© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 40
Cartcggio I. 223) genannt findet 1 Der Referent ist zu wiederholtenmake« in
Vinci gewesen. Leonardo's Geburtsort liegt auf der südlichen Abdachung deS
Monte Albano, des langgestreckten malerischen Höhenzugs welcher, sich vom
pistojesischcn Apennin abzweigend und allmählich verflachend, bei dem Oertchen
Montelupo an den hier aus dem Engpaß der Golfolina heraustretenden Arno,
reicht, dessen Florentinisches Thal er von dem untern scheidet. Eine breite
Straße führt von einer benachbarten ziemlich hochgelegenen Kirche aus nach
dem in der Ebene liegenden unteren Theile des nicht viel über 1000 Ein»
wohner zählenden Fleckens, dessen Hauptstraße, mit Steinplatten gut gepflastert
und von reinlichen und wohlhäbigen Häusern eingeschlossen, den steinigen
Hügel hinansteigt, auf welchem die Kirche mit ihrem Porticus und alte Thürme
eine malerische Gruppe bilden. Begreiflicherweise ist die Erinnerung an
Leonardo hier überall lebendig: das Buch von G. Uzielli hat die urkund
lichen wie die localen Nachrichten gesammelt. Das Land, flache Höhen mit Thälern
abwechselnd, ist fruchtbar, blühend, gut angebaut, durch kleine Orte und Tausende
von Bauernhäusern belebt; gegen den Nord und Nordost durch den Höhenzug
geschützt, kommen hier Oelbaum und Rebe, Mandelbaum und Südfrüchte
i trefflich fort, während Castanien die oberen Hügel bedecken. Der Blick schweift
von den höheren Punkten nach dem Pisaner Berg, der die große grüne Niede
rung des Sumpfes von Fucecchio abschließt, zur Linken das untere Arnothal,
zur Rechten das nach detn Luccheser Land sich dahinziehende Val di Nievole,
jahrhundertelang Zankapfel zwischen Lucca und den Florentinern.
Der Inhalt der „Jtalia" ist hiemit nicht erschöpft, aber Nef. muß schließen.
A. Gallcnga hat, unter dem Titel „Abseits der Schienenwege," Reiseeindrücke
aus den Abruzzen, aus Ricti, Aquila, Avezzano, Sora gegeben, in denen
vor Klagen über Schmutz und schlechtes Wetter der Leser ebenso wenig wie
der Autor auf seiner Fahrt zu ruhigem Genusse konnnt, die jedoch manche nütz
liche Wahrheit über Land und Leute enthalten. G. Barzellotti handelt über
die literarische Bewegung des letzten Vierteljahrhunderts, der Herausgeber über
die gegenwärtige politische Lage. Eine Besprechung neuerer deutscher Werke
macht den Schluß. Den Schluß gegenwärtiger langen Besprechung sollen aber
wenige Worte über die mitgetheilten poetischen Uebertragungen bilden.' Paul
Hehse hat in denen von Giuseppe Giusti die größten Schwierigkeiten mit sol
chem Glück überwunden, daß man selten daran erinnert wird daß man Ueber-
setzungen vor sich hat. Referent gesteht daß er kaum für möglich erachtet hätte
diese höchst eigenthümlichen und theilweise ganz localen Dichtungen auf
solche Weise wiederzugeben, und freut sich auf die versprochene größere
Sammlung. Einzelnes ließ sich freilich nicht ausdrücken. Wenn in dem
bösen Diea iruc der von allen Pisaner Studenten verlachte starre und
steife Sanct Stephansrirter den Panegyricus des Todten blökt („I ! ball
SammimaUlli be!a il panegirico’ J ), so nimmt sich daneben der plärrende Hof
dompfaff sehr unbedeutend aus. Doch man darf nicht unmögliches fordern.
A. Guerrieri-Gonzaga hat metrische Uebersetzungen aus dem Deutschen gelie
fert, mit Talent, nicht immer mit gleichen: Geschick. In „Gott und Bajadere"
ist das Versmaß zu unruhig. In Heine's Heinrich IV scheint der Mond , sul
calvo eapo di Gregorio tt —„s sulle poppe deUa pia Contessa.' 1 Das Original,
abgesehen davon daß es in der kalten regnichten Nacht dem Mond überlassen
bleiben muß wie er scheinen will, ist mit „Gregors Kahlkopf" und den „Brü
sten der Mathildis" nicht schön: die Uebersetzung ist geradezu gemein und ab
stoßend mit ihren poppe/ zu denen es dem Leser freisteht sich ein säugendes
Kind als Appendix zu denken. Der Uebersetzer des Faust, der in so manchem
Virtuosität gezeigt hat, hätte solche Geschmacklosigkeit billig vermeiden sollen.