Full text: Zeitungsausschnitte über Ludwig Emil Grimm

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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 7 
Seite 138 -AZZZZZW'ZZsG'ZsZZ-AAZGWAGHZ VtnsLrL VsElMNt 
itztzHOG.OHH Nr. 17/18 
Rurze kleimatchronik 
In Bellings wurde im März eine neue Schule das Katbarinenmorrk'a,,« < , . 
eingeweiht. Lin Bericht darüber ist uns leider nicht stets hilfsbereiter freund unserm- ^ . clrt 
m T n f n -)°.r 5°hrer U.rich ist in den Bu& UfII t% m 'Llt 
ftanb getreten. dch w,r ""^-uen, keinen abschied °7lhm nKen 
Die Ortsgruppe des heimatbundes in Bad zu muffen. An seine Stelle ist b-rr viormr iRmRm- 
Soden veranstaltete vor Ostern drei Unterhaltungs- em Steinauer Kind, berufen worden Abscki-d nehmen 
Abende. Hn ihnen sprachen Herr Bildhauer Anton muhten wir dagegen von den üerrn nim-iorn 
Gräuel über „Christliche Kunst", Herr Sanitätsrat kömheld und Slenczka, die in Hanau und ^Kassel 
Dr. Salditt über „Die Sodener Ouellen und ihre neue Wirkungsstätten fanden Unsere Wünsch- an 
Anwendung", Herr Lehrer hppeli über „Die schöne sie alle fassen wir in den Spruch, der über d-r Marte 
deutsche Heimat". Die Abende fanden im Iugend- des Klosters volkersberg steht- Freud- d-m Kmrr- 
hstim unter Leitung des Herrn Bürgermeisters Menden, Friede dem Bleibenden Segen dem Scheiden- 
heim unter 
Radke statt. 
Gleichzeitig wird 
aus Soden berich 
tet, daß die Regu- 
lierungsarbeiten der 
Salz und Kinzig zur 
Verbesserung der 
landwirtschaftlichen 
Grundlage der Ge 
meinde Soden in be 
stem Gange sind und 
die neuangelegten 
Wasserläuse einen ge 
diegenen Eindruck 
machen, derjedem vor 
Augen führt, wie 
nutzbringend diese Arbeiten sind. Das ganze Ta 
um Soden wird damit von einer üblen Hochwasser 
gefahr, von Hochwasserschäden, der Leberegelseuche 
des Viehs befreit, die Torsbildung im Gelände unter 
bunden und das Tal seiner ursprünglichen Fruchtbar 
keit zurückgegeben. 
Am 27. April fand die Einweihung der neuen 
Volksschule in Schlüchtern statt. Unter regster 
Anteilnahme der gesamten Bevölkerung nahm die 
Feiet einen schönen Verlauf. Als Vertreter der 
Regierung in Kassel nahmen Herr Regierungs 
präsident Dr. Friedensburg und Herr Oberregierungs- 
rat v. Trott zu Solz, unser früherer Landrat, teil. 
Herr Pfarrer volkenand, der letzte Pfarrer, der 
Vreiturm-Seifenfabrik in Steinou 
Am 16.Maikonnte 
Herr Bürgermeister 
Blum inSalmünster 
sein 25jähriges Jubi 
läum im Dienste der 
Stabt begehen. 
Am 15. Iuni er 
öffnete die Stadt 
5 ch l ü ch t e r n ihre 
neue, hervorragend 
angelegte und ausge 
stattete Badeanstalt. 
In dem ehemaligen 
Pfarrhaus 
Tal in Steinau Kat ii* f 6 '" £ em c Ralf > a V s 
Scklücktpm ims n Q I 1 /? der „Kon umveretn 
Umbau unk niedergelassen. Bei den 
^ Ausbe erungsarbeiten wurde an der 
freilegt bas der 
beworfen ^chbauamtes zu Hanau gemäß UN- 
nun -in- Zierde fü?dk ^7,?stadt ^^^ys-st-iit 
Mörtel liegt nach 
?urd' dem m ferner L-schichenhfit ?i n3 ig Ä 
Stabtbilb im ttmzigiai es übertrifft darin Gelnbau 
MgEnch ««ob,erodier, belebender 7g Azu- 
Lveiherede 
des Traktors Georg flemmig bei Ginweitiung der neuen Volksschule am 27 ftptin930 
mc* 6cm Stciioaramm brinacn mir hier 6ic weihende i-hr auf diesen Tag gefreut. Setzt muk Gesundwerden 
iur die arbeit du- Hauptsache sein . ." Unsere Ge 
danken fliegen zu ihm hin . wir 
(tlacb dem Stenogramm bringen wir hier die weiherede 
des ersten Rektors der Schlüchterner Volksschule. Da ein 
Manuskript nicht vorhanden und die Grtszeitung nur einen 
Auszug aus ihr enthielt, möchte sie der Heimatbund aus 
diese Weise als Urkunde in die Hände und herzen der 
Nachfahren kommen lassen.) 
