© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm N
Itret nJinbtu; auf wein)cm eine grotze PUN?
dampfte. Alle Gesichter spiegelten Frohsinn nnö Heiterkeit
wieder und erst in später Abendstunde wurde die Rückkehr nach
Hanse angetreten. Der zweite und dritte Festabend verliefen in
ähnlicher Weise.
— Am Sonntag, den 22. d.M., fand die diesjährige Weih
nachtsbescheerung der Unterfiützungskafse des Berliner
Hausfrauenvereins in einem Saale des Hauses Beuthstraße 14
parterre statt. 600 Familien waren per Karte eingeladen, die
Gaben in Empfang zu nehmen, welche die Vorstands- und Be-
zirkedamen unter der Leitung der Vorsitzenden vertheilten. Auf
langen Tafeln lagen alphabetisch geordnet die Packete, welche
Kleidungsstücke. Wäsche, Schube, Bücher, Hefte und Svielsachen
je nach dem Alter der Kinder oder der Zahl der Familien
Mitglieder enthielten. In einem Nebensaale waren die Lebens
mittel aufgestellt. Vertheilt wurden: Erbsen, Linsen, Mehl,
Gries, Reis, Kaffee. Zucker, Kaffeemehl, Speck, Wurst,
kondenstrte Suppen, Chokolade. Aepfel, Pfefferkuchen für circa
700 Mark und 500 von einem Lieferanten zu diesem Zweck ge
schenkte Büchsen Erbsen. Außer diesen 600 Familien wurden
nachträglich noch 100 beschenkt, deren Recherchen erst nach dem
Feste einliefen, denn der Verein hat den Grnndsatz. nur nach
S enauer Prüfung der Verhältnisse die wirklich Bedürftigen zu
erückstchtigen. Von den Damen, welche sich der großen Mühe
waltung des Recherchirens unterzogen, hat manche bis 160
Recherchen in den äußersten Peripherien der Stadt gemacht
Die Lieferanten des Centralbureaus betheiligten sich in gross
herzigster Weife bei den Beiträaen. Die Einnahme der Unter
stühungskasse im verflossenen Jahre betrug im Ganzen 3400
Mark, die Ausgabe 3>00 Mark. Es ist das -Möglichste hiermit
geleistet worden, da außer obiger Bescheerung im Laufe des
Jahres Volksküchenmarken. Lebensmittel, Schulgelder und Dar
lehne Zertheilt wurden. Auch die 4100 Portionen, welche zu
Ehren der Rückkehr des Kaisers in dcu Volksküchen verschenkt
wurden, gingen durch diese Kaffe, sind also in der Einnahme
und Ausgabe mit inbegriffen.
— In der letzten VerwaltnngSrathSsitzung des Berliner
Asyl-Vereins für Obdachlose fand nach heftigem Wider
spruch der Antrag des Vorstandes Annahme: „Ohne bauliche
Veränderungen, versuchsweise, die vor dem Hause angesammel
ten Obdachsuchenden bis Eröffnung des Asyls sämmtlich in den
t os zu «affen und von dort deren Aufnahme zu bewirken."
ollte sich diese Einrichtung der Art bewähren, daß die Be
schwerden der Anwohner dadurch erledigt werden, so wird die
selbe eine dauernde bleiben und dann auch eine bauliche Vor
richtung getroffen werden, um die Obdachlosen vor der Unbill
des WetterS zu schützen. Seit dem Weihnachtsabend wird dieser
Beschluß des Vcrwaltnngsraths bereits ausgeführt.
w. Am 15. Dezember d. I. wurde der von einer Vorlesung
im Königftädtischen Handwerkerve'ein zurückkehrende Lehrer
Leonhardt Hell, wie seiner Z it gemeldet, beim Betreten
seines Hauses Pallifadenstraße 91 von einem Tischler Kempf,
der mit ihm in einem Haufe wohnte, plötzlich überfallen und mit
einem Schlüssel derart auf den Kopf geschlagen, daß er schwer
verletzt sofort niederstürzte. Hell ist nun mehr infolge dieser Ver
letzungen gestorben. Die Leiche wurde am Sonntc»g ihrer letzten
Ruhestätte auf dem Georgenkirchhofe zugeführt. Der Verstorbene
hinterläßt feine Frau mit drei unversorgten Kindern. Der
Tischler Kempf wurde bereits am Tage nach der That verhaftet.
