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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 7
text ist gewesen Psalm 73 Vers 28 „Dber das ist meine
Freude, daß ich mich zu Gott halte und meine Zuver
sicht setze auf den Herrn, daß ich verkündige all dein
Tun."
Ioh. Daniel Dichter macht dann noch fol
gende Aufzeichnung über seine Familie:
Mein Großvater von Vater her ist gewesen Johann
Jacob Dichter aus Ziegen bürtig, Großmutter Buna
Margaretha, eine geborene Deiffschneiderin — und
ist Hofprediger zu Birstein gewesen.
Der Großvater gewesen von der Mutter her T a r l
(Dtto 3 a c c b i, Bmtskeller über die ganze Dber-
grafschaft Hanau, in Zteinau gewohnt, die Groß
mutter Dnna Maria, weiland des wolehrwürdigen
Johann Dndreas Textor's, gewesenen Predigers zu
Bergen im hanauischen, eheliche Tochter.
Mein Vater ist gewesen Johann Engelberth
Dichter, welcher als Prediger in 5 ch l ü ch t e r n ge
standen und allda entschlafen. Die Mutter Zusanna
* Das Klo ft er in
von w.
4. X>ie Legende vom pmradtesgarlen
"*7^ls der Bruder Müller nach dem Mittagsmahl
zur Dlostermühle hinübertrottete und Tran, den
ß Kettenhund lockte, gab das Tier, seiner Ge
wohnheit entgegen, keine Dntwort, und als er ver
wundert und schnaufend die Schüssel mit Brot und
Suppe niederstellte, sah er den zottigen Leib krumm
und steif im hintersten Winkel der Hütte liegen.
Da fuhr er ein wenig erschrocken zurück und rief in
Heller Erregung den einäugigen Bruder an, der auf
dem zerbrochenen Mühlstein in der Sonnenhitze saß
und Zücke flickte: „Bruder Jörg! Unser Tran ist tot!
Der alte Mausefänger ist tot! puh — die Fliegen sind
schon an ihm. Schaff' ihn fort! Tu' mir die Liebe
an und schaff' ihn fort! Ich bin heute geweiht, Mehl
für die heilige Hostie zu mahlen und darf nichts Totes
anrühren, verscharre ihn schnell, daß er die Mühle
nicht verunreinige!"
Bruder Jörg legte Zack und Nadel beiseite und
klapperte in seinen holzschuhen herbei. Er ging mit
kurzen, vorsichtigen Schritten und hochgerecktem Dinn.
Tin störrisches Dind hatte ihm einst das Buge ausge
stoßen und der Brzt mit dem Glüheisen das andere
halb verdorben, so daß die Finsternis um ihn täglich
größer ward. Nun lief er immer noch, obwohl man
ihn beim Vieh nicht mehr dulden wollte, in seinen
Ztallschuhen umher, da man ihm keine anderen gab,
dazu scheckig und abgetragen im Gewand wie ein
Landfahrender, die Tunika aus lauter flicken zu
sammengesetzt und ein Zchulterkleid von der alten
Brt aus Bbt Wilhelms Zeiten.
Der Müller verschwand, als er den Bruder willig
sah, in der Türe. Der Einäugige bückte sich langsam
zur Hütte nieder, befreite das Tier von der Dette,
nahm es an die Brust, tastete es ab, und nachdem
er sich überzeugt hatte, daß kein Leben mehr in ihm
war, schleppte er es über den Hof fort, fest an sich
gedrückt.
Dls er zurückkam, hatte der Müller ein blendend
weißes Tuch auf der Erde ausgebreitet und gesiebte
und gewaschene Weizenkörner zum Trocknen darauf
Maria, eine geb. Iacobin, die als Witwe zu Ztei
nau gewöhnet und Michaelis l747ten Jahres allda
entschlafen.
Meiner Frau ihr Vater ist gewesen Johann Jacob
Jüngst in Herborn, die Mutter Latharina, eine geb.
Zpetin. Ihr Bruder, Namens Ioh. Justus Jüngst,,
ist 1748, den 27. Juli als Gberconsistorialrat gestor
ben. Ihres Vaters Brüder waren Herr Dr. Godfried
Jüngst in Bremen und der Gonsistorialrat und Pfarrer
Herr Johann Georg Jüngst in Hanau. Ihre noch
lebenden Brüder sind Johann Georg Jüngst, Rats
herr in Herborn und Godfried Jüngst, Pfarrer in
Breitscheid.
Diese Dufzeichnung, der noch der Leichtext, den
sich Pfarrer Ioh. Daniel Dichter wünscht und die
Lieder, die vor der Türe und auf dem weg gesungen
werden sollen, beigefügt sind, datiert vom 6. Janu
ar 1750.
(Schluß folgt.)
den Scg 1 ucg 1 en ★
praesent
ausgebreitet. Er faß daneben auf dem alten Mühl
stein.
„wohin hast du ihn begraben?"
„In die Friedhofsecke," sagte Bruder Jörg.
