Full text: [Rezension:] Die althochdeutschen Präpositionen. Ein Beytrag zur deutschen Sprachkunde und Vorläufer eines althochdeutschen Sprachschatzes, nach den Quellen des achten bis elften Jahrhunderts, Von E. G. Graff. (..) Königsberg: Bornträger 1824

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Zur deutschen Sprachkunde. 
xxvm.Bd. 
chen Präpositionen anfangs sich auf Raumverhältnisse bezogen 
haben, dann auf die der Zeit, und von beyden auf abstracte Be 
griffe, zumal der Causalität übertragen worden sind. Eine An 
sicht, worin ihm jeder beyfallen wird, den Untersuchungen jed 
weder Art von Wörtern auf sinnliche Bedeutung als das Frühere 
haben führen müssen. Bey allen einzelnen Präpositionen stellt 
nun der Vers, diese leibliche Grundlage vorne hin, wodurch seine 
Entwickelungen festen Halt, zugleich Leichtigkeit erlangen. Nur 
zwey Präpositionen, nämlich er (ante) und (post), scheinen 
ihm den Raum gar nichts anzugehen, d. h. sie kommen als Prä 
positionen nicht räumlich vor. Ihrer Wurzel und Bedeutung nach 
könnten sie es, vielleicht fehlen bloß Beyspiele. Denn da der 
Superlat. von er, eristo (primus) sonst auch durch frumisto 
ausgedrückt wird, dieses aber Ablaut von fram, einer Raum 
präposition , ist, so hindert an sich nichts, daß er auch den 
räumlichen Begriff von vor gehabt habe. Das altn. Adj. sidr 
bedeutet laxus, remissus, weßhalb auch die Partikel sid (sero, 
goth. seithu) gar wohl lang, weit, schleppend, also ein räum 
liches Zurück und Dahinten bezeichnen würde. Einer dritten 
Präp., nämlich ano (sine), spricht der Vers. Raum und Zeit 
begriff ab, und will sie für eine Anomalie angesehen wissen, worin 
ich nicht seine Meinung theile. Ano (ohne) gehört ganz in die 
Reihe wahrer Präpositionen, und ist reiner Gegensatz von mit* 
dieses Gemeinschaft, jenes Geschiedenheit ausdrückend. Wie also 
mit Begleitung, Vermittlung, so wird ohne Trennung, Entäu 
ßerung bezeichnen; wie jenes sich mit an, bey, zu, dieses sich 
berühren mit von, ab, kern. In gewissem Betracht ist mit 
intra, ohne extra. Auch haben alle mir bekannten Sprachen 
wahre Präpositionen für diesen Begriff: slao. 6es; litth. be; 
lett. bes; lat. sine, absque; griech. avev, arep, %copis“, das 
mit (Raum) zusammenhängt, wie das goth. inuh (sine) 
mit 'in, das ahd. ano mit an, und in anderwärtigen Beziehun 
gen Raum, bald den erfüllten, bald den leeren, bedeutet. Man 
vgl. ahd. muoza (otium) und muozan, goth. gamotan (^copezr). 
So auch Tc'X.'ifv (nTieov), das volle, übervolle, heraustretende, 
entäußerte , gesonderte. Der im Mhd. ziemlich üblichen, mit 
ane gteichbedeutigen Präp. sunder, nhd. sonder, erwähnt Hr. 
Grafs gar nicht, weil sie in den ahd. Quellen noch nicht aufge 
funden ist. Ihre früheste Spur gewahre ich in den niederdeut 
schen Psalmen, wo 58, 5: sundir unreht; 72, i3: sunder 
saca (sine causa).
	        
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