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sphärischen Luft ausgeschieden zu werden, worauf eine neue
Quantität von Sauerstoff statt ihrer absorbirt wird und dieselben
Veränderungen durchmacht.
Die Quantitäten von Sauerstoff, welche damals mittelst der
Luftpumpe aus dem Blute abgeschieden werden konnten, waren
nur gering. Der Vers, hat sich jetzt bemüht grössere Quantitä
ten daraus darzustellen und sich überhaupt mit dem Absorptions
vermögen des Bluts, namentlich für Sauerstoffgas beschäftigt.
Zu dem Ende wurde das Blut mit immer erneuten Portio
nen atmosphärischer Luft geschüttelt, und um zu untersuchen,
wie viel Luft es hiernach absorbirt enthalte, wurde es in ein
übrigens ganz mit Quecksilber gefülltes Gefäfs gebracht, das mit
einem eisernen Hahn verschlossen war. Dasselbe wurde auf ein
zweites gleichfalls mit einem Hahn verschlossenes Gefäfs ge
schraubt, welches Kohlensäure enthielt. Bei dem Öffnen der
Hähne fiel das Quecksilber herab und es stieg Kohlensäure zum
Blut. Darauf wurden die Gefässe getrennt und das Blut an
haltend mit der Kohlensäure geschüttelt. Sodann schraubte man
das Gefäfs auf ein anderes ganz mit Quecksilber gefülltes Ge
fäfs, und liess das Gas sich in diesem ansammeln. Darauf wurde
wieder auf dieselbe Weise Kohlensäure zum Blut gebracht, das
selbe von Neuem geschüttelt und das Gas sodann gleichfalls in
dies Gefäfs gebracht, und so dies Verfahren mehre Male wie
derholt. Schliesslich wurde das aufgesammelte Gas untersucht,
indem die Kohlensäure durch caustisches Kali absorbirt, das Sau
erstoff durch Verpuffen mit Wasserstoff bestimmt, und der Rest
für Stickgas genommen wurde.
So einfach diese Versuche auch sind, so war es anfangs doch
nicht möglich sie auszuführen, weil die Zeit, welche verging bis
der Schaum nach jedem Schütteln sich gesetzt hatte, so gross
war, dass das Blut noch vor Beendigung des ganzen Versuchs
sich zu zersetzen anfing. Erst später gelang es diesem Übel-
stande durch Anwendung eines Tropfens Öl abzuhelfen, der auf
die Oberfläche des Bluts gebracht den Schaum sehr bald ver
schwinden machte.
Mannigfaltig wiederholte Versuche, welche nach dieser Me
thode mit Blut von Kälbern, Rindern und Pferden angestellt
sind, haben ziemlich übereinstimmende Resultate geliefert, nämlich
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keiner weniger als 10 p. C. und keiner mehr als 12,5 p. C. Sau
erstoff vom Volumen des Bluts, und keiner weniger als 1,7 p.C.
und keiner mehr als 3,3 p. C. Stickgas, reducirt auf 0° Tempe
ratur und den mittleren Barometerstand.
Das Verhältnise, in welchem sich Sauerstoff und Stickgas in
der aus dem Blute erhaltenen Luft befinden, liefert noch einen
indirekten Beweis, dass keine Luft während der Versuche von
Aussen in die Gefäsee eingedrungen war, denn in diesem Falle
müssten die gefundenen Mengen beider Gase nahe in dem Ver
hältnise zu einander stehn in welchem sie in der Atmosphäre
enthalten sind, während hier das Sauerstoff gewöhnlich 3 oft 4
und 5 mal mehr betrug als das Stickgas.
Wie wohl der Unterschied von 10 zu 12,5 p. C. nicht un
bedeutend ist, so könnte es doch ausfallend erscheinen, dass die
Versuche noch so gut mit einander übereinstimmen; zumal sie,
wie schon oben bemerkt, nicht die ganze Menge der absorbirten
» Gase liefern, und man um so viel mehr Gas erhalten musste, je
öfter man die Köhlens, über dem Blute erneut. Dies ist auch
in der That der Fall, allein nach 3 bis 4 maliger Erneuung war
die Vermehrung des Gases stets nur so gering, dass sie inner
halb der Beobachtungsfehler fiel. Ausserdem sind alle Versuche
unter fast gleichen Umständen ausgeführt. Gewöhnlich wurden
gegen 400 C. C. Blut angewandt und nur bei einzelnen Versu
chen weniger. Zu wenig darf man nicht nehmen, sonst ist die
Quantität des erhaltenen Gases zu gering. Das Volumen der
Kohlensäure, welche jedesmal mit dem Blute geschüttelt wurde,
betrug nie weniger als das des angewandten Bluts. Sehr viel
grösser konnte es nicht genommen werden, weil sonst die Ge
fäsee, wenn sie ganz mit Quecksilber gefüllt waren, sich zu
schwierig handhaben liessen, und zu leicht zerbrechen konnten.
Sie mussten schon bei der jetzigen Grösse von etwa 700 C. C.
Inhalt aus sehr starkem Glase besonders angefertigt werden. Sie
haben eine hohe cylindrische Form mit engem Hals und waren
nach Cubiccentimeter eingetheilt.
Die Quantität von Sauerstoff, welche in Folge dieser Ver
suche das Blut zu absorbiren vermag, ist wie der Vers, gezeigt
hat hinreichend um annehmen zu können, dass die ganze eingc-
athmetc Luftmenge vom Blute absorbirt werde. Allein es war