— Romberg's Zeitschrift für praktische Baukunst,
die älteste aller existirenden Bauzeitungen, wird in dem neu be-
ginnenden Jahrgang, dem 29. unter Chefredaktion des Re-
gierungs- und Bauraths, Herrn Professor C. Schwatlo
treten. Der klangvolle Name des Leiters sowie die Gewinnung
einer bedeutenden Anzahl von tüchtigen Mitarbeitern im Jn-
und Auslande, mögen eine sichere Gewähr dafür sein, daß dag
altbewährte Organ für die praktischen Ziele der Baukunst seinen
Lesern eine ebenso belehrende wie interessante Lektüre bieten
wird. Das Blatt wird auch ferner monatlich 2 mal in solider
Ausstattung, mit Zahlreichen Tafeln, Zeichnungen versehen, im
Verlage von Julius Engel mann in Berlin erscheinen. 1
' -ck- Nach dem kompetenten Urtheil der von v. Sallet
au ]ll)" zur mm A!iend^lvird das neue
Stück „Sein Meisterstück", das vielen Beifall gefunden, wie-
derholt. - Im Ration^l-Theater bleibt A. Slottko's
Lebensbild „Leid und Freud" für längere Zeit auf dem
Repertoir. — Im Residechztheater werden amSylvesterabend
die Vorstellungen der „Fourchambanlt" für einen Abend unter
brochen. und gelangen an diesem Abend 3 einaktige Stücke aus
dem früheren Repertoir zur Aufführung und zwar „Mein zweites
Ich"/ „Hohe Gäste" und „Hang Taps". Am Neujahrstage wer
den die Vorstellungen der „Fonrchambault" bereits fortgesetzt
und zwar an diesem Tage mit der ursprünglichen Besetzung.
Äon Donnerstag den 2. Januar ab wird der Darsteller des
^Bernard", Herr Keppler, durch Herrn Oberregisfenr Grans aus
Breslau ersetzt werden.
— Am Sonnabend, 11. Januar k. I., findet im Flora-
Etablissement zu Charlotten bürg eine Subskriptions-
Redoute statt. Anfang 9 Uhr, Ende 4 Uhr. Schluß der Zeich
nungen am 9. Januar Abends. Die Theilnehmer werden er-
sucht, in Maske oder Domino zu erscheinen; die gesammten
Räume des Etablissements, vornehmlich das PalmenhauS, sind
festlich erleuchtet und dekorirt. Die Ballmusik wird von zwei
großen Musikchören, die Tänze werden von königlichen Tänzern
geleitet werden. Näheres werden die s. Z. zu veröffentlichenden
Inserate ergeben.
— Polizeibericht. Am 28. Nachmittags war der Klempner-
Lehrling Georg Simon auf dem Grundstück der Wilhclmsstraßc
Nr. 66 auf einem Glasdache beschäftigt. Hierbei fiel er aus
eigener Unvorsichtigkeit elwa 4 Meter hoch vom Dach herunter
und erlitt anscheinend außer einigen Kopfwunden eine Gehirn
erschütterung, so daß er mittelst Droschke zunächst in seine Woh
nung und von dort nach dem Elisabeth-Krankenhause gebracht
werden mußte. — An demselben Nachmittag sprang ein in der
Luckanerstrahe in Dienst flehendes Mädchen vom Kohlen-Ufer
aus, um sich zu ertränken, in den Schifffahrttzkanal. Dasselbe
wurde jedoch sofort durch einen Schiffer, ohne Schaden genommen
zu haben, gerettet und seiner Dienstherrschaft zugeführt. — An
demselben Tage Abends machte ein Mädchen den Versuch, an
scheinend durch Genuß eines Kup crpräparates sich zu vergiften,
dasselbe wurde noch lebend nach dem Krankenhause Friedrichshain
gebracht. —An demselben Tage Vormittags fand in dcrFrankfurter-
straße Nr. 80 ein Feuer statt, durch welches ein Theil des Dach-
stuhles des Seitengebäudes zerstört wurde. — AIS am 28. Abends
mehrere Arbeiter auf dem Boden des Hauses Neue Friedrichs-
straße Nr. 92 mit dem Aufwinden von Mehl beschäftigt waren,
glitten 2 etwa acht Centner schwere Säcke beim Einbringen in
die Luke aus dem Tau und fielen herunter. In Folge dessen
schnellte die hölzerne Winde zurück und wurde der Arbeiter
RochowSki von dem Windebaum derartig gegen dcn Kopf ge
schlagen, daß er auf, der Stelle todt niederstürzte. — Am 29. Nach
mittags stieß der 13jährigc Knabe Otto Stümke in der Wohnung
seiner Mutter Werfrstraße Nr. 4 eine auf dem Tische stehende
brennende Petroleumlampe um, so daß dieselbe in den Schooß
seiner am Tische sitzenden Schwester fiel und deren Klcidungs-
stücke in Brand setzte. Bei den Löschungsversucheu erlitt auch die
Mutter hierbei erhebliche Brandwunden am Rücken und an bei
den Händen und Füßen. — Wafferstand an den Damm-Mühlen.
Oberwasser: 2,18; Unterwasser: 0,78.
Städtisches.
» DE kaiserlicheOberpostdircktion hat der GrundligenthumS-
Deputation mitgetheilt, daß sie die drei Läden im Erdgeschoß
des neuen östlichen Thorgebäudes am Bellealltance-
Platz und an der GitschincrStraße auf drei Jahre zum Zwecke
der Errichtung eines Post- und Telegraphen-Bürcaus
miethen wolle. Die Eröffnung des Büreaus ist auf den 1. April
1879 in Aussicht genommen.
* Der Hollmann'scken Wilhelmine-Amalien-Stif-
tung ist vor Kurzem ein Legat von 9000 Mk. zugeflossen, das
für dieselbe um so werthvoller ist, als die Stiftung noch nicht
ausreichende Mittel besitzt, um alle Stiftnngsstellen, welche be
kanntlich an Jungfrauen besserer Stände vergeben werden, zu
verleihen.