0. 
'ehr verehrte Festgenossen! Liebe Kinder! 
Zunächst eine Briefstelle: Aus Askona, wo 
er Heilung sucht, schreibt Herr Ministerialdirektor 
Kaestner, einer der treuesten unter den Freun 
den der preußischen Volksschule in leitenden Stellen: 
„Ich darf immer noch wenig schreiben. Aber Sie und 
die jungen und alten Glieder der Festgemeinde müssen 
wissen, wie ich in der weihestunde mit allen Gedanken 
und guten wünschen bei Ihnen bin. Ich hatte mich so 
unteres S ft'iÄ ”7 6 : r Mutige in der Geschichte 
7 Ta/ ikr 7 7?dagewesen. Nach nie hietz 
an hie DmJmLi f“'^I 9ab * eines eigenen Heims 
an die Volksschule feierlich begehen I00 Iabre bat 
x e 'i g«°--rtei. Okk Vl,r. 
r : unö bemmarübungsschule zerrissen 
öt ä#sns.*g s MSS 
in die zum Teil nie ein Sonnenstrahl drang"und°d^n 
Nr. 17/18 AAOHAsssssssAs-SVPsZHZAZW Unsere vfelmnt tz-HtzHtzOESOGHDOGO.O:tzODHtzODtz2eite 139 
Eignung für Kinderwohlfahrt heute kein vernünf 
tiger Mensch mehr bejaht, was dieses neue, stattliche 
heim für die Arbeit und das Gemeinschaftsleben in 
ihm bedeutet, kann jeder Familienvater mitfühlen, 
der, aus der Wohnungsnot befreit, „sein" Plätzlein 
an der Sonne gefunden hat. was heute hier ge 
schieht, bedeutet also einen gewaltigen Fortschritt im 
Leben und in der Entwicklung unserer Schlüchterner 
Volksschule. Gewiß: Auch im alten Kloster war Hei 
mat, und — „es ging auch so", was aber nicht ging, 
merkt man erst im Besitz des Anderen, Reuen. Run 
kann unsere Stadtschule ihr Eigenleben unbeengt und 
ungehemmt entfalten. 
366 Kinder haben vorhin mit ihren Lehrern und 
Lehrerinnen ihren Einzug hier gehalten. Die Kinter 
brennen darauf, ihr neues Schulhaus in Besitz zu 
nehmen, vorerst interessieren sie sich meist für die 
neuen Laufbrunnen in den Hausfluren, und es wird 
bis zur völligen Erprobung derselben ein außerordent 
licher Durst 
herrschen, dem 
hoffentlich ein 
Hunger nych 
dem entspricht, 
was die Schule 
sonst noch zu 
bieten hat. Ich 
selbst bin durch 
die Übernahme 
des Schlüssels 
nun Hausvater 
für kurze Zeit 
geworden, und 
als solcher fühle 
> ich in dieser 
Stunde pflich- 
ten, die ich so 
fort erfüllen 
soll. Als erste 
die, zum Aus 
druck 
zu bringen, was die Glieder der Schulgemeinde in 
dieser Stunde bewegt. Es ist Freude und Dank! Die 
Freude ist so tief und schön, wie sie der Mensch 
z. B. am hl. Abend empfindet, wenn sich die Tür 
zum Lichterbaum aufgetan hat, oder wie die, wenn 
das Iungvolk am blühenden Maitag zwischen sprie 
ßendem Leben von der Einsicht überfallen wird: 
hier ist gut sein! 
