straflos sei wenn der Schwörende durch
wahre Angabe der betreffenden Thatsache die strafrechtliche Verfolgung
seiner Person wegen Verbrechens oder Vergehens herbeiführen würde.
Nürnberg, 8 Sept. Um eine etwaige Wiederholung von Excessen
zu verhüten, waren gestern Abends die nöthigen militärischen Vorkehrungs-
Maßregeln getroffen. Während der Nacht durchzogen Militärpatrouillen
die Stadt. Soweit unsere Erkundigungen reichen, ist sowohl der Abend
als die dkacht ohne jede Ruhestörung verlaufen. (N. Korr.)
Berlin, 7 Sept. Der Reichsanzeiger veröffentlicht folgenden aller
höchsten Erlaß:
„Aus allen Theilen Deutschlands sind Mir bis zur neuesten Zeit Tele
gramme über den warmen und freudigen Empfang zugegangen welcher den
heimziehenden Kriegern bei der Rückkehr in ihre Heimath bereitet worden ist.
Neben dem erhebenden Bewußtsein an der Größe und Einigung Deutschlands
mitgewirkt zu haben, wird jeder von ihnen in dieser Ausnahme den Ausdruck
der Dankbarkeit erblicken welche das Vaterland ihnen zollt, und darin zugleich
-die Anerkennung finden welche ihnen nach so mühevoller Ausdauer und so be
wunderungswürdigen Thaten gebührt — Thaten deren folgenreiche Bedeutung
unausgesetzt lebhaft gewürdigt wird, wie gegenwärtig bei der Wiederkehr der
glorreichen Tage von Gravelotte und Sedan Mir zahlreiche Glückwünsche von
den verschiedensten Seiten her bekundet haben. Mit dem herzlichen Danke für
diese begeisterten Zurufe drängt es Mich über die feierliche Bewillkommnung,
unserer braven Truppen Meine volle Befriedigung auszusprechen. Bad Gastein,
4 Sept. 1871. Wilhelm."
/X Salzburg, 7 Sept., Nachmittags 4 Uhr. Se. Maj. der D utsche
Kaiser arbeitet seit heute früh 5 Uhr mit seinem Bureau unausgesetzt.
Das Bureaupersonal hat noch nicht Mittag machen können. Fürst Bis
marck conferirte von 10 Uhr bis gegen 11 Uhr mit Andraffy, von 11 Uhr
bis 1 Uhr aber mit Graf Beust im „Hotel zum Erzherzog Karl" im Zim
mer Nr. 40 (drnr nämlichen worin die ehemaligen Gasteiner Verträge ge
schloffen worden sind).
* Salzbur g, 7 Sept., 10 Uhr Abends. Eine großartigere Berg
beleuchtung als die gegenwärtige ist, dürfte seit dem Jahr 1816, in dem
Salzburg an Oesterreich gekommen, nicht stattgefunden haben. Von dem
sagenreichen Rosenegger Hügel mit seinen Denkzeichen aus der Römerzeit:
an bis tief in das Pongau bilden sämmtliche Berge einen tellurischen
Sternenhimmel. Vom Staufen bis zum Horn des Nockstein ist ein nur
durch die Thalmulde unterbrochener Feuerkranz. Der Abend südländisch
sommerlich, der Fremdeuandrang wie niemals, das Gewoge auf den Stra»
ßen und öffentlichen Plätzen wie Meeresrauschen, der Jubel für die beiden
Kaiser, wo sie sich zeigen, ungeheuer.
Verschiedenes.
* Paris, 7 Sept. Gestern früh hat eine im Faubourg St. Antoine
ausgebrochene Feuersbrunst die dort in der Cour St. Jacques gelegenen
Werkstätten der im Jahr 1848 gegründeten „Gesellschaft der Sesseltischler" ver
zehrt. Der Schaden wird auf mindestens 800,000 Frcs. veranschlagt, unk
wäre noch viel bedeutender, wenn nicht die bei dieser Gelegenheit zuiu erstenmal
mit bestem Erfolg angewendeten Dampfspritzen dem Element nach einigen Stun
den Einhalt gethan hätten. Der Brand soll durch die Unvorsichtigkeit eines in
senen Werkstätten beschäftigten Gesellen entstanden sein.
Industrie, Hantel nud Verkehr.
