Zum Geleit
Im Bestand der Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Mur-
hardsche Bibliothek der Stadt Kassel begründen neben den über 10 000
Handschriften insbesondere die Renaissance-Musikalien die herausragen
de Bedeutung des historischen Erbes der Bibliothek. Besonders reich
ist der Bestand an Noten vom Beginn der Hofkapelle bis in die Mitte des
17. Jahrhunderts.
Von Landgraf Moritz wurde eine umfangreiche, qualitativ herausragende
Musikbibliothek auf der Höhe der damaligen Zeit angelegt. Die Regie
rungszeit von Moritz, genannt der Gelehrte, der als Komponist und
Musiker besonders begabt war, gehört ohne Zweifel zur Glanzzeit des
Kasseler Musiklebens. Als Förderer der Musik ermöglichte er besonders
begabten Schülern des Collegiums Mauritianums Studienaufenthalte im
damaligen Weltzentrum der Musik, in Venedig.
In dieser Zeit gelangten zahlreiche Notenhandschriften und -drucke von
Venedig nach Kassel und bereicherten den Bestand der landgräflichen
Notenbibliothek. Sie befanden sich im Gepäck der Kasseler Venedig-Stipen
diaten, allen voran Heinrich Schütz. Das erklärt, warum sich etwa 25 Kom
positionen seines Lehrers Giovanni Gabrieli im Bestand der Handschriften
abteilung der Landesbibliothek befinden. Außerdem überließ Heinrich
Schütz dem Kasseler Hof über 60 handschriftliche Eigenkompositionen,
die größtenteils nach seiner Zeit am Kasseler Hof entstanden.
Aus Anlass des 425. Geburtstags von Heinrich Schütz zeigt die Univer
sitätsbibliothek einen Teil dieses Schatzes. Das Werk von Heinrich Schütz
wird in den musikhistorischen Zusammenhang gestellt. Vorläufer, Lehrer
und Zeitgenossen werden mit ihrem Schaffen im Zusammenhang mit
dem Kasseler Musikleben an einzelnen Kompositionen dargestellt.
Die Ausstellung verweist auch auf das enorme Potential, das die Kasseler
Handschriftenschätze weit über die Region hinaus haben. Täglich kom
men Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt, um
hier zu forschen. Mit der Ausstellung wird die einmalige Gelegenheit
geboten, die Handschriften und Drucke auch einem breiteren Publikum zu
zeigen. Erst nach Fertigstellung des Anbaus an das Gebäude der Murhard-
schen Bibliothek, der 2013 eröffnet werden soll, können auch Einzel
stücke der Musiksammlung in der Dauerausstellung präsentiert werden.
Dr. Axel Halle, Leitender Bibliotheksdirektor