Full text: Zeitungsausschnitte über Veröffentlichungen von Herman Grimm: Über Erzählungen und Gedichte

© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 26 
Der Baron, 35 Jahre alt. 
Emma, eine junge Wittwe von 29, auf deren Gute das Stück 
spielt. 
Julie, 23 Jahre alt, ihre Eonsine, verlobt mit 
Karl von Mergclbach, Gutsnachbar Emma's; junger Mann von 
25 Jahren. Ungenirtcr Somnteranztig. 
Johann, Bedienter des Barons. 
Marie, ältliches Kammermädchen Emma's. 
Bühne: Salon; rechts und links verschlossene Thüren, im 
Hintergründe eine große offene Saalthüre, ein Garten dahinter 
sichtbar. Vorn rechts (vom Zuschauer) ein Tisch mit Fauteuils 
umher. 
Beim Aufzuge des Vorhangs: Julie rechts auf -> 
Ptfenb, wn bcm sie sich siHr-nd btr «flen '“'I 
Ii„(ä an ber Thüre, b-r-n Klinke er in der Hand hülj 
Julie. Karl,.brichst du das Gespräch so ab? 
Karl (einig. ®V*< J»IW. Wie s° gebrochen? 
Ich seh' die Sache an, genau wie du gesprochen. — 
Du hast ganz Recht. 
Julie. Gewiß. 
^arl. > Willst du noch mehr? 
Morgenktt. 1856. Nr. 3. 
Julie. 
Daß du nicht böse seyst, 
öbarl. ^ Mein Gott, ich schweige still. 
Genügt das nicht? — Ich weiß, um's noch einmal zu sagen, 
Daß ich kein Recht besaß, dich deßhalb anzuklagen. — 
Im Gegentheil, wenn du dem Freiherrn artig bist, 
Weiß ich nun, daß es nichts als Pflichterfüllung ist. — 
Daß eS ein reicher Mann von feinstem Tone sey, 
Der viel bei Hofe gilt, das weiß ich nebenbei; 
Und daß ich, statt mich glatt zu schleifen in der Welt, 
Auf meinem Gute saß und da mein Land bestellt, 
Und daß mein dumnier Kopf wohl, wie man pflügt und säet, 
Und höchstens Hasen schießt, und weiter nichts versteht — 
Vergaß ich jemals das? Und würde der nicht lügen. 
Der mir den Vorwurf macht, ich hätte dir's verschwiegen? 
Julie (zärtlich). Warf ich dir'S vor? 
Karl (zurücktretend, kalt). Nein, ich! Vom ersten Augenblick, 
Wo es mich zu dir zog, scheucht' eS mich auch zurück. 
Ich sagte mir: wird sie, so jung, wird sie, so schon, 
Mit dir aus all dem Glanz in deine Stille gehn? 
Sie hat die Einsamkeit wohl im Gedicht geliebt; 
Der aber kennt sie erst, der ganz sich ihr ergiebt. 
Und bietet sie ihr auch dafür das Höchste an, 
Das sie vielleicht sich" wünscht, vielleicht erreichen kann: 
Ein Herz, getreu und gut wie bald wird der Genuß, 
. Wird Glück, und weiter- nichts, ihr nicht zum Ucberdruß! 
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