Full text: [Rezension:] Die althochdeutschen Präpositionen. Ein Beytrag zur deutschen Sprachkunde und Vorläufer eines althochdeutschen Sprachschatzes, nach den Quellen des achten bis elften Jahrhunderts, Von E. G. Graff. (..) Königsberg: Bornträger 1824

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Zur deutschen Sprachkunde. 
xxvm. Bd. 
lautendengleichbedeutigen MiLtelformen ar> ir (er)., ur (©raff 
S. 59, 60). Ob hier die Vocale Unterschiede machen? mund- 
artisch oder gleichgültig sind? Der Wechsel ist wie in var-, vir- 
(ver), var-, oder za, zi (ze), und sie scheinen mir in den mei 
sten Zusammensetzungen einerley/ z. B. in ar-teilan, ir-teilan, 
ur-teilan (judicare), nicht in allen; in einigen stehet ur, kein 
ar, ir, z. B. ur-muoti (amens), ur-wäfni (inermis). Doch 
dürfen ar und ir allerwärts tauschen/ auch für sie ur stehen/ we 
nigstens mundartisch. Das Nähere gehört anders wohin. Im 
Goth. nur usj weder as noch is (wie du, weder da noch di); 
altn. nur ur (or), das ich wider die isländ. Schreibung ur (6r) 
annehme. ?lus dem ahd. ar, oder früheren a8, hat sich zuwei 
len d-erzeugt, fast bloß in Compositis mit Nominibus: ä-chust 
(vitium); ä - suih (fraus) ; ä-pulki (ira); a - punst (invidia) ; 
a-scaffa (scandula); ä-leipa (residuum); ä - danch (argu 
mentum, adinventio); a- champi (stupa) ; ä-wirchi (stupa); 
a-suinga (stupa); ä-snita (sarmenta); ä-wicki (avium); 
a-rümi (vicinitas); a-scrota (surculamina) ; ä-kez, ä-ke- 
zali (oblivio) ; ä - weraf (ejectamentum) , ä-wert (absens) ; 
ä-riup (dirus); a-teilo (expers); a - varo (pallidus) ; ä-her- 
zer (excors), und andre mehr; seltner mit Verdis; zwar stehet 
hrab, 970^ : a-stiubt (orbatus), aber die Wiener Handschrift 
liest ar-stiufit (wie jun 174, 215), doch foU IN* in noch unge- 
druckten Stellen a-werfen (abjieere), a-wizzen (delirare) 
und a-warten (saciem avertere) brauchen, die nur sichtbar aus 
a-werf, a-wizi und a - wart abgeleitet sind. Mhd. dauern sehr 
wenige fort: ä-maht (debilitas); a-kust (vitium); a-sanc 
(adustio); ä-swich (fraus), und das Verbum a-kosen (de 
lirare), Barl* 320, 1: ä-greifen (?MS. 2, i3i a . ). Daß 
aber alle solche a- aus der Partikel ar stammen / zeigt theils die 
Bedeutung (ex), welche nicht immer verneint, sondern oft zu der 
unsers heutigen er-, ver- stimmt *) (äleiba, das erübrigte, 
adanch, das erdachte, asanc, das versengte, awerf, das ver 
worfne, agez, Vergessenheit), theils der Gebrauch der ar-, ir^ 
nr-'Form daneben in denselben oder ähnlichen Wörtern. Doc. 
201 a : ä-herzer (excors), und jun. 181: ur-herzer; ur- 
chusti (fraudes), K. 53 a ; wiewohl vielleicht hin und wieder 
mit jeder Form ein eigner Sinn verbunden gewesen ist. Weitere 
Bestätigung gewinnt aber die Ansicht aus dem Alts. und Ags., wo 
mit a- viel häufiger componirt wird, doch umgekehrt mehr beym 
Verbum, weniger beym Nomen. In der E. H. liest man 
*) Das goth. us-kiusan bedeutet reprobare, verwerfen, nicht öli 
gere, wie daS ahd. ir-kiosan (O. Sal. 11).
	        

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