© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 44
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Die erste deutsche Gesandtschaft im Sudan.
stützungen des Königs Wilhelm I. von Preußen gefördert; das Jahr 1868
führte denselben Gelehrten in einer fast amtlich zu nennenden Sendung von
neuem aus den Boden Libyens, um dort zum ersten Male das Banner des
jungen Deutschlands entfalten und durch einen würdigen Vertreter bis
zu den trüben Fluthen des Tsad, ja bis zu den „äußersten Aethiopen" tragen
zu lassen.
In Anerkennung der großen Dienste, welche der Scheich Omar von
Bornu den deutschen Reisenden geleistet hatte, beschloß im Herbste 1868 der
König Wilhelm, als Schutzherr des norddeutschen Bundes, diesem mächtigen
Negersultan durch Uebersendung eines Briefes, begleitet von einer Auswahl
passender Geschenke, seine Dankbarkeit zu erkennen zu geben. Die Ueber-
sührung der Ehrengaben nach Tripolis, ihre Vervollständigung durch Fabri
kate des muhamedanischen Nordafrika, sowie die Bildung einer eigenen Ka
rawane für den Wüstentransport wurde Rohlfs, als einem mit den Ver
hältnissen des Sudan wohl Vertrauten, übertragen und ihm zugleich gestattet,
den Rückweg von Tripolis über das Hochland von Barka und die Oasen
Audjila und Sivah in der Richtung auf Alexandrien zu nehmen, um diesen
erneuten Besuch des afrikanischen Bodens auch für die Wissenschaft nutzbar
zu machen. In zwei elegant ausgestatteten Bändchen übergibt der Reisende
dem deutschen Publikum den Bericht seiner Erlebnisse und Resultate.
Es ist ein Boden uralter, klassischer Cultur, auf welchen wir versetzt
werden: das Gebiet der phönikischen Ansiedlungen am Südrande des Mittel
meerbeckens, welche in der Folgezeit unter hellenischen Einflüssen und des
Römervolkes kluger Verwaltung mächtig emporblühten, bis die Stürme der
Völkerwanderung ihre Kraft brachen, dann die Cyrenaika, das Colonialland
dorischer Männer aus Thera, endlich das hochheilige Ammonion, wo, durch
breite Wüstengürtel von der übrigen Welt geschieden, ägyptisches und helleni
sches Wesen im Dienste des widderhörnigen Zeus-Ammon wunderbar ver
schmolz. Dennoch kann die Ausbeute der Reise für die Archäologie nur als
eine mäßige bezeichnet werden. Es standen unserem Forscher weder die Mittel
zu Gebot, auf den mit Wüstensand bedeckten Ruinenstätten Ausgrabungen
anzustellen, noch konnte er die chaotischen Trümmerfelder aufräumen lassen,
um neue Schätze an's Licht zu bringen, er mußte sich begnügen, diejenigen
Reste von neuem zu untersuchen, welche vor ihm schon bedeutende deutsche
und englische Archäologen — ich will hier nur an Barth und Beechey er
innern — durchforscht hatten, so daß er nur vom gegenwärtigen Zustande
bekannter Denkmäler berichten und hie und da eine ältere Messung corrigiren
kann. Es soll übrigens nicht verschwiegen werden, daß Rohlfs während der
ganzen, in das Frühjahr 1869 fallenden Reise, vorzüglich in der Cyrenaika,
viel mit Regen und Sturm zu kämpfen hatte, daß aber trotz des ungünsti-
Verlag von Wilhelm Hertz in Berlin
(Wesser'sche Buchhandlung, 7 Behrenstraße.)
Dr. I. E. EiHlNtMll, Professor in Halle, Ernste Spiele.
Vorträge, theils neu theils längst vergessen. Zweite Auflage, gr. Octav eleg. geh.
Preis l 2 /s Thlr.
Inhalt: Ueber Lachen und Weinen, Stellung deutscher Philosophen im Leben
poetischen Reiz des Aberglaubens, Wir leben nicht auf der Erde, Langeweile, Collision
von Pflichten, Heidnische im Christenthum, Apologie der Sophistik, Spiel, Putzsucht und
Eitelkeit, Gewohnheiten und Angewohnheiten, Träumen, Nationalitätsprincip, Schwär
merei und Begeisterung, Zwei Märtyrer der Wissenschaft, Dummheit, Vergcsien.
vr. I. j. Jrimtstmt, Sehr V.rlchlcdcncs ^mch Zeit und Ort.
Octav Format eleg. geh. Preis: a / 8 Thlr.
Inhalt: Natur, Naturforschung, Naturphilosophie, Friedrich Wilhelm III, Müssen
und Können.
Verlag von 8. Hirzel in Leipzig.
Die
Physiologie der Farben
für
die Zwecke der Kunstgewerbe
auf Anregung der Direction des kaiserlich
österreichischen Museums für Kunst und In
dustrie bearbeitet
Dr. Ernst Brücke,
Professor dor Physiologie an der Wiener Universität,
Mitglied der kaiserl. Acad. d. Wissensch. etc. etc.
Mit 30 in den Text gedruckten Holzschnitten,
gr. 8. Preis: 2 Thlr.
Verlag von Gustav Schloessmann, Gotha.
Soeben erschien:
Dr. I. C. Nömyeld, die sittliche Weltordnung
und die Weltzerstörung. Meditationen über
Schillers Kampf mit dem Drachen, zugleich
eine psychologische Studie. 8°. Geh. 24 Sgr.
Bei S. Hirzel in Leipzig ist soeben er
schienen:
Jolksmährcheil und Lpische
Dichtung.
Ein Vortrag
von
Theodor von Bernhard!.
8°. Preis: 16 Ngr.
Im Verlage von Otto Brandner in Stettin erschien:
Thorismund
oder
Durch Krieg zum Sieg.
Ein Lebensbild
aus
dem neunzehnten Jahrhundert j
von
Herrn. von Schmettau, Hauptmann a. D.
Preis: broch. 1 Thlr., eleg. geb. 1 Thlr. 10 Sgr.
Man lasse sich nur nicht durch diesen Namen, der an Alles eher erinnert, als an einen
preußischen Edelmann, abschrecken. Die Schilderungen der Kindheit auf einem Lausitzer Guts
hofe, des Garnisoulebens, des Feldzuges wider die Einschleppung der Cholera u. A. mehr sind
frisch gehalten, wahre — gewiß zum Theil selbst erlebte Ereignisse liegen ihnen zu Grunde.
Aber auch, wo der Gesichtskreis sich erweitert und die wechselnden Bilder eines Lebens im
Orient vor unsere Augen geführt werden, zieht nicht bloß die geschickte Darstellung und der an
und für sich interessante Stoff an, sondern der tiefe sittliche Ernst. Man sitzt mit am Webe
stuhl des Lebens des Helden, sieht die Fäden sich verschlingen, verwirren, wieder ordnen, bis zu
letzt der göttliche Plan des fertigen Gewebes klar daliegt. Dies Buch sei daher auf das
Wärmste empfohlen, zum Vorlesen auch in Familienkreisen ist es wohl geeignet; ohne Dank für
den Verfasser tvird es Niemand lesen. (Kreuzzeitung Nr. 248.)