L
solle, auch seien die Angelegenheiten der Stadt unter der gegen"
wärtigen Geschäftsordnung nicht geschädigt.
Die Versammlung beschließt Vertagung auf. vier Wochen.
Das Kuratorium der ersten Fortbildungsschule für Mädchen
ist beim Magistrat um eine extraordinäre Bewilligung einer Bei
hilfe von 375 Mk. als nachträgliche Bewilligung pro 1878 vor
stellig geworden, die damit motivirt wird, daß die Schule wegen
der großen Zahl der Schülerinnen erhebliche Erweiterungen er
fahren hat, das Schulgeld aber kaum die Hälfte der Kosten auf
bringe. Seitens der zweiten Fortbildungsschule für Mädchen
liegt das Ersuchen vor, derselben eine Beihilfe von 1500 Mk.
zu gewähren. - ,
Stadtvv Mamroth und Kochhann erklären sich für so
fortige Bewilligung; der Stadtv. Eg er fordert Vertagung der
Sache bis zur Etatberathung. Stadtschulrath Bertram erklärt,
daß wenn diese Bewilligung nicht sofort erfolge, die an sich
lebensfähigen Schulen eingehen wü den, ehe sich die Versamm
lung über das Prinzip schlüssig gemacht habe. Die Versammlung
genehmigt den MagistratSantrag.
Bezüglich der Vorlage wogen Erbaunug je eines Re
servoirs auf den Grundstücken der Wasserleitung in
Tegel und Charlottenburg verweisen wir auf unsere aus
führliche Darlegung in Nr. 596 der „Nat.-Ztg." vom 18- d.M.
Stadtv. Bertheim hat Bedenken gegen die Annahme des
Antrags wegen der sich widersprechenden Gutachten der Sachver
ständigen. Man solle gleich Filter bauen und nicht erst wieder
dcn Versuch mit diesen Klärungsbassins machen, da die Ver
mehrung der Algen in den Tiefbrunnen nicht nur im Sommer
konstatirt sri.
Stadtv. Dietmar glaubt, daß man die Frage dcS Filters,
bie heute leider noch nicht vorliege, nicht trennen solle von der
gegenwärtigen. Man solle doch nicht Wasser filtriren für Zwecke,
wo daS nicht erforderlich fei; das könne man ruhig den einzelnen
Konsumenten übcrlassen.
Stadtralh Loewe führt aus, daß der Magistrat erst die Gut
achten der cVachverständigen abwarten müsse, um entscheiden zu
können, ob Filter gebaut werten müssen oder nicht. Die Er
bauung dieser Reservoirs sei abtzr ganz unabhängig vom Aus
falle dieser Gutachten, da sie erfolgen müsse, um während des
Wechsels der Reservoire dieselben reinigen zu können.
Stadt. Virchow: Man wolle hier etwas ausführen, was
doch uothnendig ansgeführt werden müsse in dem Augenblicke,
wo ein größerer Theil der Stadt an die Kanalisation ange
schlossen werde, deshalb könne man unbedenklich den Antrag deS
Magistrats genehmigen.
Stadtv. Reichnow hält das zweite Reservoir in Tegel für
nöthig, will aber mit der Bewilligung desselben nicht die der
Filter präjudizirt sehen.
Oberbürgermeister Dr. v. Forckenbeck: Die gegenwärtige
Vorlage schließe sich auf das Engste an die Gutachten des Dr.
Behrendt und Hobrecht und andererseits an daS Votum des
Gesammtausschusses an. Nur durch die Reinigung der Reser
voire sei dem Eintritt der Algen in die Röhrenleitung
vorzubeugen, dieses führen auch die Sachverständigengutachten
auS und betonen, daß die Anlage der Tegeler Wasserwerke in
Betrieb genommen sei mit einem Reservoir, während sie für
drei Reservoire projektirt gewesen sei. ES werde also nur hier
vorgeschlagen, etwas rascher auszuführen, da man durch die
schleunigere Ausführung hoffen dürfe, den vorhandenen Uebel
ständen wenigstens therlweise abzuhclfen. Der Magistrat gebe
jedoch den Gedanken der Filter keineswegs auf, behalie sich im
Gegentheil vor, die Einwürfe zn prüfen, die gegen die Vorschläge
der hervorragendsten Sachverständigen erhoben würden. Wenn
diese Prüfung feststelle, daß man Filter bauen müsse, so müsse
man sie sofort bauen, um reines Wasser zu erhalten, das könne
die Hauptstadt verlangen. Doch werde dieser Frage durch die
Vorlage nicht präjudizirt.
Nachdem Stadtv. Berthe!m seine Bedenken gerade durch
die Anik'ärung deS Oberbürgermeisters als beseitigt erklärt hat,
führt Stadtv. Gerth aus, man müsse, weil jedenfalls Filter zu.
bauen seien, RetnwafserreservoirS haben, und könne dieses Reser-
voir entbehren.
Stadtrath Loewe widerspricht dem; daS zweite Reservoir