Berlin, 7 Sept. Die Börse war heute im ganzen fest; für Lombarden
und Credit lagen große.Kaufanträge vor, welche den CnrS, der schon höher als
gestern einsetzte, noch weiter steigerte, nnd dar Geschäft belebte: Franzosen aber
blieben zu den gestrigen Preisen vernachlässigt. Italiener und Türken waren der
schwachem G.schäst niedriger; Amerikaner bei mäßigen Umsätzen behauptet. Eisen
bahnen fest, aber nicht sehr belebt, Rheinische etwas höher, Köln-Mmdeuer, Ber
gische, Schweizer Westbahn gefragt. Inländische und deutsche Fonds gut behaup
tet. Prioritäten fest und still. Banken fest, Darmstädter gefragt. Wechsel sehr
matt. Sehr bedcatendes Geschäft zu steigenden Surfen fand in Gewebebank
Schuster statt. Hessische Bank in Posten lu7 be; u. G. — In Berliner Bank
fand sehr bedeutender Umsatz statt
8 Paris, 7 Sept. (Börse.) .Die offieiellen Mittheilungen über das Re
sultat der mit dem Grafen Arnim geführten Unterhandlungen lassen noch immer
auf sich warten, und dieBöise scheint plötzlich dieEittdecknng zu machen oaß man
die Eventualität der Räumung einiger Departements schon hinlänglich eöcomptir»
habe. Es stellen sich daher für Anleihe über 90 und für Rente über 57.50 Ver
käufer ein und beide Surfe gehen gegen den Schluß wieder verloren. Doch wird
die Situation im allgemeinen noch immer günstig angesehen, und das Ausgebot:
dringt wirksamer nur für Italiener durch, die auf 60.45 ü 50 zurückweichen. An
leihe schließt 89 95, Rente 57.42, Foncier 1025, Mobilirr gehr von 227 auf 218
und spanischer Mobilier von 485 auf 478. Soeiötö günörale 575. In Bahnen
sind die Veränderungen geringer: Nord 1007, Ostbahn 545, Lyon 907, AutrichicuS
808, Lombarden 415.
Telegraphische LnrS - und Handelsberichte.
* Frankfurt a. SR.. 8 Sept. Erössuungscurse: Oesterr. Creditaetien
283. GlaatSbahn 366^ 1860« L. — 1882er Amerikaner 953/4, Lombarden
182% 2463/4 ,pas. aurl. Sch. 321,6 Silberr. —, f:auj. Rente leere—.
Tendenz: matter.
* Frankfurt «♦ M., 8 Sept. Gchl»ßcurfe; Bayer. 5proc. Aul v. 1870
l'Xvg bayrr 4<,«proc. Anl. 99. 4proc. bayer. Präm. Aul. 112 V* iVjptot»
taget. Ostbahu 134^4 neue Ear. 118, mit 15 Proc. Einzahlung 11784 4proe..
Dsenzdahn 112 Vi 4pr»c. bad Pramieu-Anleihe 110 V4. 188 ^cr Amerikaner 95 V**
KölN'Miud L. 96 V4 österr. Gilderrente 57V» Papierrrutr 49 >2 1860er L 651»
1864er L. 134 74. Barrkactim 744 Creditact,ev 282 : Vi, Lombarven 182fr östnr
fcanz. SlaatSbahu 365^. Llisabeth B. 226 Franz Joseph B. 83 Rudolfs-
rahn 751,2 Ungar. Ostbahn 72* * Sproe. Spanier 32 Napoleons 9.171**
neuc Staatsbahn 355, franz. Rente volle 843 4, leere 89 y* Wechsel: London
1163 g fcctrt« Siy 2 Wien 97 Z 4.
' Frankfurt a. M., 8 Sept. Rachbörse. Treditaetteu 282-> 4 Staatsbahn
3651/4 1864er L. —. 1882» Amerikaner 9514 Lombardru 182Z<,, Stlberrent*
577/», Galizier 246 Vs, Spanier —, neue Staatsbahn —, Nordwestbahn —
Tendenz: still.
; Amsterdam, 8 Sept Wechsel auf;London 11.78 E., 3pro«. Spcni»
321/,. gproe. Nmerikauer 96'?/g, 5pro^ Papiexrenre 487,. 5proc. Silberreat«
57 i/z, 5vroc. Türken 44V», 5proc. Aussen fiO 5 /»-
J Amsterdam, 8 Sept. Marktbericht. Petersburger Roggen 187. Roggen
per Oct 194. per Rov. 198, per März 307, per Mai 310. Rapssamen per
Oct. 8 t 1.5, per Nov. 88. Rüböl loco 431/4, per Herbst 46, per Frühjahr 49 ‘/j.
* Mew-Bork, 7 Sept Soldagio 1133/4, Wechsel in Gold 1083/4,-188. er
Bond« 551/4. 1835er *153$, 1804er 112. Baumwolle 203/4, Petroleum ;«
Philadelphia 233/,.
% New-York, 7 Sept. Per Kabel. Gold, SchlußeirrS ilSty*, WechjL
per London 1083/4. 1862er Bonds IIÖV4, 1885er Bonds 1 !££/$, !9o4er Bond-»
112, Illinois 137. Erie-Aetien L414, Bauniwollr 2.3.4. ^hl '6.10, Petrol-:,«»
24. Petroleum tn Philadelphia