Entsetzt streckte der andere wie zur Bbwehr die
holzschaufel von sich: „heiliger Dndreas, steh' mir
bei! wie konntest du das tun? Einen Hund in ge
weihte Erde."
„Weil man einen Hund nicht wie ein Zchindluder
hinwegtun darf, Bruder Berthold."
„warum nicht?"
„Das kann ich dir sagen, wenn du es hören magst.
Es ist die Geschichte vom paradiesgarten. Du kennst
sie, wie sie der Bruder Tischleser uns vorliest. Ich
weiß sie aber von meinem Dltvater in Nebelzell."
Der Müller rückte ein wenig auf seinem Zitz zum
Zeichen seines Einverständnisses. Da ließ sich Bruder
Jörg nieder, nahm seine Drbeit zur Hand und begann
nach kurzem Besinnen:
„Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden
gegen Morgen und ließ darin aufwachsen allerlei
Draut, Gras und fruchtbare Bäume. Und alles Ge-
pflänz war ohne Mangel und Schaden, schön, rein
und vollkommen, weil Gott es gesät hatte durch sein
Wort. Ziehe, du mußt diesen Weizen hier säubern für
das heilige Brot —"
„Dicht, nicht! Hände weg!" wehrte der Müller und
schlug mit seiner Schaufel nach Bruder Jörgs harter
Bauernhand. „Du bist unrein!"
„— im Garten Gottes aber gab's kein Unkraut da
zwischen. Der edle Weizen wuchs mannshoch empor,
und seine Halme waren vom Erdboden an mit Dör
nern besetzt. Die Bpfelbäume neigten sich unter ihrer
Last so tief, daß sich die Weizenkolben in den roten
glänzenden Backen der Depfel spiegelten wie in einem
Spieglein. Birnen, Zwetschen, Pflaumen, Spillinge,
Dirschen und Schlehen funkelten wie Darfunkelstein
samt tausendfältigen andern Früchten, die in jedem
Mond hervorkamen an seltsamen und mächtigen Bäu
men, das Laub wie Zmaragd und die wurzeln von
Gold. Bn ihren Stämmen schlangen sich die Deben
der Weinstocks hinauf und trugen mehr Trauben denn
Blatter. Die Haselnüsse lagen in^ milden■
und kein Wurmlein saß innen. Disteln, Vorner und
Stacheln wurden nicht gesehen, kein Blattle n f,
berab kein; wurde dürr und faul. Buch Hatte öci
Teufel noch nicht die Blätter des Tichb-ums und and-
rer auter Bäume angenagt und zerbissen. Jod Ge-
wäck^ blühte und trug seine Früchte zur selben Sech
und ob diese in Rnsehn und Form mnre .
x ns f, rvtvYTp stein— so waren sie nur göttliche Draft
und hatten einen lieblichen Geschmack und Geruch,
S? Silk in der Welt zu vergleichen,' denn sie
schmeckten und rochen nach der ^Men vreifaltig-
keit Die schönen Blumen würzten d e Luft und leuch
teten zahllos wie die Sterne an jedem Halm und
Zweiglein unverwelklich, weil der ganze Segen Gottes
"°Im Garten febten allerlei Tier- in Zried-n miteiu-
anL und keines mißgönnte dem
^nheit Deines war wund oder bresthast, keines
fraß da andere auf. Bienen, Hornissen und Wespen
oaen fröhlich ohne Stachel, Bremsen und Fl,-gen
oaen kein Blut. vi- Kröten, Molch«, Skorpione und
Smnnen schwitzten kein Gift aus und die Schnecken
,r»7en edcliteinerne Häuslein. Die starken Löwen
pielten mit Ln Rehen und Hasen, und die gewaltigen
Rdl-r ickwanaen sich mit Taube und Lerckse m d e
£ U Heerscharen bunter Vögel, schöner denn d.e
Blutsinken - welche- die schönsten unsere- Landes
sind ^ schwirrten und sauge» >m Laub zur Ehre
Gottes' auch der Rabe hatte -ine Krause S imm- und
der ^SÜerlinq feine, karmesinfarbene Federin vie
Roke gesellte sich dem Mäuslein ohne fälscht das
fromme Lamm' wohnte b-i,d-m Wolfe, ver Maul-
wurf hatte sein Wesen am Tage, war sehend wie all-
andern Tier- und lustig ,n seinem wechen pelz vi-
säuberlichen Hirsche sprangen umher »nt goldenen
Klauen und silbernem Gehörn, In den Bachen, klar
wie Kristall, schwammen die Zisch- und lobten Sott
in ihrer Sprache. Ver Krebs hatte einen wohlgezi-r-
t-n Leib und kroch nicht hinter sich w>- m unseren
ssnaen. Kurz, alle Kreatur lebt« IN der h-rrkchkeit
Gottes unvermenget; aber heut- ist nichts, da nicht
Gutes und Böses innen ist, Lngel und Teufel aus-
geiwmmen. ma! ebeii, wie das feiste Land
weit unten an unserm Flusse sein soll, und ohne die
