© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 9
aus
■heues wiener Tagfclatt, Nr. 218, 1901, Ä Ug< u
-: ' au Hermann Grimm.)
an ^ er ^laatsuniversität von Callförmen,
in B u tz k e r, ein Oesterreicher, veröffentlicht in
0^ einigen Tagen hier eingetroffenen Nummer
de« „Oakland Journal" vom 6. Juli d. I. .einen Artikel
u er Hermann Grim m, der durch die Reminiscenzen
aus _ dem persönlichen Verkehr Professor Putzker's mit
Grimm, mit dem er seit langen Jahren befreundet war,
Interesse beansprucht. Professor Putzker,
ive.cher im Vorfahre während eines längeren Aufenthaltes
m Europa mehrere Wochen in Berlin weilte und daselbst
auf das freundschaftlichste mit Grimm verkehrte, schildert
m dem Artikel vorerst Hermann Grimm als Gelehrten
und erzählt sodann einzelne Episoden, welche geeignet sind,
Hermann Grimm auch als das Muster eines gemuthvollen,
edlen Menschen erscheinen zu lassen. Professor Putzker schreibt >
diesbezügilch: „Groß war Hermann G r i m m als Gelehrter, •
slker noch viel höher stand er als Mensch. Hermann Grimm
war überaus schlicht und einfach in seinem Wesen und
besaß»angebornen Kunstsinn. Seine höchst einfache und
och äußerst geschmackvoll eingerichtete Wohnung, seine
K ewung, seine Gewohnheiten, Alles verrieth den hohen
Aesthetiker. Seine Natürlichkeit läßt ihn an mich in Berlin
^reiben: „Können Sie Mittwoch um 2 Uhr bei mir essen?
->ie finden nur meine Schwester und vielleicht Dr. Steig,
w erlehrer an einem hiesigen Gymnasium, einen der aus-
gezt.ichnetsten Kenner der deutschen Literatur: ein einfacher
Mann und Familienvater. Sie kommen so, wie Sie täg
lich in Berlin stehen und gehen. Auf Ceremonicl wird
r<w5? genommen." — Ein anderes Mal
Ichieivt er: „Wir erwarten Sie morgen, Sonnabend, 2 Uhr
zum Epen. Sie bekommen eine sehr gute Hafersuppe und
:‘ u ssutes Stück Fleisch, von dem Sie nach Belieben viel,
enlg oder nichts essen können." Eine kleine Scene
charakterisirt sein warmes, mitfühlendes Herz. Ich muß
ausführlich von meinem armen, dahingegangenen
^opn erzählen. Er lehnt das Haupt an meine
fulter, Hort mit Spannung zu und bricht in Thränen
ri*- m 11 ! n ^$ en ^age empfange ich von ihm einen herr
lichen Brief, voll von edelsten Trostesworten. — Auf die
fcinste Art will er meine Reisezwecke fördern. Me soll er
cas anfangen? Er sagte eines Tages: „Sehen Sie, als
Mitarbeiter an der Weimar'schen Goethe-Ausgabe beziehe
i ) Einkünfte, für die ich keine Verwendung habe; die be
stimme ich literarischen Zwecken. Also . dürfen Sie ein
paar hundert Mark von mir annehmen, bequemer und
mehr reisen,. und Sie können dafür Photographien kaufen.
— erweise ich Californien, wenn Sie zurückkommen, einen
Dieiisi." — . Fast täglich war ich willkommener Gast im
Hause, und jedesmal mußte ich Schätze aus seinem Studir-
zniiiner forttragen. Und nicht genug damit, in meine.
Wohnung wurden mir gar oft Bücher und allerhand
Geschenke geschickt. Zum Abschied überreichte mir der ver
ehrte Göiiner sein eigenes Bild, das seiner Schwester und
oie Photographie eines Basreliefs, seine im Jahre 1889 ver
storbene geistreiche Gattin, die dramatische Schriftstellerin
Gieseka, geborne v. Arnim, darstellend. — Und wie groß ist
toohl die Zahl Derjenigen, denen gleiche Liebe aus dieser
reichen Quelle zugeflossen ist! Die Geschichte wird es nie
berzeichncn, denn Alles geschah im Stillen, und so
lange der Edle lebte, sollte kein Wort des Lobes, der Dank
barkeit laut werden. Wie eine rettende Hand von oben kam
Hilfe in das Leben eines jungen Mannes, der sich mit Hin
gebung dem Studium der Kunstgeschichte widmen wollte.
Unvorhergesehene Schicksalsstöße hätten die Ausführung
seiner Pläne vereitelt, wenn Hermann Grimm nicht als
Retter in der Noth erschienen wäre. Durch Vermittlung
eines Freundes überwies er eine bedeutende Summe den
Eltern des begabten Jünglings und ermöglichte so das
Verbleiben desselben auf italienischem Boden. Woher daZ
Geld geflossen, das ist dem Betreffenden nie bekannt ge
worden. Professor Putzker schließt seinen dem Andenken
Hermann G r i m m's gewidmeten Artikel mit folgenden
Worten: „Und so ruht seine Asche auf deutscher Erde, für
oie er gelebt und gelitten hat, und die ihm mehr verdankt,
au, h-er niedergeschrieben werden kann. Die Zeitengöttin
^ k? Stimm’! Namen mit goldenem Stist-
da. Buch der Unne-gaaglichl-ii!"