Full text: Zeitungsausschnitte über Werke von Jacob und Wilhelm Grimm

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sphärischen Luft ausgeschieden zu werden, worauf eine neue 
Quantität von Sauerstoff statt ihrer absorbirt wird und dieselben 
Veränderungen durchmacht. 
Die Quantitäten von Sauerstoff, welche damals mittelst der 
Luftpumpe aus dem Blute abgeschieden werden konnten, waren 
nur gering. Der Vers, hat sich jetzt bemüht grössere Quantitä 
ten daraus darzustellen und sich überhaupt mit dem Absorptions 
vermögen des Bluts, namentlich für Sauerstoffgas beschäftigt. 
Zu dem Ende wurde das Blut mit immer erneuten Portio 
nen atmosphärischer Luft geschüttelt, und um zu untersuchen, 
wie viel Luft es hiernach absorbirt enthalte, wurde es in ein 
übrigens ganz mit Quecksilber gefülltes Gefäfs gebracht, das mit 
einem eisernen Hahn verschlossen war. Dasselbe wurde auf ein 
zweites gleichfalls mit einem Hahn verschlossenes Gefäfs ge 
schraubt, welches Kohlensäure enthielt. Bei dem Öffnen der 
Hähne fiel das Quecksilber herab und es stieg Kohlensäure zum 
Blut. Darauf wurden die Gefässe getrennt und das Blut an 
haltend mit der Kohlensäure geschüttelt. Sodann schraubte man 
das Gefäfs auf ein anderes ganz mit Quecksilber gefülltes Ge 
fäfs, und liess das Gas sich in diesem ansammeln. Darauf wurde 
wieder auf dieselbe Weise Kohlensäure zum Blut gebracht, das 
selbe von Neuem geschüttelt und das Gas sodann gleichfalls in 
dies Gefäfs gebracht, und so dies Verfahren mehre Male wie 
derholt. Schliesslich wurde das aufgesammelte Gas untersucht, 
indem die Kohlensäure durch caustisches Kali absorbirt, das Sau 
erstoff durch Verpuffen mit Wasserstoff bestimmt, und der Rest 
für Stickgas genommen wurde. 
So einfach diese Versuche auch sind, so war es anfangs doch 
nicht möglich sie auszuführen, weil die Zeit, welche verging bis 
der Schaum nach jedem Schütteln sich gesetzt hatte, so gross 
war, dass das Blut noch vor Beendigung des ganzen Versuchs 
sich zu zersetzen anfing. Erst später gelang es diesem Übel- 
stande durch Anwendung eines Tropfens Öl abzuhelfen, der auf 
die Oberfläche des Bluts gebracht den Schaum sehr bald ver 
schwinden machte. 
Mannigfaltig wiederholte Versuche, welche nach dieser Me 
thode mit Blut von Kälbern, Rindern und Pferden angestellt 
sind, haben ziemlich übereinstimmende Resultate geliefert, nämlich 
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keiner weniger als 10 p. C. und keiner mehr als 12,5 p. C. Sau 
erstoff vom Volumen des Bluts, und keiner weniger als 1,7 p.C. 
und keiner mehr als 3,3 p. C. Stickgas, reducirt auf 0° Tempe 
ratur und den mittleren Barometerstand. 
Das Verhältnise, in welchem sich Sauerstoff und Stickgas in 
der aus dem Blute erhaltenen Luft befinden, liefert noch einen 
indirekten Beweis, dass keine Luft während der Versuche von 
Aussen in die Gefäsee eingedrungen war, denn in diesem Falle 
müssten die gefundenen Mengen beider Gase nahe in dem Ver 
hältnise zu einander stehn in welchem sie in der Atmosphäre 
enthalten sind, während hier das Sauerstoff gewöhnlich 3 oft 4 
und 5 mal mehr betrug als das Stickgas. 
Wie wohl der Unterschied von 10 zu 12,5 p. C. nicht un 
bedeutend ist, so könnte es doch ausfallend erscheinen, dass die 
Versuche noch so gut mit einander übereinstimmen; zumal sie, 
wie schon oben bemerkt, nicht die ganze Menge der absorbirten 
» Gase liefern, und man um so viel mehr Gas erhalten musste, je 
öfter man die Köhlens, über dem Blute erneut. Dies ist auch 
in der That der Fall, allein nach 3 bis 4 maliger Erneuung war 
die Vermehrung des Gases stets nur so gering, dass sie inner 
halb der Beobachtungsfehler fiel. Ausserdem sind alle Versuche 
unter fast gleichen Umständen ausgeführt. Gewöhnlich wurden 
gegen 400 C. C. Blut angewandt und nur bei einzelnen Versu 
chen weniger. Zu wenig darf man nicht nehmen, sonst ist die 
Quantität des erhaltenen Gases zu gering. Das Volumen der 
Kohlensäure, welche jedesmal mit dem Blute geschüttelt wurde, 
betrug nie weniger als das des angewandten Bluts. Sehr viel 
grösser konnte es nicht genommen werden, weil sonst die Ge 
fäsee, wenn sie ganz mit Quecksilber gefüllt waren, sich zu 
schwierig handhaben liessen, und zu leicht zerbrechen konnten. 
Sie mussten schon bei der jetzigen Grösse von etwa 700 C. C. 
Inhalt aus sehr starkem Glase besonders angefertigt werden. Sie 
haben eine hohe cylindrische Form mit engem Hals und waren 
nach Cubiccentimeter eingetheilt. 
Die Quantität von Sauerstoff, welche in Folge dieser Ver 
suche das Blut zu absorbiren vermag, ist wie der Vers, gezeigt 
hat hinreichend um annehmen zu können, dass die ganze eingc- 
athmetc Luftmenge vom Blute absorbirt werde. Allein es war
	        

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