beschwerlichen Berge, der Himmel darüber blau wie
köttlickes Glas ohne Sturm, Blitz., vonn-i und Wol
ken Regen Hagel und Schnee. Des Nacht- ging
ein'Nebel auf von der Erde und feuchtete alles
Land Dn jedem Tag kam die Sonne, die Domgm
der Sterne mit Freuden und Springen hervor, und
um die Sext stand sie sanft und freundlich ohne Glut
^'^Brude^ Berthold wischte sich mit dem Bermel die
schweißige Stirne, seufzte und schaufelte seine Dörner
E'und Gott setzte Ddam, den Menschen, den er ge-
niackt hatte, in den Garten, gebot ihm, ihn zu be
wahren und sich von seinen Früchten ZU nähren; aber
von dem Baume mitten im Karten solle er Nicht
essen. Danach schuf er ihm sein Weib Eva. Und sie
lebten Zusammen im Paradies nach Gottes willen
Leiber glänzten in Reinheit und Seligkeit, ihre Bugen
und Wimpern schimmerten wie Silber, und alles an
ihnen war ohne Makel und Fehl. Sie aßen von den
Früchten, die Gott ihnen ausersehen, aber nicht nach
unserer weise. Sie gingen umher, lauschten und schau
ten sich um und wunderten sich an jedem Tage
über die Maßen,' denn ihnen war alles neu, und
Wunder und Schönheit der Dinge wurden ihnen nicht
gemein. Sie hatten ihr Spiel mit den Tieren, riefen
sie mit Damen und streichelten und herzten sie. Die
Tiere waren ohne Scheu, Bosheit und Gewalt, ver
standen die Sprache der Menschen, kamen herzu
und dienten ihnen.
Unter allen hing ihnen der Hund am getreuesten
an, lief ihnen nach hierhin und dorthin, ergötzte sie
durch muntere Sprünge, wedelte mit dem Schweif und
wälzte sich vor Freuden, wenn sie ihm ein gut wört-
lein gaben. Des Nachts schlief er zu ihren Füßen.
So war er ihnen freund lange Zeit, und sie hatten
keinen lieberen Gesellen.
Bn dem Tage, da Eva, wie du weißt, unter dem
verbotenen Baume stand, überkam die Tiere eine
sonderliche Unruhe, ihr Jauchzen verstummte, und
sie verbargen sich. Der Hund allein war ihr zur
Seite und schaute sie mit klugen Bugen gar beküm
mert an. Er stieß sie mit seiner Schnauze wider das
Dnie und gedachte sie so in Gutem hinweg zu drän
gen. Bls es ihm nicht geriet, rannte er vor ihr die
Dreuz und Ouer, daß ihm die Ohren flogen, bellte
und dräute auch zu dem Baume hinauf, wie er
Heute noch vor allem Bösen warnt; aber Eva ver
nahm nur das Flüstern und Locken der falschen, glei
ßenden Schlange. Die böse Lust überwältigte sie, und
sie griff endlich nach der Frucht, brach sie und aß."
„Türe des Teufels", knurrte Bruder Berthold und
schaufelte seine Dörner um.
„Des freute sich die Schlange, schloff aus dem Geäst
und zischte greulich dem Hund entgegen, der schnappte
und zerbiß ihr die Zunge, daß sie hinfort stumm blieb.
Eva war aber schon hinweg geeilt zu ihrem Manne
und gab ihm von der Frucht, und soviel ihn auch
der Hund umsprang und mit lauter Stimme mahnte,
es nicht zu tun, er nahm und aß auch davon. Das
Weib hatte seinen Bissen geschwind verschluckt,' ihm
aber blieb der Griebs in der Dehle stecken für alle
Zeit..."
Bruder Jörg wies mit der Nadel nach seinen ha
geren, braunen halse und schluckte dabei.
„Darüber ließ er das Dänftlein ins Gras fallen,
und der lüsterne Schmetterling naschte davon und muß
zur Strafe unstet und taumelig fliegen vor allen
Tieren in der Luft. Und Mann und Weib wurden
inne, daß sie nacket waren. Sie machten sich einen
Schurz von Feigenblättern und versteckten sich vor
Bngst und Scham, und der Hund verharrte traurig
vor dem Gesträuch. Bls nun am Bbend Gott der Herr
den Menschen rief und Ddam keilte Dntwort gab,
zeigte er in gutem willen an, wo sie ihr versteck!
hatten. Ddam suchte ihn darob zu vertreiben, aber je
mehr er ihn scheuchte, umso Heller und freudiger ward
sein Gebell. Da erhob sich in Ddam die Galle, die
ihm von der Speise gewachsen, und lief zum herzen
und erregte den Zorn, und er nahm einen Stein, von
dem Teufel ihm hingelegt, und warf nach dem Hunde
und traf ihn also hart, daß das Blut aus seiner