Es ist vielleicht nicht klug, dies laut zu sagen,' denn 
neulich hörte ich einmal einen den anderen warnen: 
„Freu' dich nicht so laut, sonst kommst du höher in die 
Steuer!" Aber gerade diese Leute, deren Gedanken 
auch in dieser Stunde festgenagelt sind an dieser fata 
len Lebensnotwendigkeit, möchte ich gerade jetzt auf 
die höchste höhe heben, die der Mensch überhaupt 
erklimmen kann: die der Mitfreude. Diese muß ja 
überall erwachen, wenn recht bedacht wird, für wen 
wir bauten und warum. Für unsere Kinder! Um 
wertvollstes Gut im verarmten vaterlande zu hegen 
und zu pflegen, wie ja auch wir leben von der 
Arbeit und den Opfern dahingesunkener Geschlechter, 
wir sind ja im Grunde alle Sterbende, und keiner 
baut nur für sich, sondern mehr noch für die, welche 
nach ihm kommen, was des denkenden Menschen 
herz durchzieht, wenn er Früchte pflückt von den 
Bäumen drüben am hang, die längst erkaltete Hände 
gepflanzt, wird auch, lange nach uns, aufklingen in 
denen, deren Schritte einst diese schören Räume durch 
eilen. Aber noch eine andere Schar sehe ich, die sich 
heute nicht recht mitfreuen kann, hoffentlich ist diese 
Schar recht groß! Es sind die, welche sich jetzt darüber 
grämen, daß sie bereits aus der Schule entlassen sind 
und im neuen, schönen heim mit Lernen nicht noch 
einmal von vorn anfangen können. Ihnen zum Trost 
sei gesagt, daß, will's Gott, mit diesem neuen Anfang 
auch eine umfassendere Iugendpflege und — Eltern 
pflege an Gemeindeabenden und durch ähnliche Ver 
anstaltungen beginnen soll. Doch nicht nur die Schul 
gemeinde der Zukunft wird Dank schulden, sondern 
auch die gegenwärtige empfindet ihn. Ich konzen 
triere ihn, obschon er allen vermeint ist, die am Er 
stehen dieses Werkes mitgeholfen, auf unseren Stadt 
baumeister, Herrn Stiebeling. Er ist uns in diesen 
Monaten durch 
seine Umsicht 
und Sorgfalt 
besonders nahe 
gekommen. 
Daß er auch 
ans Kleinste ge 
dacht und mit 
seinem Herzen 
bei der Sache 
der Volksschule 
war, soll ihm 
unvergessen 
bleiben! 
was wir, die 
Lehrenden, in 
der neuen 
Schule sollen,, 
wird uns wahr 
scheinlich heute 
noch aus be 
rufenem 
Munde gesagt werden, was wir wollen, sei in eini 
gen Sätzen ausgesprochen: Das Schulhaus soll eine 
rechte Heimat für die Iugend werden, wo findet 
der Mensch von heute eine solche? wo er empfängt, 
was er zu seinem Leben unbedingt braucht, und wo 
dies Geben und Rehmen sich vollzieht im Sonnenschein 
der Freude und Liebe. Dar ist der Himmel, unter dem 
alles gedeiht, Gift ausgenommen. Lernen sollen die 
Kinder vor allem zweierlei: 1. Verantwortung vor 
Gott und den Menschen und 2. Siche inordnen ins 
große Ganze. Sie sollen gerüstet werden für Leben 
und Sterben. 
Der neue preußische Unterrichtsminister hat im 
März im Landtage geklagt: „viele Zeitgenossen ha 
ben das Verständnis verloren für den Sinn des Le 
bens bis an die Grenze der Leugnung geistiger werte!" 
Dies Wort ist schwer und richtig. Soll aber gegen diese 
Verständnislosigkeit angekämpft werden, so bedarf 
es einer Hilfe, die Menschen nicht gewähren können,' 
denn der Sinn der Zeit quillt aus der Ewigkeit. 
Als der Erzvater Abraham einst auszog, um eine neue 
Heimat zu gewinnen — wie wir heute — fand er sie 
am Hain Mamre, wo guter Weidegrund für seine 
Herde war. Da war nun das erste, was er tat, daß 
Die neue Volksschule in Schlüchtern 
Stufn. PH. u. W. Freund
	        
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