Einleitung
I. Die Handschriften und der Sammler.
Die Kasseler Alchemica-Sammlung ist die größte ihrer Art in Deutschland.
Als Landgraf Moritz von Hessen-Kassel 1632 in Eschwege starb, hin
terließ er eine Bibliothek von 731 Bänden; davon 376 Drucke und
355 Handschriften aus allen Fachgebieten. Alle Drucke sind 1941 ver
brannt, gerettet wurden die Handschriften, auch die 256 alchemischen
[dazu kommen drei erst jüngst erworbene]. Wie alle Bücher der alten
Landesbibliothek hat man sie nach Formaten getrennt aufgestellt: Folio
(2°), Quart [4°] und Oktav (8°); die in Duodez und Sedez sind nicht erhal
ten bzw. bei Oktav eingereiht. Dieser Katalog handelt von der größten
Handschriftengruppe, den Quarthandschriften: 164 Bände; von diesen
wiederum stammen nur 16 nicht aus dem Besitz von Landgraf Wilhelm
IV. und seinem Sohn Moritz.
Für keinen der hessischen Landgrafen trifft Schillers Wallenstein-Urteil
Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, schwankt sein Charakterbild in
der Geschichte besser zu als auf Moritz den Gelehrten von Hessen-Kassel
[1572-1632]: Hochgebildet, sprachbegabt, der Wissenschaft, der Poesie,
dem Theater, der Musik ergeben, um die Erziehung der Jugend bemüht, so
tritt er uns zu Beginn seiner Regierungszeit [1592] entgegen. Glanzvoll
waren die Feste anlässlich der Taufen seiner ersten Kinder: Ritterspiele
in Fuldaaue und Schloss führten den Adel Deutschlands und ausländi
sche Delegationen in Kassel zusammen. Wilhelm Dilich schuf dazu reich
illustrierte Berichte, welche den Ruhm des Kasseler Hofes verbreiteten;
der erste feste Theaterbau Deutschlands, das Ottoneum entstand, wo
englische Schauspieltruppen agierten, begleitet von Mitgliedern der Hof
kapelle. Diese gehörte zu den besten in Deutschland; der Landgraf, einst
Schüler seines Kapellmeisters Georg Otto, komponierte geistliche und
weltliche Stücke von beachtlicher Qualität; er entdeckte und förderte das
Genie Heinrich Schütz, der dem Fürsten dafür lebenslang dankbar war.
Und er ging seiner Neigung zu den Naturwissenschaften nach, insbe
sondere der Botanik und der Chemie, dies mit Vorliebe im Gewände der
Alchemie.
Dagegen der intolerant und ungeschickt agierende Politiker Moritz,
der die lutherische Bevölkerung durch seinen Übertritt zum Calvinismus
gegen sich aufbrachte, weil sie ihm darin folgen musste, durch Erbteilun
gen das Territorium schmälerte, es mit Kaiser und Reich verdarb und das
Land in Schulden stürzte, was 1627 schließlich zu seinem Rücktritt führte.
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