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Zur deutschen Sprachkunde.
xxvm.Bd.
chen Präpositionen anfangs sich auf Raumverhältnisse bezogen
haben, dann auf die der Zeit, und von beyden auf abstracte Be
griffe, zumal der Causalität übertragen worden sind. Eine An
sicht, worin ihm jeder beyfallen wird, den Untersuchungen jed
weder Art von Wörtern auf sinnliche Bedeutung als das Frühere
haben führen müssen. Bey allen einzelnen Präpositionen stellt
nun der Vers, diese leibliche Grundlage vorne hin, wodurch seine
Entwickelungen festen Halt, zugleich Leichtigkeit erlangen. Nur
zwey Präpositionen, nämlich er (ante) und (post), scheinen
ihm den Raum gar nichts anzugehen, d. h. sie kommen als Prä
positionen nicht räumlich vor. Ihrer Wurzel und Bedeutung nach
könnten sie es, vielleicht fehlen bloß Beyspiele. Denn da der
Superlat. von er, eristo (primus) sonst auch durch frumisto
ausgedrückt wird, dieses aber Ablaut von fram, einer Raum
präposition , ist, so hindert an sich nichts, daß er auch den
räumlichen Begriff von vor gehabt habe. Das altn. Adj. sidr
bedeutet laxus, remissus, weßhalb auch die Partikel sid (sero,
goth. seithu) gar wohl lang, weit, schleppend, also ein räum
liches Zurück und Dahinten bezeichnen würde. Einer dritten
Präp., nämlich ano (sine), spricht der Vers. Raum und Zeit
begriff ab, und will sie für eine Anomalie angesehen wissen, worin
ich nicht seine Meinung theile. Ano (ohne) gehört ganz in die
Reihe wahrer Präpositionen, und ist reiner Gegensatz von mit*
dieses Gemeinschaft, jenes Geschiedenheit ausdrückend. Wie also
mit Begleitung, Vermittlung, so wird ohne Trennung, Entäu
ßerung bezeichnen; wie jenes sich mit an, bey, zu, dieses sich
berühren mit von, ab, kern. In gewissem Betracht ist mit
intra, ohne extra. Auch haben alle mir bekannten Sprachen
wahre Präpositionen für diesen Begriff: slao. 6es; litth. be;
lett. bes; lat. sine, absque; griech. avev, arep, %copis“, das
mit (Raum) zusammenhängt, wie das goth. inuh (sine)
mit 'in, das ahd. ano mit an, und in anderwärtigen Beziehun
gen Raum, bald den erfüllten, bald den leeren, bedeutet. Man
vgl. ahd. muoza (otium) und muozan, goth. gamotan (^copezr).
So auch Tc'X.'ifv (nTieov), das volle, übervolle, heraustretende,
entäußerte , gesonderte. Der im Mhd. ziemlich üblichen, mit
ane gteichbedeutigen Präp. sunder, nhd. sonder, erwähnt Hr.
Grafs gar nicht, weil sie in den ahd. Quellen noch nicht aufge
funden ist. Ihre früheste Spur gewahre ich in den niederdeut
schen Psalmen, wo 58, 5: sundir unreht; 72, i3: sunder
saca (sine causa).